Wenn Kinder Morddrohungen über Whatsapp bekommen
Stand: 16.09.2016, 17:12 Uhr
Wer die Nachricht nicht an Freunde weiterleitet, wird dafür angeblich hart bestraft. In Oberhausen hat eine Computerstimme Grundschülern über Whatsapp gerade mit Mord gedroht. Was die Polizei und Medienpädagogen Eltern in solchen Fällen raten.
Worum geht es aktuell konkret?
Mehrere besorgte Eltern meldeten sich bei der Polizei Oberhausen. Die Kinder im Grundschulalter hatten über WhatsApp eine Sprachnachricht erhalten. Eine weibliche Computerstimme fordert darin Kinder auf, die Nachricht an fünf weitere Kinder zu senden. Bei Nichtbefolgen wird unter anderem eine Morddrohung ausgesprochen.
Was kann die Polizei machen?
Offenbar nicht viel. In Oberhausen haben mehrere Eltern Anzeige erstattet, aber die Polizei sagt: Bei solchen Ketten und ausländischen Providern sei es schwierig, an die Ursprungsabsender zu kommen. Im aktuellen Fall zum Beispiel vermutet die Polizei Oberhausen, dass es sich um eine Nachricht handelt, die auch schon 2013 in Niedersachsen aufgetaucht ist und sich seitdem verbreitet hat und damit wohl seit Jahren im Netz unterwegs ist. Wer der Initiator war, lässt sich also kaum zurückverfolgen. So etwas läuft übrigens unter der Straftat "Bedrohung".
Was müssen Eltern beachten, wenn das Kind so eine Nachricht bekommt?
Der Medienpädagoge Matthias Felling rät Eltern: Ruhe bewahren und im ersten Schritt im Internet recherchieren und den Absender dann auch blockieren. "Meistens ist dann nach wenigen Klicks klar, dass das eine Falschmeldung ist." Die Polizei sagt, dass Eltern auch andere Eltern informieren sollen, damit sie auch mit ihren Kindern darüber sprechen und sie vorwarnen können. Und die Polizei sagt auch: Das Beispiel zeige wie wichtig es sei, dass Kinder wissen, dass sie sich immer an ihre Eltern wenden können und mit so etwas nicht alleine gelassen werden.
Was müss Kinder wissen, damit sie sich nicht zu große Sorgen machen?
Dass nicht alles stimmt, was im Internet steht und an Nachrichten verschickt wird! "Es gibt halt einfach Lügengeschichten, Gerüchte und Verschwörungstheorien. Das kann man Kindern gut erklären und ihnen dann sagen, dass es wichtig ist, kritisch zu sein und zu schauen, wer der Absender ist", sagt Medienpädagoge Felling. Um gemeinsam die Quelle einer Nachrichte im Netz zu suchen, muss man auch nicht auf eine Morddrohung warten. So etwas könne man auch gut mal anhand anderer Beispiele mit dem Kind durchspielen und nachrecherchieren.
Wie kann ich solche Nachrichten als Kettenbriefe identifizieren?
Bei der Einordnung hilft zum Beispiel eine Liste der Technischen Universität Berlin. Die Liste führt erwiesene Hoaxes und Kettenbriefe auf, die im deutschsprachigen Raum kursieren. Dabei gibt es zwei Listen - eine für Kettenbriefe im Netz allgemein, eine Facebook, Whatsapp und Co. Auch der Verein "Mimikama" geht Falschmeldungen und Hoaxes nach.
Bei Whatsapp gibt es ja eine Altersbeschränkung. Ist die sinnvoll?
Ja, sagt Medienpädagoge Felling. Je jünger die Kinder sind, desto verehrender sei die Wirkung. Offiziell soll WhatsApp erst ab 13 Jahren genutzt werden, sagt der Anbieter selbst. Wer sein Kind früher darüber schreiben lässt, sollte entsprechend über Kettenbriefe aufklären.
Ist es besser, Kindern Whatsapp zu verbieten?
Nein, sagt der Medienpädagoge. Ein Verbot führe letzlich immer zum Katz-und-Maus-Spiel zwischen Eltern und Kind. Felling: "Die Kinder finden dann andere Wege zu kommunizieren. Wenn Eltern mir als Kind verboten haben, dass ich einen Messenger nutze und ich bekomme dann auf einem Messenger so einen Kettenbrief, dann sage ich meinen Eltern ja wahrscheinllich eher nicht, was ich da bekommen habe, weil es ja verboten ist. Und eigentlich brauche ich ja gerade da jemanden, der mit mir darüber spricht."