Archiveinsturz - neue Ermittlungen

90 Personen im Visier der Staatsanwaltschaft

Stand: 18.01.2014, 11:24 Uhr

Vor knapp fünf Jahren stürzte in Köln das Stadtarchiv ein und begrub zwei Männer unter den Trümmern. Lange suchte man nach Ursachen für die Katastrophe. Nun hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet - gegen 90 Personen, die am U-Bahn-Bau beteiligt waren.

Die Untersuchungen der Kölner Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung und Baugefährdung richteten sich lange gegen unbekannt. Und die Zeit drängte: Denn für beide Delikte gilt eine fünfjährige Verjährungsfrist, die am 3. März 2014 endet. Nun also, so berichte der Kölner Stadtanzeiger, sind 90 Personen ins Visier der Ermittler gerückt.

Unter den Verdächtigen sollen Mitarbeiter der Kölner Verkehrsbetriebe und verschiedener Unternehmen sein, die am Bau der neuen U-Bahn-Linie in der Innenstadt beteiligt waren. Das Kölner Stadtarchiv stürzte damals in unmittelbarer Nähe der U-Bahn-Baustelle ein und riss umliegende Häuser mit in die Tiefe. 38 Menschen verloren ihre Wohnungen. Pfusch auf der Baustelle galt früh als mögliche Ursache für den Einsturz des Archivs.

Die damailge U-Bahn-Baugrube am Kölner Waidmarkt | Bildquelle: picture-alliance/revierfoto

Archivalien-Rettung dauert Jahre

Archivalie aus dem Kölner Stadtarchiv | Bildquelle: dpa/Schmidt

Nahezu fünf Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs steht auch die Restaurierung der Archivalien erst am Anfang. Zwar konnten 95 Prozent des Archivguts geborgen werden, doch all diese Dokumente müssen gereinigt werden. Immerhin rund 30 Kilometer Regalbestände. Zwei davon wurden bislang bearbeitet. Viele Archivalien hatten über Jahrhunderte hinweg Katastrophen verschiedenster Art, wie Kriege, Feuer und Hochwasser überstanden. Doch als die Archivbestände nach dem Einsturz in einem riesigen Krater verschwanden, vermischten sie sich mit Wasser, Schlamm und Beton. Viele Dokumente wurden zerfetzt und mussten mühsam geborgen werden.