Mit Altersanzug im Auto

Stand: 26.01.2017, 17:00 Uhr

Die Debatte um Fahrsicherheit von Senioren im Straßenverkehr wird aktuell vom Verkehrsgerichtstag aufgegriffen. Überdurchschnittlich häufig sind Menschen ab 75 Jahren Hauptverursacher von Unfällen mit Personenschäden. Aber wie fühlt sich alt sein eigentlich an? Moderatorin Susanne Wieseler wagt den Selbstest und fährt im Altersanzug Auto:

Von Susanne Wieseler

Ich hatte Respekt, großen Respekt. Ich bin ein ungeduldiger Mensch, will immer Sachen machen – und wenn ich mal nicht so kann, - weil ich zum Beispiel einen dicken Daumen habe vom Hämmern - dann werde ich schnell fuchsig.

Arthrose, schlechte Ohren und gefühlt 80+, ohwe!

Ein Altersanzug simuliert die veränderten Fähigkeiten, mit denen es im Alter klarzukommen heißt. Das Ganze reicht von Sehschwächen über Schwerhörigkeit oder eben die allgemeine nachlassende Kraft und steife Gelenke.

Deshalb bin ich unendlich dankbar, dass ich eine gemäßigte Variante des Altersanzugs verpasst bekomme. Ein paar Gewichte sind raus, die Handschuhe bleiben mir erspart - ich bekomme nur Schienen an die Handgelenke geklettet. Die Tunnelblick-Brille muss aich auch nicht aufsetzen, sondern nur das Farben verfälschende Modell. Ich ziehe also nicht alle denkbaren Einschränkungen und Wehwehchen an – ist ja auch realistisch. Und: Es reicht.

Plötzlich 80 – oder gefühlt 90. Alle Bewegungen werden anstrengend, ich höre nicht mehr gut, nichts macht sich eben schnell nebenbei. Laufen geht nur schleppend und Auto fahren macht auch keinen Spaß. Sogar das Blinker setzen wird zu einer sehr bewussten Aktion: Eins nach dem anderen … Rückwärtsfahren, wenden, einparken – alles wahnsinnig anstrengend. Und langsam. Aber es geht, nach 15, 20 Minuten habe ich mich einigermaßen dran gewöhnt, bin aber auch schon fast platt und habe keine Lust mehr.

Wenn ich mal alt bin, habe ich hoffentlich genug Geld um mir ein Auto mit ein paar Hilfen zu kaufen (Rückfahrkamera und Totwinkelassistent!). Und ich nehme mir vor mich ehrlich zu fragen: Brauche ich das? Und vor allem: Will ich das wirklich? Im Zweifel lasse ich es besser freiwillig, als mir den Führerschein abnehmen zu lassen. Das will man ja nun wirklich nicht.