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Mobile World Congress

Stand: 06.03.2015, 10:50 Uhr

Auf dem Mobile World Congress in Barcelona haben sich die großen Onlinedienste in Position gebracht. Ziel: Mehr Länder mit Internet versorgen. Geschickt wird das unter dem Stichwort "gemeinnützig" verkauft. Was wirklich dahinter steckt: Netzkenner Jörg Schieb hat die Antworten.

Luxus-Smartphones, die mühelos bis zu 1000 Euro kosten können? Auf dem Mobile World Congress in Barcelona haben die Hersteller so manches neue und kostspielige Produkt vorgestellt. Dazu gehören auch neue Smartwatches, Wearables und jede Menge andere Gimmicks.

Große Teile der Welt können sich diesen Luxus nicht leisten. Allein zwei Drittel der Menschheit sind bislang noch nicht "connected", also mit dem Internet verbunden. Das wollen die großen Onlinedienste ändern – allen voran Facebook und Google. Facebook hat unter anderem vor, Drohnen in die Luft zu schicken. Diese sollen die Menschen möglichst kostengünstig "von oben" mit Internet versorgen. Klingt vielleicht erstmal gemeinnützig, allerdings wollen die großen Dienste damit natürlich auch neue Märkte und User für sich gewinnen.

Versprechen von mehr Chancengleichheit

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich schon länger vorgenommen, die bislang unerschlossenen Gegenden der Welt mit Internet zu versorgen. Er hat dafür sogar ein eigenes Projekt gegründet: internet.org. Auf der Homepage zum Projekt gibt es Werbevideos, die folgenden Eindruck vermitteln: Wenn die bislang nicht mit dem Internet verbundenen Menschen online gehen könnten, hätten sie mehr Chancen. Mehr Chancen auf Bildung, mehr Chancen, aus Ideen etwas zu machen. Auch mehr Chancen, Geld zu verdienen. Das stimmt zweifellos, doch gibt es auch Aspekte, die diese euphorischen Versprechen trüben.

Je mehr User, desto größere Wachstumszahlen

Viele Menschen haben ganz sicher andere Sorgen, als online gehen zu können. Vor allem aber scheint es gewiss, dass Facebook, Google und Co. nicht plötzlich zu Philanthropen geworden sind, die der Menschheit nützen wollen. Sie sehen vielmehr interessante Wachstumsmöglichkeiten. Es liegt auf der Hand: Wenn zwei Drittel der Welt noch nicht online sind, es in Zukunft aber sein können, lassen sich damit exorbitante Wachstumszahlen erreichen: Milliarden neuer User – und Käufer.

Datenversorgung via Drohnen, Satelliten und Ballons

Facebook und Google haben auf dem Mobile World Congress in Barcelona mit Mobilfunkanbietern gesprochen – denn sie wollen kooperieren. Das Ziel: Günstige Sendemasten aufbauen und mit weniger Daten auskommen. Die Welt soll von oben mit Daten versorgt werden: Nicht nur mit Drohnen, die solarbetrieben jahrelang in der Luft bleiben können, sondern auch mit speziellen Satelliten. Google hat bereits Milliardenbeträge in Satellitentechnik investiert und eine Weltraumfirma namens SpaceX gekauft. Außerdem experimentiert Google mit riesigen Ballons, die bis in die Stratosphäre aufsteigen – und ebenfalls entlegene Gebiete mit Internet versorgen können.

Die Welt retten?!

Es scheint, als wollten Google und Facebook die Welt retten – aber irgendwie nicht gemeinsam. Die beiden großen Anbieter konkurrieren im Netz und mit ihren Projekten. Kooperation scheint dabei nicht erwünscht zu sein. Und das macht schon deutlich: Es geht eben nicht in erster Linie darum, Menschen online zu bringen, als vielmehr um das Generieren neuer User. Google will sogar eigene Mobilfunknetze aufbauen.
Die mobile Onlinewelt konzentriert sich immer mehr auf die großen Anbieter Google, Apple und Facebook. Dieser Trend ist auch bei den Mobilgeräten zu sehen. Die meisten benutzen die Betriebssysteme von Apple oder Google, drittstärkste Kraft ist Microsoft mit Windows und in diesem Zusammenhang fast schon ein sympathischer Underdog.

Mobilgeräte abseits etablierter Anbieter

Wer Mobilgeräte abseits der großen Anbieter haben möchte, findet eine Alternative beispielsweise in Smartphones mit dem Betriebssystem Firefox OS. Dieses ist kostenlos und an keinen Konzern gebunden. Der Vorteil ist, dass die Smartphones mit Firefox OS in der Regel sehr günstig und einfach zu bedienen sind. Außerdem liefern sie niemandem persönliche Daten. Ein Nachteil ist gleichsam, dass das Angebot an Apps gegenwärtig noch sehr überschaubar ist.
Auch bei Smartwatches ist man nicht auf ein bestimmtes Betriebssystem angewiesen. Beispielsweise hat die neue Smartwatch von Hersteller LG das Betriebssystem WebOS. Anders als gehabt, braucht man kein Smartphone, um die Smartwatch benutzen zu können. Es gibt also durchaus Alternativen zum Mainstream.