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Internetwerbung einfach ausknipsen

Stand: 09.10.2015, 14:52 Uhr

Immer mehr PC-Benutzer verwenden Werbefilter – und nun gibt’s die auch für iOS-Geräte. Was können diese Filter, wo liegen die Tücken – und wie wehren sich Webseitenbetreiber gegen diese Filter? Netzkenner Jörg Schieb weiß Bescheid.

Werbung kann ganz schön nerven. Deshalb gibt es Werbeblocker, so genannte Ad-Blocker. Diese kostenlos erhältliche Spezial-Software kann Werbung auf Webseiten einfach ausknipsen. Mittlerweile geht das nicht nur auf dem PC, sondern auch auf dem Smartphone: Wenn Webseiten Werbung enthalten, werden die Reklametafeln ausgeblendet.

Die bekannteste Software zum Ausknipsen von Werbung ist AdBlock Plus. Die Software gibt es schon seit einigen Jahren für jedes gängige Betriebssystem, egal ob PC, Tablet oder Smartphone.

Nicht nur Werbung verschwindet

AdBlock Plus ist kostenlos. Erst seit einigen Tagen gibt es den Reklame-Stopper auch auf dem iPhone. Apple hat in seinem neuen Betriebssystem iOS 9 ausdrücklich die Möglichkeit vorgesehen, so genannte Content-Filter einrichten zu können. Der Werbe-Ausknipser ist also nicht etwa direkt in iOS 9 eingebaut, sondern muss manuell installiert werden.

Was vielen sicher gefallen wird: Mit Werbeblockern lässt sich nicht nur Werbung in Webseiten ausradieren – auch die kurzen Werbeclips in YouTube verschwinden. Ist so ein Werbefilter erst mal installiert, startet jedes YouTube-Video ohne Verzögerung. Praktisch ist auch, dass AdBlock Plus auf Wunsch weitere störende Elemente aus den Webseiten entfernen kann. Zum Beispiel die Social Media Buttons – wie den Like-Button von Facebook. Hat man den Filter in Adblock Plus aktiviert, verschwindet der Button wie von Geisterhand konsequent von allen Webseiten.

Blocken - aber nicht alles

Problematisch ist, dass mancher Werbefilter dennoch die ein oder andere Reklame durchlässt: So genannte "unaufdringliche" Werbung. In Wahrheit bezahlen aber die Werbetreibenden dafür, dass der Filter bei ihnen eine Ausnahme macht – und deren Online-Werbung nicht blockt. Dadurch wird der Sinn eines Werbefilters natürlich auf den Kopf gestellt. Diese Methode ist daher heftig umstritten. Denn die Betreiber der Filter-Software verdienen auf diese Weise an Werbung, die gezeigt wird, und nicht an Werbung, die geblockt wird.

Nicht nur deswegen gibt es immer mehr Widerstand gegen solche Werbefilter. Der Grund liegt auf der Hand: Mittlerweile nutzen 20 bis 30 Prozent aller Internetnutzer solche Filter, manche sagen, es sind sogar noch mehr. Und das hat natürlich Folgen: Wenn bei all den Usern die Online-Werbung verschwindet, können sich die Nutzer zwar über aufgeräumte Webseiten freuen – doch die Webseitenbetreiber haben das Nachsehen. Sie verdienen deutlich weniger.

Viele Online-Angebote sind auf Werbung angewiesen

Jedoch können viele Anbieter ihre Seiten nur kostenlos bereitstellen, weil sie diese über Werbung finanzieren. Aber ohne Werbung fließt kein Geld. Dann müssen die Anbieter ihre Angebote einschränken, vielleicht auch ganz einstellen. Oder sie errichten eine Paywall – eine Bezahlschranke. Denn irgendwie müssen sie Geld verdienen. Einige Zeitungen machen das teilweise schon so bei ihren Online-Ausgaben.

Einige Webseitenbetreiber erinnern Besucher dezent daran, dass sie mit Werbefilter vorbei surfen – und bitten darum, den Filter abzuschalten. Oder wenigstens die Webseite freizuschalten – damit Werbung erscheint. Andere Webseiten verstecken ihren Inhalt komplett, wenn man mit aktivem Werbefilter vorbei surft.

Das Videoportal YouTube will User mit Ad-Blocker sogar bestrafen: Es ist YouTube gelungen, trotz Werbefilter ein Reklamevideo zu zeigen – sogar ein besonders langes. Drei Minuten. Ohne jede Möglichkeit, die Werbung zu überspringen. Was zeigt: Werbeindustrie und Werbefilter liefern sich einen regelrechten Kampf. Webseiten, die man mag, sollte man auch unterstützen – und Werbung zulassen.