Porträt Werner Müller

Der Weg ist frei - RAG an die Börse

Kohle-Kompromiss ermöglicht Börsengang

Stand: 08.02.2007, 16:09 Uhr

Nach Wochen des Ringens um den Kohlekompromiss war die Erleichterung in der Vorstandsetage des Essener RAG -Konzerns groß. "Der Weg für den Börsengang ist frei", fasste eine Vorstandssprecherin die für den Konzern zentrale Botschaft zusammen.

RAG-Chef Werner Müller hat mit dem Kompromiss die erste Etappe auf dem Weg zu dem Ziel erreicht, für das er schon seit seinem Amtsantritt im Jahr 2003 kämpft: Die RAG als "strotznormalen Konzern in der Ersten Bundesliga der großen deutschen Konzerne" an die Börse zu bringen und so ein weiteres starkes DAX -Unternehmen im Ruhrgebiet zu etablieren. Als nächster Schritt muss der komplette Konzern in den kommenden Wochen in eine Stiftung eingebracht werden. "Zum Erwerb aller Anteile der RAG AG zu insgesamt 4 Euro wird eine bürgerlich-rechtliche Stiftung durch eine Gesellschaft des RAG-Konzerns gegründet, in die das Gesamtvermögen der RAG AG ("schwarzer" und "weißer" Bereich) eingeht", heißt es dazu im Eckpunktepapier, dass die Beteiligten am Mittwoch (07.02.2007) beim Berliner Kohlegipfel am Mittwoch unterschrieben haben.

Anteile "verschenken"

So muss Müller nun erreichen, dass die Anteilseigner der RAG ihre wegen der Haftung für die Ewigkeitskosten des Bergbaus quasi wertlosen Aktien wirklich für einen symbolischen Euro abgeben: Zwar haben E.ON (39,2 Prozent) RWE (30,2 Prozent) und Thyssen/Krupp (20,6 Prozent) schon Zustimmung signalisiert - aber der Stahlkonzern Arcelor Mittal (6,5 Prozent) hat sich noch nicht entschieden, seine mit 200 Millionen Euro bilanzierten Anteile zu "verschenken". Ein "Nein" von Arcelor Mittal oder eine entsprechende Auszahlung würde auch die übrigen Anteilseigner zum Umdenken bewegen. Aus Kreisen des Konzerns ist jedoch immer wieder zu hören, dass nicht ernsthaft mit einem Ablehnung durch Arcelor gerechnet wird.

Ungewöhnlicher Mischkonzern

Befreit von seinen Fesseln könnte die RAG dann als ungewöhnlicher Mischkonzern an der Börse einen starken Auftritt hinlegen: Die Kraftwerkssparte (Steag) hat volle Auftragsbücher, dank weltweiter großer Nachfrage nach neuen Kraftwerken noch auf lange Zeit. RAG Immobilien bewirtschaftet in NRW mehr als 66.000 Wohnungen in sehr gutem Zustand. In die Immobilien wurde viel investiert, da allzu hohe Gewinne in die Subventionierung der Steinkohle hätten gesteckt werden müssen. Und schließlich für die Fantasie der Börsianer: Das Spezialchemie-Unternehmen Degussa mit knapp 12 Milliarden Euro Jahresumsatz und 45.550 Mitarbeitern.