Bewerben im Tandem

Zwei Frauen, ein Job

Stand: 25.05.2015, 15:55 Uhr

Er ist viel beklagt: der Fachkräftemangel in Deutschland. Zwei Frauen aus Köln haben da eine Lösung. Beide sind gut ausgebildet und haben gesagt: "40 Stunden schaffe ich nicht" - und dann ist die eine der beiden auf eine Idee gekommen: "Wir teilen uns den Job."

Melanie Behrendt und Melanie Hahn hatten Glück - aber auch ein eigenes Konzept. 2013 bewarben sich die beiden Mütter auf die Stelle der Pressesprecherin in der Kölner Fachhochschule Fresenius. Die Geschäftsleitung mussten sie allerdings erst mal überzeugen. Doch am Ende war es kein Problem. "Uns war wichtig, dass wir ein Rundum-Sorglospaket anbieten. Wir haben das gemeinsame Anschreiben gehabt und ergänzt durch Arbeitszeitmodell. Da konnte der künftige Arbeitgeber auf einen Blick sehen, wie sich unser Arbeitsleben zeitlich aufteilt", sagt Melanie Behrendt. Das hat dann überzeugt. Und auch in der Praxis läuft es gut.

Alle Mails in cc

Meistens steht Home-Office an: Von dort aus teilen die beiden sich die Termine auf. Sie setzen sich bei allen Mails in cc, stimmen sich in jedem Detail ab. Die Geschäftsleitung schätzt die doppelte Kompetenz der Pressesprecherinnen. In der Wirtschaft dagegen sieht man skeptisch auf Jobsharing.

Zwei Arbeitsverträge, doppelte Kosten?

Bis 2009 hatten immerhin 20,4 Prozent der Unternehmen Jobsharing-Plätze angeboten. Doch dann sank die Anzahl 2012 mit 11,1 Prozent auf fast die Hälfte. Offenbar gilt das Modell gerade bei kleineren Unternehmen als zu aufwendig. Christiane Flüter-Hoffmann arbeitet für das Institut der deutschen Wirtschaft. Sie sagt: Unternehmen hätten beim Modell einen höheren Koordinierungsaufwand, erhöhte Kosten durch zwei Arbeitsverträge und doppelte Kosten für Weiterbildung.

Einer ist immer da

Bei Melanie Hahn und Melanie Behrendt aber überwiegen offenbar die Vorteile - für alle Seiten. "Es gibt keine Krankheitsausfälle, wir waren noch nie parallel krank", sagt Melanie Hahn. Die eine springt stets für den anderen ein.