Kölner Dom

Neue Kölner U-Bahn macht Probleme

Mit gedrosselter Geschwindigkeit unterm Dom

Stand: 09.01.2013, 15:22 Uhr

Die neue U-Bahn-Linie in Köln lässt offenbar den Kölner Dom vibrieren. Das zeigen Messungen der Erdbebenstation Bensberg. Die Kölner Verkehrsbetriebe und das Dombauamt trafen sich am Mittwochmorgen (09.01.2013) zu einer Krisensitzung.

Bereits in der Vorweihnachtszeit waren Erschütterungen und Geräuscheinwirkungen auf der Nordseite des Domgebäudes festgestellt worden, erklärte am Mittwoch (09.01.2013) das Domkapitel in einer Pressemitteilung. Erste Untersuchungen des Dombaumeisters Michael Hauck hätten eindeutig gezeigt, dass diese mit der Aufnahme des Fahrbetriebes der neuen U-Bahn-Linie 5 zusammenhängen. Denn seit dieser Zeit fährt die Linie eine neue Strecke und hält auch am Kölner Rathaus - und fährt dabei nah am Dom vorbei. Es sei nicht absehbar, "welche Schäden sich daraus ergeben", heißt es in der Pressemitteilung.

Erdbeben-Experten: "Erschütterung wird kleiner werden"

Die Erdbebenstation in Bensberg bestätigt die Erschütterungen im Dom. Klaus-Günter Hinzen von der Erbebenstation beruhigt jedoch: "Einen wirklich krassen Unterschied von der Situation vor der Eröffnung der U-Bahn-Linie und jetzt sehen wir nicht." Jedoch müsse genau überprüft werden, an welcher Stelle im Dom die Erschütterungen auftreten. Die Experten aus Bensberg geben aber auch zu bedenken, dass die entstehenden Geräusche und Erschütterungen nach einiger Zeit deutlich abnehmen werden. "Das System Rad-Schiene muss sich erst mal aufeinander einspielen. Und wenn es das hat, werden die Erschütterungen auch wieder kleiner sein". Auch die in den Hauptbahnhof ein- und ausfahrenden Züge ließen den Dom jedes Mal ein bisschen erzittern, so Hinzen.

Menschen auf der Kölner Domplatte vor dem Westportal

Tunnel-Teilstück bereits 1968 gebaut

Am frühen Mittwochmorgen (09.01.2013) hatten sich unter anderem Dompropst Norbert Feldhoff, Dombaumeister Michael Hauck sowie der Technik-Vorstand der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) Jörn Schwarze und Gerd Neweling, Leiter des Kölner Amtes für Brücken und Stadtbahnbau, im Dom getroffen. Alle Beteiligten waren sich einig, dass Geräusche und Erschütterungen für jeweils 20 Sekunden während der Vorbeifahrt der Bahn deutlich zu spüren waren.

Die Vibrationen sind nach Angaben der Dombauverwaltung vor allem an der Nordseite der Kathedrale in der Domschatzkammer spürbar. Dort entlang führt die U-Bahn-Linie auf ihrem Weg vom Hauptbahnhof zu der neuen Haltestelle am Historischen Rathaus. Die Strecke zwischen den beiden Stationen führt zunächst durch einen Bestandstunnel, der bereits 1968 gebaut wurde. Sie führt dann weiter durch einen im Zuge der Bauarbeiten an der Nord-Süd U-Bahn neu errichteten Tunnel. "Eine bestehende Verbindung zwischen dem alten Bestandstunnel und dem Domfundament ist nicht auszuschließen und könnte das Problem verursachen", heißt es in einer Stellungnahme der KVB am Mittwoch. Zu den weiteren Untersuchungen sollen nach KVB-Angaben nun die Baupläne des alten U-Bahn-Tunnels und der im Jahr 2000 fertig gestellten neuen Dom-Schatzkammer ausgetauscht werden.

U-Bahnhaltestelle Breslauer Platz

KVB drosselt Geschwindigkeit

Die KVB hat sich zudem in einem ersten Schritt bereit erklärt, ihre Bahnen langsamer fahren zu lassen, mit einer Geschwindigkeit von 20 statt 30 km/h. So sollen Gottesdienste ungestört ablaufen können und Schäden am Bau vermieden werden. Die Ergebnisse der Erdbebenstation werden weiter ausgewertet und weitere Maßnahmen erarbeitet. Dazu wurde eine Arbeitsgruppe mit Mitarbeitern der Stadt Köln, dem Dombaumeister und der KVB eingerichtet. Zudem soll zeitnah auch ein externer Schallgutachter eingebunden werden, der anhand von Messungen die konkrete Ursache für die Schallübertragungen feststellen soll.

Die Erschütterungen lassen in Köln böse Erinnerungen an den Einsturz des Historischen Stadtarchivs am 3. März 2009 wachwerden. Dabei waren zwei Menschen ums Leben gekommen, und der Bestand des bedeutendsten deutschen Kommunalarchivs wurde verschüttet. Als Ursache für das Unglück gilt der Ausbau der U-Bahn.