Equal Pension Day
Große Rentenlücke zwischen Männern und Frauen
Stand: 06.08.2015, 14:48 Uhr
Frauen erhalten durschschnittlich knapp 60 Prozent weniger Rente durch eigenständig erworbene Ansprüche als Männer. Am vergangenen Dienstag fand zum zweiten Mal der "Equal Pension Day" statt, der sich mit dieser Ungleichheit beschäftigt.
Der sogennate "Gender Pension Gap" beziffert den relativen Rentenunterschied zwischen den Geschlechtern. Er wird berechnet in Abhängigkeit von Region, Familienstand, Berufsabschluss, Geburtsjahrgang und dem Vorhandensein von Kindern. In Deutschland lag der Gender Pension Gap 2011 bei 59,6 Prozent, das bedeutet, dass Frauen 59,6 Prozent geringere eigene Rente als Männer bekommen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat erstmals 2011 diese Rentenlücke erhoben.
Berufsunterbrechung für Kinder ist eine Ursache
Als Ursachen für diese Ungleichheit nennt die Studie des Bundesministeriums eine Arbeitsunterbrechung für die Kindererziehung, die Pflege von Angehörigen und die Arbeitsreduzierung verbunden mit schlechteren beruflichen Perspektiven und Karriereoptionen. Außerdem komme auch die unterschiedliche Bezahlung zwischen Männern und Frauen zum Tragen.
Der Equal Pension Day macht diese Ungleichheit zum Thema. Dieser Tag ist aus einem Bündnis des Bundesforums Männer, dem Verband alleinerziehender Mütter und Väter und dem Verband berufstätiger Mütter im letzten Jahr hervorgegangen. Auf die Ursachen und Wirkungen der Rentenlücken soll aufmerksam gemacht werden.
Ehegattensplitting und Minijobs bieten bedenkliche Anreize
Cornelia Spachtholz, Vorstandsvorsitzende des Verbandes Berufstätiger Mütter e.V. und Initiatorin des Equal Pension Day erklärt, dass die Gründe und Ursachen auf drei verschiedenen Ebenen liegen. Zum einen seien es Faktoren aus der Wirtschaft, die die Rentenlücken begünstigen. "Wir fordern beispielsweise gleiche Bezahlung für Männer und Frauen und Beschäftigte in Teilzeit gleichwertig zu behandeln, angefangen von der Bezahlung über die gleichen Chancen, zum Beispiel in Form von Weiterbildungsangeboten und Aufstiegschancen", so Spachtholz.
Außerdem seien auch steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen Faktoren für die Ungleichheit. Durch Dinge wie das Ehegattensplitting - das einen steuerlichen Vorteil bringt, je weiter die Einkommen von Eheleuten auseinander liegt - in Kombination mit der beitragsfreien Krankenversicherung oder auch Minijobs würden Anreize geschaffen, das Gehalt der Frau als Zuverdienst einzustufen, was eine geringere Rente zur Folge hat, erklärt die Vorstandsvorsitzende. Frauen müssten im familiären Bereich ein Stück weit loslassen und mehr finanzielle Eigenverantwortung übernehmen.
"Aber auch auf der persönlichen Ebene müssen Frauen loslassen und Männern Raum geben. Zum Beispiel im Haushalt, der Pflege und in der Kindererziehung. Männer machen bestimmt einige Dinge anders, aber anders ist ja nicht gleich schlechter, sondern durchaus ein Gewinn", so Spachtholz. Die Zeit, die Frauen dadurch gewinnen würden, könnten sie beispielsweise in ihren beruflichen Erfolg investieren.