Facebook-Logo, vor dem die Umrisse von Mark Zuckerbergs Kopf zu sehen sind.

Nervig oder unverzichtbar?

Hörer im Gespräch - 10 Jahre Facebook

Stand: 03.02.2014, 15:05 Uhr

Facebook wird zehn Jahre alt – und Erfinder Mark Zuckerberg hat allen Grund zum Feiern. Noch nie hatte das soziale Netzwerk mehr Nutzer als heute. Mehr als 750 Millionen davon wählen sich jeden Tag ein. WDR 5 LebensArt über ein Netzwerk, das unseren Alltag und unsere Kommunikation geprägt hat.

Es ist eine beeindruckende Erfolgsgeschichte: Mit gerade einmal 19 Jahren entschließt sich der Harvard-Student Mark Zuckerberg sein Studium an der Elite-Universität aufzugeben, um seine uniinterne Plattform, auf der sich Kommilitonen online austauschen und Kontakte knüpfen können, hauptberuflich zu betreiben. Er schmeißt sein Studium und gründet Facebook Inc. am 4. Februar 2004. Heute ist Facebook das größte soziale Netzwerk der Welt, mit mehr als einer Milliarde Nutzern. Und der 29-jährige Mark Zuckerberg ist der jüngste Multi-Milliardär der Welt, mit einem geschätzten Vermögen von 24,5 Milliarden Dollar.

Zehn Jahre haben uns geprägt

Facebook hat unser Internetnutzungsverhalten und unsere Kommunikation verändert. Es ermöglicht uns, mit wenigen Klicks den Kontakt zu unseren Freunden zu halten, Menschen mit den gleichen Interessen zu finden und in wenigen Minuten einen Einblick in den Alltag tausender anderer User zu bekommen. Facebook ist Spieleplattform, politische Organisationsplattform, Kulturdialog und Newsroom in einem. Keine Frage: Zehn Jahre Facebook haben uns geprägt!

Die Zeit vor Facebook

Mark Zuckerberg mag Facebook entwickelt und Facebook Inc. gegründet haben, erfunden hat er das Konzept der sozialen Netzwerke aber nicht. Die Vernetzung von Computern, zunächst über lokale Netzwerke und später über das Internet, bildet die Grundlage jedes sozialen Netzwerks. Als erste soziale Netzwerke können deshalb frühe Chat- und Kommunikationstools aus den 1980er-Jahren betrachtet werden. Als erstes echtes soziales Netzwerk gilt jedoch die amerikanische Plattform sixdegrees.com, die 1997 gegründet wurde, inzwischen aber aus dem Netz verschwunden ist. Der Boom der sozialen Netzwerke setzte allerdings erst einige Jahre später ein, mit dem Start der Netzwerke LinkedIn, MySpace und schließlich Facebook.

So fing alles an

Facebook war ursprünglich ein soziales Netzwerk für Studenten der Harvard University, an der Mark Zuckerberg studierte. Bald darauf konnte es aber auch von Studenten anderer Universitäten und Schülern genutzt werden. Bereits eineinhalb Jahre nach der Gründung hatte das Netzwerk mehr als sechs Millionen Nutzer.

Erst seit dem Frühjahr 2008 gibt es Facebook auf Deutsch. Dieser Schritt besiegelte mehr oder weniger den Untergang des bis dahin sehr populären deutschen sozialen Netzwerks StudiVZ, das 2005 gegründet wurde und vor Facebook einen sehr ähnlichen Service in Deutschland anbot.

Die Masse macht’s

Facebook behauptet seine Führungsposition unter den sozialen Netzwerken vor allem durch die Masse an Mitgliedern. Soziale Netzwerke leben von der Möglichkeit zur Vernetzung mit Freunden, Gleichgesinnten und Bekannten. Je mehr schon angemeldet sind, desto mehr folgen. WDR 5 LebensArt-Experte Jan-Hinrik Schmidt beschreibt das Phänomen so: "Facebook befriedigt ein soziales Bedürfnis, zu kommunizieren und sich darzustellen. Es hat dazu geführt, dass wir uns bewusst sind, dass wir in soziale Netzwerke eingebunden werden. Wir können erkennen, dass wir Bekanntschaften mit anderen teilen. Als soziales Phänomen ist das nicht neu, macht es aber sichtbar." Auch vor Facebook waren die Menschen verbunden, zum Beispiel über das Telefon, Facebook jedoch bietet weiter reichende und neue Möglichkeiten des Austausches.

Wie verdient Facebook Geld?

Facebook schaltet in seinem Internetangebot personalisierte Werbung. Nutzer bekommen Werbeanzeigen, die auf ihr Profil und ihre Interessen zugeschnitten sind. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Werbeanzeigen wirklich anklicken, und macht Facebook zu einer attraktiven Werbeplattform für Marken und Händler. Obwohl Facebook für die User kostenlos ist, bezahlen sie indirekt mit ihren persönlichen Daten für den Dienst.

Seit Mai 2012 ist Facebook auch an der Börse, zu diesem Zeitpunkt wurde das Unternehmen mit einem Wert von 100 Milliarden Dollar bewertet. Die Aktien wurden mit 38 Dollar Startpreis ausgegeben, aber stürzten hemmungslos ab: Im September lag der Preis bei weniger als 18 Dollar, fast 50 Milliarden Dollar an Wert hatte das Unternehmen innerhalb von vier Monaten eingebüßt. Inzwischen ist bei den Anlegern der Glaube an das Geschäftsmodell zurück. Nach dem holprigen Start an der Börse notiert die Aktie mittlerweile auf einem Rekordhoch.

Ärger über Datenschutz

Auch wegen der Mängel beim Datenschutz steht Facebook immer wieder in der Kritik. Teilweise kam es deshalb bereits zu Klagen von Datenschützern und Nutzern, die einzelne Funktionen für rechtlich problematisch halten. 2012 hat Facebook zum Beispiel die Funktion der Gesichtserkennung, durch die Personen auf Bildern von Facebook selbstständig erkannt und identifiziert werden konnten, wieder deaktiviert. Die entsprechende Erlaubnis zur Verwendung erteilt der Nutzer dem Unternehmen aktuell dennoch.

Fest steht: Facebook ist nicht gerade für Datenschutz bekannt ist. Im Gegenteil, das Unternehmen zählt zu den großen Datensammlern. Kritiker fordern daher immer wieder, dass die Kontrolle der digitalen Privatsphäre erleichtert werden soll.

Zukunft von Facebook

Im Oktober 2012 erreichte Facebook die Zahl von mehr als eine Milliarde registrierter Nutzer. Tendenz immer noch steigend. Allerdings verzeichnet das Netzwerk auch eine hohe Zahl an Abwanderungen. Besonders junge Menschen nutzen Facebook immer seltener. Ein möglicher Grund könnte sein, dass zunehmend auch ältere Menschen und somit die Eltern oder Großeltern auf Facebook aktiv und vernetzt sind. Junge Menschen nutzen daher neue, teilweise innovative Netzwerke anstelle von Facebook.

Studiogast:
Dr. Jan-Hinrik Schmidt, Wissenschaftlicher Referent für digitale interaktive Medien und politische Kommunikation am Hans-Bredow-Institut für Medienforschung in Hamburg

Recherche:
David Micken

Redaktion:
Maike Westphal