Gewalt gegen Klinikpersonal
Wenn Patienten ihre Pfleger angreifen
Stand: 30.10.2014, 15:57 Uhr
In einer Neusser Klinik attackiert ein aggressiver Patient eine Ärztin und zwei Pfleger. Erst mit einem Schuss ins Bein kann ihn die Polizei stoppen. Ein Extremfall, aber kein Einzelfall. Nun sollen Selbstverteidigungskurse Klinikpersonal vor Gewalt schützen.
Gewalt in Krankenhäusern, das ist seit Jahren ein Thema. Vor allem in Notfallambulanzen wird randaliert, gerangelt, gedroht. Der deutsche Berufsverband für Pflegekräfte sagt, drei von vier Pflegern hätten bereits Erfahrung mit Gewalt und Aggression. Vor allem Menschen, die unter Alkohol- und Drogeneinfluss stehen, seien oft völlig unberechenbar. Um individuell auf solche Patienten einzugehen, sei zusätzliches Personal gefragt. Doch das fehlt meist.
Polizei stoppt randalierenden Patienten
Bei dem Zwischenfall am Mittwochabend (29.10.2014) in Neuss hatte der 33 Jahre alte Randalierer eine Ärztin und zwei Krankenschwestern massiv bedroht und angegriffen. Der Patient war aufgrund einer ansteckenden Krankheit seit mehreren Tagen zur Behandlung in der Klinik und verhielt sich nach Darstellung der Pfleger von Anfang an psychisch auffällig und aggressiv. Vor dem Einsatz der Schusswaffe war es den Beamten nicht gelungen, ihn zu überwältigen. Das teilte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf zusammen mit der Polizei Neuss mit. Die Ärztin und die Pfleger müssen das Erlebte nun für sich verarbeiten.
Kampfsport am Arbeitsplatz
Strategien gegen Gewalt
In vielen Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen werden jetzt Selbstverteidigungskurse angeboten. Sarah Rauer beispielsweise ist eine junge Krankenpflegerin. Sie arbeitet im Bochumer Klinikum Bergmannsheil und erlebt dort oft aggressive Patienten: "Fast jedes Woche gibt es solche Situationen mit alkoholisierten Patienten, die nicht einsehen, warum sie im Krankenhaus sind." Da werde dann auch schon mal mit Flaschen oder Stühlen geworfen. Gefahren, die in den speziellen Kursen auch Thema sind. Der Kampfsport-Trainer in Bochum schult regelmäßig Gruppen in Kontaktkampf - direkt am Arbeitsplatz.
Es geht um simple Lösungen für riskante Situationen. Wie kann eine Krankenschwester mithilfe des Überraschungsmoments selbst einen ausgewachsenen Mann ausschalten? Genauso wichtig wie die richtigen Handgriffe: Kollegen zur Hilfe kommen, die bedroht werden.
