Mehr Wohnungseinbrüche in NRW

Massiver Anstieg in NRW-Großstädten

Stand: 22.07.2015, 17:24 Uhr

In den größten Städten in NRW steigt die Zahl der Wohnungseinbrüche. Gleichzeitig sinkt die Aufklärungsquote vielerorts rapide ab. Für die Gewerkschaft der Polizei sind die Zahlen alamierend, für die CDU ein Politikum.

Nach Informationen der Gewerkschaft der Polizei (GdP) stieg die Zahl der Wohnungseinbrüche in den großen Städten der Rhein-Ruhr-Schiene. Besonders stark betroffen ist Düsseldorf mit 1.720 Einbrüchen. Das bedeutet eine Zunahme von 47,8 Prozent. In Duisburg stieg die Zahl der Einbrüche um 30,1 Prozent, in Essen um 25,2 Prozent, in Dortmund um 24,7 Prozent, in Köln um 18,5 Prozent und in Bochum um 7,9 Prozent.

Niedrige Aufklärungsquoten

Gleichzeitig gingen fast überall die Aufklärungsquoten zurück. In Essen auf 9,85 Prozent (-3,38 Prozent), in Düsseldorf auf 7,91 Prozent (-0,68 Prozent), in Köln auf 5,68 Prozent (-0,77 Prozent) und in Bochum auf 5,46 Prozent (-7,47 Prozent). In Dortmund blieb die Aufklärungsquote nahezu unverändert. Einzig in Duisburg stieg sie um 1,38 Prozent auf 10,41 Prozent.

Die GdP sieht die enormen Anstiege und niedrigen Aufklärungsquoten mit großer Sorge. "Wenn in großen Städten unseres Landes die Zahl der Wohnungseinbrüche gegenüber dem Vorjahreszeitraum zwischen 20 und 47 Prozent zunimmt und die Aufklärungsquote teilweise nur noch bei 5 Prozent liegt, ist sofort dringender Handlungsbedarf gegeben", sagte Arnold Plickert, NRW-Landesvorsitzender der GdP. "Die Polizei muss umgehend personell und sachlich in die Lage versetzt werden, Schwerpunkte bei der Bekämpfung der Einbrüche in den großen Städten unseres Landes zu setzen."

52.794 Einbrüche in 2014 in NRW

Eigentlich hatten die statistischen Zahlen Grund zur Hoffnung gegeben. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Wohnungseinbrüche in Nordrhein-Westfalen zum ersten Mal seit 2007 leicht gesunken. Dennoch sind die Fallzahlen mit 52.794 registrierten Einbrüchen hoch. Mit der Kampagne "Riegel vor! Sicher ist sicherer" versucht die Polizei in NRW gemeinsam mit den Bürgern, den Einbrechern ihre Arbeit zu erschweren.

Kritik an Jäger von der CDU-Landtagsfraktion

Der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Theo Kruse, reagierte auf die Zahlen, die heute veröffentlicht wurden, mit scharfer Kritik an Innenminister Ralf Jäger (SPD). Die Explosion der Fallzahlen bei Wohnungseinbrüchen in den Städten der Rhein-Ruhr-Schiene sei ein Armutszeugnis für den Minister. "Jägers operative Hektik ersetzt eben noch kein Konzept. Fünf Jahre nach seinem Amtsantritt als NRW-Innenminister kann man festhalten: Ralf Jäger ist bei der Bekämpfung der Einbruchskriminalität auf ganzer Linie gescheitert." Die CDU-Fraktion habe in der Vergangenheit wiederholt vor dieser Entwicklung gewarnt. "Die Kriminalpolizei weist heute einen ähnlich niedrigen Anteil am Gesamtpersonalbestand der Polizei Nordrhein-Westfalen auf wie im Jahr 1980. Die Anzahl der Wohnungseinbrüche hat sich seither jedoch mehr als verdoppelt." Die Forderung seiner Partei, den Anteil der Kripo am Gesamtpersonalbestand der Polizei deutlich zu erhöhen, sei im März dieses Jahres im NRW-Landtag an der SPD und den Grünen gescheitert.

Höchste Priorität bei der Bekämpfung von Einbruchskriminalität

Wolfgang Beus, Sprecher des NRW-Innenministeriums, hält dagegen. Die Bekämpfung des Wohnungseinbruchs habe für die Polizei im Land höchste Priorität. Aufgrund der aktuellen Entwicklung sei der Kontroll- und Fahndungsdruck auf reisende Einbrecherbanden verstärkt worden. "Wir setzen auf eine Doppelstrategie aus konsequenter Strafverfolgung und Vorbeugung. Unsere landesweite Präventionskampagne "Riegel vor!" und das Konzept "Mobile Täter im Visier" (MOTIV) haben im vergangenen Jahr erste Erfolge erzielt."

GdP fordert mehr Personal

Auch für GdP-Landeschef Plickert reichen Jägers bisherige Maßnahmen nicht aus. Die Polizeibeamten gingen jetzt schon über ihre Leistungsgrenze hinaus und die Aufklärungsquoten seien auf einem inakzeptablen Niveau. Auch er fordert mehr Personal die Auswertung von Tatortspuren. Zusätzlich will er einen zielgerichteten Einsatz der Bereitschaftspolizei in den Ballungsräumen sowie verbesserte Fahndungsmöglichkeiten nach dem Diebesgut.