Trend zum Stadtimker

Honigbienen als Haustiere in der Stadt

Stand: 28.03.2015, 14:19 Uhr

Immer mehr Städter entdecken ihre Liebe zu Bienen und werden zum Imker. Liebevoll kümmern sie sich um ihre Völker auf Dächern, Terrassen und in den eigenen Gärten. Hier sind die Bienen gut aufgehoben - oft besser als auf dem Land.

Honig für das Frühstücksbrötchen von den eigenen Bienen - und das nicht irgendwo auf dem Land, sondern mitten in der Großstadt. Klingt zunächst nach dem sehr speziellen Hobby einzelner Bienenfreude, entpuppt sich aber beim näheren Hinsehen als ein Trend, der schon in vielen Städten Fans gefunden hat. Und das nicht ohne Grund: Experten bescheinigen den sogenannten Urban Beekeepern, zu deutsch Stadtimkern, dass sie zum Schutz der Bienen beitragen und sich Bienen außerdem hervorragend als Stadthaustiere eignen.

Monokulturen machen den Bienen das Leben schwer

Auf dem Land dagegen wird es für das Überleben der Bienevölker immer enger: „Hier hungern die Bienen“, sagt Manfred Hederer, Präsident der deutschen Berufsimker. „Manche Völker sterben mitten im Sommer.“ Warum das so ist, erklärt der Nabu eindrucksvoll mit Blick auf die durchorganisierte und optimierte Landwirtschaft, in der Hecken, Kleingehölze, Waldstücke und Bachränder großräumig gerodet wurden und weniger Platz und Zeit für das Kultivieren von Zwischenfrüchten bleibe. Nach der Ernte dieser Monokulturen entstünden so schlagartig "grüne Wüsten" ohne Pollen oder Nektar, und da viele Bauern ihre Wiesen auch oft schon vor der Blüte mähten, fänden Bienen in manchen Regionen schon ab Juli nur noch blütenfreie Flächen.

Ein reich gedeckter Tisch in der Stadt

Honig vom Welterbe Zollverein

Auf dem Gelände des Industriedenkmals Zeche Zollverein stehen auch Bienen

Ganz anders in den Städten: Hier locken Dachterrassen, Balkone, Gärten und Kleingartenanlagen, Brachflächen, Parks und Friedhöfe mit einem vielfältigen Blütenangebot - noch dazu mit deutlich geringerer Pestizidbelastung als die Monokulturen auf dem Land. Darum seien die Stadtbienen gesünder als ihre Schwestern auf dem Land, so der Nabu, und mache sie widerstandsfähiger gegen den größten Feind der Biene: die Varroa-Milbe.

Die Milbe und andere Gefahren lauern natürlich auch in der Stadt. "Man sollte nicht denken, dass man sich eine Kiste hinstellt, die Bienen reinlässt und dann nichts mehr zu tun hat", sagt Johannes Jee, Kölner Klavierbauer - und seit drei Jahren Stadtimker. Bienenhaltung ist ein komplexes Hobby. Zwei seiner Völker hat Jee verloren - an die Varroa-Milbe und an räuberische Wespen. Fehler hat er am Anfang natürlich auch gemacht. Aber er lernt quasi täglich dazu. Zum Glück sind Stadtimker untereinander gut vernetzt, und Tipps und Tricks finden urbane Imker auch online oder in Imker-Apps. Und inzwischen läuft es mit "seinen Mädels", wie Jee seine Bienchen nennt, richtig gut.