Tastatur

Geheimdienst-Affäre

So funktioniert das Spionieren mit Selektoren

Stand: 07.05.2015, 13:00 Uhr

Rund um die Geheimdienst-Affäre zwischen NSA und BND gibt es Begriffe, die für uns Nicht-Geheimdienstler Fremdwörter sind. Was zum Beispiel sind eigentlich "Selektoren"? Wir erklären, worum es dabei geht.

Was sind eigentlich Selektoren?

Frei übersetzt sind es Suchmerkmale, mit denen unter anderem in der Abhörstation des Bundesnachrichtendienstes (BND) im bayerischen Bad Aibling Datenströme über Satelliten abgegriffen werden. Dabei kann es sich um E-Mail-Adressen, IP-Adressen, Endungen von Internetseiten, Telefonnummern oder auch spezielle Suchbegriffe handeln. Selektoren sind vergleichbar mit Angeln, die in den Datenstrom gehalten werden. Beißen dort eine Information oder gar eine Reihe von Kommunikationsvorgängen an, die zum ausgeworfenen Haken passen, werden sie aussortiert, gespeichert und später ausgewertet.

Wie funktioniert das Auswerten der gefundenen Daten?

Dazu dienen Ausspähprogramme wie Tempora oder Prism, die vor einigen Jahren mit den Enthüllungen rund um Edward Snowden bekannt wurden. Die NSA setzt auf das Spionageprogramm XKeyscore, in das weitere Suchbegriffe und andere, verfeinernde Fakten eingegeben werden können. Damit lassen sich dann gefundene E-Mails lesen, aber auch vermeintlich geheime Facebook-Unterhaltungen und besuchte Internetseiten feststellen. Aktivitäten von Nutzern können außerdem in Echtzeit überwacht werden - die entsprechenden Daten werden zum Beispiel verschlagwortet und gespeichert, um sie später zu untersuchen.

Woher kommen die Daten, die ausgespäht werden?

Eine zentrale Rolle spielt das Tiefseekabel unter dem Atlantik, über das ein Großteil der deutschen Übersee-Kommunikation läuft. Geheimdienste zapfen dieses Kabel sowie Internetknotenpunkte technisch an, fangen Satellitenkommunikation ab oder kommen über Telefon- und Onlineanbieter zu ihrer Datensammlung. Überwacht werden können also letztlich alle Menschen, die ein Telefon oder das Internet nutzen, vor allem wenn sie regelmäßig mit Facebook umgehen oder Google nutzen.

Was macht der Bundesnachrichtendienst mit den Selektoren der NSA?

Nach Angaben von Insidern werden sie vor dem Einspeisen in die Spionagecomputer darauf untersucht, ob Rechte deutscher Staatsbürger oder deutsche oder europäische Interessen verletzt werden. Solche Selektoren werden angeblich aussortiert. Laut "Süddeutscher Zeitung" waren im März 4,6 Millionen Suchbegriffe in den BND-Computern, die sich auf 1,267 Millionen Personen und Unternehmen bezogen. Insgesamt sollen seit 2008 rund 40.000 NSA-Suchbegriffe in einer Ablehnungsliste des BND gelandet sein - einer Art elektronischem Papierkorb. Allein eine Sonderprüfung nach den Enthüllungen des Ex-NSA-Mitarbeiters Edward Snowden ergab im Sommer 2013 aber rund 12.000 Treffer, die auf rund 2.000 absprachwidrige Ziele hinwiesen.