Ex-OB Sauerland wollte Loveparade "nie" in Duisburg haben

Stand: 23.11.2016, 15:36 Uhr

  • Duisburgs Ex-OB Adolf Sauerland äußert sich erstmals nach Abwahl
  • Rücktritt wäre für ihn "wie eine Flucht gewesen"
  • Beim Loveparade-Unglück waren 21 Menschen ums Leben gekommen

Zum ersten Mal seit seiner Abwahl hat sich der ehemalige Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland öffentlich zum Loveparade-Unglück in seiner Stadt geäußert. Dem WDR-Fernsehen und dem "Zeit"-Magazin sagte Sauerland, dass er nach der Katastrophe in Duisburg, in seinem Bestreben, keine juristischen Fehler zu machen, "das Mitgefühl für die Angehörigen" vergessen habe.

Durch eine Massenpanik bei der Loveparade 2010 waren 21 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 500 wurden verletzt. Sauerland war damals kritisiert worden, weil er nicht die Verantwortung für das Unglück übernommen hatte.

Sauerland: "Ich hatte mir nichts vorzuwerfen."

"Ich selbst wollte so eine Veranstaltung nie in Duisburg haben! Und das wussten alle, der ganze Rat. Aber das hat dann niemand mehr laut gesagt", so Sauerland heute. 2012 wurde er als Oberbürgermeister abgewählt. "Man suchte jemanden, den man zur Verantwortung ziehen konnte, dem man die Schuld zuweisen konnte, hinter dem man sich verstecken konnte, und das war ich", sagt der 60-Jährige jetzt im Gespräch. Ein Rücktritt wäre für ihn wie eine Flucht gewesen. "Sollte wirklich etwas juristisch falsch gelaufen sein, zum Beispiel bei der Genehmigung, dann kann man politische Verantwortung verlangen. Aber ich hatte mir nichts vorzuwerfen", so Sauerland.

Entschuldigung dafür, dass die Kraft fehlte

Heute arbeitet Sauerland im Reisebüro seiner Familie. "Wahrscheinlich hätte ich viel früher auf die Opfer zugehen müssen. Aber ich war früher Lehrer, ich hätte in meinem Leben nie 'unbedingt' eine Veranstaltung durchgeführt, wo Jugendliche, wo Minderjährige sich hätten verletzen können. Und mir das zu unterstellen, das war schon ganz starker Tobak", erklärt Sauerland. Er könne sich dafür entschuldigen, dass er nicht die Kraft gehabt habe, auf die Leute zuzugehen. "Ich kann erklären, warum das nicht möglich war, weil da keine Maschine auf der anderen Seite war, sondern jemand, der die ganze Nacht da gesessen und miterlebt hat, dass Menschen gestorben sind."