Dassel zur Grimme-Nominierung

"Das ist auch eine Art Applaus"

Stand: 29.04.2015, 12:00 Uhr

Die Multimedia-Doku "Onkel Will" von Christian Dassel (Reporter für die Aktuelle Stunde) ist für den Grimme Online Award nominiert. Das hat die Jury am Mittwochmittag (29.04.2015) bekanntgegeben. Für den Macher der Doku eine große Ehre, wie er uns im Interview verraten hat.

Die Zuschauer der Aktuellen Stunde kennen Christian Dassel seit vielen Jahren als Reporter des Adventskalenders und der Bustour. Mit seinen einfühlsamen Reportagen über den ehemaligen Straßenmusikanten "Onkel Willi" hat er zum ersten Mal eine Multimedia-Doku für die Aktuelle Stunde gemacht. Mit Erfolg. Aus mehr als Tausend Vorschlägen wurde die Doku von einer Jury ausgewählt und für den Grimme Online Award nominiert.

Aktuelle Stunde: Was hast du gedacht, als du von deiner Nominierung für Grimme Online erfahren hast?

Christian Dassel: Ich will nicht verhehlen, dass ich mich wahnsinnig darüber gefreut habe, weil es doch ein ausgesprochen wichtiger Preis ist. Aber ich habe gedacht, dass der Onkel Willi sich da auch wahnsinnig drüber freut. Der ist ja eine Künstlertype und Künstler leben eben vom Applaus. So eine Nominierung ist ja auch eine Art von Applaus, die wir damit bekommen haben. Es sind eben weitaus mehr Menschen an der Reportage beteiligt als ich. Also habe ich mich für uns alle gefreut.

Aktuelle Stunde: Onkel Willi ist dein erstes Pageflow. Hat es dich überrascht, dann auch gleich nominiert zu werden?

Christian Dassel: Ich hatte von Anfang an den Eindruck, dass sich die Geschichte von Onkel Willi besonders intensiv anfühlt und eben nicht ganz alltäglich ist. Die Offenheit, mit der er uns gegenübertritt, ist auch etwas sehr Spezielles. Dass wir dann aber unter die letzten 25 von vielen Tausend Einsendungen kommen, das hat mich schon erst mal umgehauen. Und erwartet habe ich es ganz sicher nicht.

Aktuelle Stunde: Wie ist es zu dem Pageflow über Onkel Willi gekommen, denn du bist doch eigentlich Fernsehreporter?

Christian Dassel: Eben. Wir hatten hin und wieder schon mal Beiträge fürs Fernsehen über Onkel Willi gemacht. Die ersten anderthalb Jahre seit seinem 70sten Geburtstag habe ich ohne einen Auftrag gedreht. Dabei ist mir mehr und mehr klar geworden, dass sich eine Episodenreportage besonders eignen würde. Das aber kann das Fernsehen so nicht leisten, immer wieder kleine Kapitel zu senden. Pageflow ist im letzten Jahr bekannt geworden. Ich selbst bin durch Grimme Online auf dieses Format gestoßen, weil es selbst vor einem Jahr den Preis bekommen hat. Dann habe ich nur auf die Gelegenheit gewartet, das richtige Thema zu haben, das sich in solch einer Netzreportage realisieren lässt. Mir war also klar, das ich das machen will und da kam Onkel Willi des Weges. Das hat sich einfach gut gefügt. Und die Aktuelle Stunde wollte es haben.

Aktuelle Stunde: Wie kommt Onkel Willi, der doch sehr in der analogen Welt verhaftet ist, mit dieser Netzreportage klar?

Christian Dassel: Ich habe ihm das mal am Laptop gezeigt, aber seine Talente, was das Scrollen und Surfen angeht, sind doch sehr begrenzt. Er bekommt mit, dass es viele Leute gucken, und freut sich, dass es so einen Anklang findet. Aber mit den Filmen aus der Aktuellen Stunde im Fernsehen kann er ehrlich gesagt mehr anfangen als mit der Pageflow-Reportage. Doch er findet es strunz-cool, dass es so umfassend ist. Und das kann es eben nur im Netz sein. Den Reiz und die Chancen, die das bietet, die hat er sehr wohl verstanden.

Aktuelle Stunde: Und was bedeutet Onkel Willi diese Popularität im Netz?

Christian Dassel: Ich glaube, es bedeutet ihm wahnsinnig viel. Seit er als Stadtmusikant im Ruhestand ist, hat er stets Angst davor, in ein emotionales Loch zu fallen. Diese Dokumentation über sein Leben begreift er schon als sein Projekt. Das macht ihm Spaß, das findet er wichtig. Seine Schwester hat mir mal gesagt, dass er richtig aufblüht, seit wir das Projekt mit ihm machen.

Aktuelle Stunde: Was macht die Nominierung für Onkel Willi mit dir?

Christian Dassel: Es macht mich erst mal nervös und aufgeregt. Ich bin ein bisschen hibbelig, denn wenn ich jetzt schon mal nominiert bin, dann möchte ich auch gewinnen. Da kann ich nicht verhehlen, dass ich Sportler bin. Es ist ein super Kompliment für alle, die daran beteiligt sind. Ich glaube aber, dass der Weltenlauf dadurch nicht nachhaltig beeinflusst wird.

Aktuelle Stunde: Wird denn dein Lebenslauf durch das Pageflow nachhaltig beeinflusst?

Christian Dassel: Ich finde, diese Kombination ist genau das, was mir Spaß macht. Die Aktuelle Stunde und ich sind jetzt seit 20 Jahren irgendwie verbandelt und das mit dem Pageflow gibt mir noch mal einen neuen Thrill. Deshalb möchte ich diese Netzreportagen unbedingt ausbauen. Ich möchte nicht verhehlen, dass ich inzwischen voll Pageflow-infiziert bin. Aber Fernsehen ist und bleibt mein Medium. Das sieht man, denke ich, auch bei meinen Reportagen im Netz. So werden Netz und Fernsehen bei mir immer gut Hand in Hand gehen.

AktuelleStunde: Dann drücken wir dir die Daumen, dass sich dein sportlicher Ehrgeiz durchsetzen wird. Danke fürs Gespräch.

Das Gespräch führte Robert Franz.