Deutsche Waffen gelten als zuverlässig, deswegen sind sie vor allem im Ausland beliebt. Viele Länder kaufen jedes Jahr Waffen von Heckler und Koch, Walther und Co. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums hat Deutschland im ersten Halbjahr 2015 Kleinwaffen im Wert von 12,4 Millionen Euro genehmigt und in verschiedene Länder verkauft. Unter den Begriff Kleinwaffen fallen sowohl Pistolen als auch Sturm- und Maschinengewehre wie das bekannte G36 von Heckler und Koch oder sein Vorgängermodell G3.
Deutsche Waffen sind leicht zu bekommen
Besonders diese Sturmpistolen sind es, die immer wieder in die Hände von Organisationen wie der IS-Terrormiliz in Syrien oder Guerillatruppen in Mexiko fallen. "Wir können davon ausgehen, dass es nirgendwo auf der Welt einen Konflikt gibt, in dem deutsche Waffen nicht präsent sind", sagt Waffenexperte Wolf-Christian Paes vom Internationalen Konversionszentrum Bonn (BICC). Die Waffen spielten dabei zwar keine so dominante Rolle wieder zum Beispiel die Kalaschnikow – sie werden aber trotzdem benutzt. "Deutsche Waffen sind in den meisten Konflitkbereichen sehr leicht zu erreichen", sagt Frank Mischu von der Kindernothilfe. Die Organisation therapiert Kindersoldaten aus Krisengebieten. Sie würden immer wieder von den "guten deutschen Waffen" berichten, sagt Mischu.
Gegen Abkommen wird verstoßen
Eigentlich dürften deutsche Waffen gar nicht in aktive Konflikte geliefert werden und auch gar nicht in die Hände von Unrechtsregimen gelangen. Staaten, an die Waffen exportiert werden, müssen eigentlich in einer sogenannten Endnutzerklärung versichern, dass sie die Waffen nicht weiterverkaufen. "Aber Papier ist geduldig", sagt Waffenexperte Paes. "In der Vergangenheit gab es eine Reihe von dokumentierten Fällen, wo die Waffen ihren trotz einer Erklärung in Krisengebiete gefunden haben."
Auch macht die deutsche Regierung Ausnahmen, wie zum Beispiel bei den Waffenlieferungen an die kurdischen Peschmerga-Kämpfer im Kampf gegen den IS. Nach Berichten der kurdischen Regionalregierung seien mindestens 88 Gewehre verschollen – ob sie auf dem Schwarzmarkt verkauft oder auf dem Schlachtfeld verloren wurden, ist unbekannt. Aber auch der IS könnte auf diesem Weg an deutsche Waffen gelangt sein.
Waffenlieferungen mit "Geschmäckle"
Um das zu verhindern, will Deutschland zukünftig prüfen, ob die Waffen wirklich in ihrem Bestimmungsland geblieben sind. Für die sogenannten "Post-Shipment-Kontrollen" müssen Länder, die nicht in der Nato sind dulden, auch vor Ort kontrolliert zu werden, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium.
Trotzdem hat das Wirtschaftsministerium 2016 bereits weitere Waffenexporte in den arabischen Raum genehmigt: darunter 1.210 Maschinengewehre an den Oman und 130 Gewehre an die Vereinigten Arabischen Emirate. Wolf-Christian Paes sieht das kritisch: "Es hat ein politisches Geschmäckle." Diese Länder stehen immer wieder im Verdacht, ihre importierten Waffen auch über "graue Kanäle" an Nicht-Regierungstruppen zu verkaufen.