Angeklickt: Snap Spectacles

Stand: 30.09.2016, 17:40 Uhr

Videos sind die neuen Fotos, zumindest im Internet. Videos aufnehmen kann auch jeder mit seinem Smartphone - doch nicht nur damit. Jetzt sollen auch Sonnenbrillen mit eingebauter Videokamera auf den Markt kommen. Unser Netzkenner Jörg Schieb ist skeptisch, ob das funktionieren kann.

Snap Spectacles heißt die knallbunte Hightech-Brille, die der Messenger-Dienst Snapchat, der jetzt übrigens nur noch "Snap" heißt, schon bald auf den Markt bringt. Eine Sonnenbrille mit eingebauter Kamera. Das Objektiv ist im Gehäuse versteckt. Die Kamera nimmt alles aus der Perspektive des Brillenträgers auf, aus der Ich-Perspektive.

Wenn ich mir ein Smartphone vor das Gesicht halte, drehe ich auch aus der Ich-Perspektive. Aber die Hände sind nicht frei. Wenn ich aber eine Kamera benutze, die immer da ist, weil sie auf meiner Nase sitzt, kann ich meine Hände frei bewegen. Das ergibt dann schon wirklich witzige Aufnahmen. Rund 170 Dollar soll die Brille mit eingebauter Kamera kosten – und schon bald auf den Markt kommen.

Eine Videokamera in einer Brille bleibt eine komische Sache. Der Träger der Brille kann damit jederzeit Aufnahmen machen – und die anderen Menschen bekommen es in der Regel nicht mit.

Wenn man ein Smartphone in der Hand hält, um etwas aufzunehmen, sieht man das. Bei einer Brillenkamera nicht. Deswegen gibt es kleine LED-Leuchten rund um das Objektiv, die angehen, wenn man mit der Videokamera aufzeichnet. Aber reicht das? Abgesehen davon wird es sicher ganz schnell Hacker geben, die wissen, wie man die LEDs abschaltet und unbemerkt aufzeichnet. Und genau das könnte der neuen Videobrille von Snap, zum Verhängnis werden.

Wiederholt Snap die Fehler von Google Glass?

Google ist mit seiner Datenbrille Google Glass genau deswegen gescheitert. Denn auch mit Google Glass konnte man unbemerkt Aufnahmen machen, sowohl Fotos als auch Videos. Aber dagegen haben sich die Menschen gewehrt. Es gab großen Widerstand gegen die Brille und erhebliche Bedenken, auch von Datenschützern. Daraufhin hat Google die Datenbrille vom Markt genommen.

Google-Glass gehackt

Google Glass zog viel Widerstand auf sich

Jetzt also wieder eine Brille, mit der man unbemerkt Aufnahmen machen kann. Gut möglich, dass sich heute kaum noch jemand an eine Brille mit eingebauter Kamera stört. Wahrscheinlich haben zumindest die jüngeren Leute, für die Snap Spectacles entwickelt worden ist, damit wohl eher kein Problem, wenn sie von ihren Freunden ständig aufgenommen werden.

Snap Spectacles' Technologie liegt im Foto- und Videotrend

Eine Funktion der neuen Videokamera ist aber wirklich interessant: Snap unterscheidet nicht mehr zwischen Hoch- und Querformat. Es gibt "runde Videos" – und der Zuschauer entscheidet, ob er sie im Hoch- oder Querformat sehen möchte. Das finde ich wirklich mal eine sehr schöne Idee, sie funktioniert aber nur in der Messenger-App Snap, nirgendwo sonst.

Es wird aufgerüstet, um immer beeindruckendere Aufnahmen zu machen, die sich in den Sozialen Netzwerken verbreiten. Der teure Gimbal für verwacklungsfreie Fotos und Videos ist zum Beispiel ein Trend.

Ein weiterer Trend sind Drohnen – auch nicht gerade unproblematisch, da man damit zum Beispiel beim Nachbarn vorbei schauen kann. Doch immer mehr nutzen Drohnen, um sich selbst in Szene zu setzen. Eine Art Selfie der Extraklasse.

Bislang sind solche Drohnen eher groß und sperrig. Neuere Entwicklungen sind aber leichter. Manche Modelle kann man zusammenfalten und überall mit hinnehmen. Dann entfalten – und losfliegen lassen. Sie sind mittlerweile mit hochauflösenden Kameras ausgerüstet, machen also wirklich gute Aufnahmen. Außerdem können eingebaute Sensoren verhindern, dass die sündhaft teure Drohne in der Luft mit irgendetwas kollidiert.