Abfüllanlage bei Henkel in Düsseldorf

Leidlich gutes 2008 für NRW-Konzerne

Die Krise kommt noch

Stand: 20.04.2009, 00:01 Uhr

Mit der Hauptversammlung von Henkel beginnt am Montag (20.04.2009) das jährliche Schaulaufen der größten NRW-Konzerne vor ihren Aktionären. Bis Mitte Mai werden RWE, Bayer & Co. überraschend gute Zahlen für 2008 präsentieren.

Von Christoph Stehr

Der Düsseldorfer Waschmittel- und Konsumgüterhersteller Henkel hat 2008 trotz Wirtschaftskrise 1,2 Milliarden Euro Gewinn gemacht - 31 Prozent mehr als im Vorjahr. Vorstandschef Kaspar Rorsted kann am Montag (20.04.2009) seinen Aktionären auf der Hauptversammlung gelassen gegenübertreten, auch wenn die Bremsspuren im ersten Quartal 2009 nicht zu übersehen sind. Die Klebstoffsparte ist in den Abwärtssog der Autoindustrie geraten, was Henkel einen Gewinneinbruch um gut 100 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahresquartal bescherte. Dennoch blieben immerhin 215 Millionen Euro in der Kasse hängen. "Am Ende werden wir sagen können", verspricht Rorsted, "dass das Jahr 2009 eine wichtige Etappe zur Erreichung unserer strategischen Ziele gewesen ist."

RWE zahlt Rekorddividende

So wie Henkel haben die meisten NRW-Konzerne, die in den nächsten Wochen ihre Hauptversammlung abhalten, das Jahr 2008 erstaunlich gut überstanden. Während sich die Wirtschaftsforscher mit tiefschwarzen Prognosen gegenseitig zu übertrumpfen versuchten, liefen die Geschäfte an Rhein und Ruhr - noch - rund. Der Essener Stromversorger RWE, der am Mittwoch (22.04.2009) seine Anteilseigner empfängt, steigerte das bereinigte Nettoergebnis um 13 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. Pro Aktie soll eine Dividende von 4,50 Euro gezahlt werden, so viel wie noch nie in der Geschichte des Unternehmens. Auch Wettbewerber Eon aus Düsseldorf (Hauptversammlung am 6. Mai) legt bei der Dividende ein paar Cent drauf. Die Deutsche Telekom in Bonn (Hauptversammlung am 30. April), schüttet in der Summe 3,4 Milliarden Euro an ihre Aktionäre aus, mehr als jeder andere im Dax 30 gelistete Konzern.

Extrem vorsichtig

Für manche Unternehmen war 2008 insgesamt ein Rekordjahr, etwa für den Düsseldorfer Glas- und Verpackungsspezialisten Gerresheimer (Hauptversammlung am 29. April) oder den Essener Baukonzern Hochtief (Hauptversammlung am 7. Mai). Eine zufriedenstellende bis sehr gute Bilanz ziehen der Pharmahersteller Bayer in Leverkusen (12. Mai), das Bahntechnik-Unternehmen Vossloh in Werdohl (20. Mai) und der Stahl- und Metallhändler Klöckner & Co. (26. Mai). Und selbst die Deutsche Post in Bonn (21. April) kam besser durch das vergangene Jahr, als es der ausgewiesene Verlust von 567 Millionen Euro vermuten lässt: Ohne die Restrukturierungskosten für das Expressgeschäft in den USA stünde ein Milliardengewinn in den Büchern.

Die Post spart

Die Post ist ein gutes Beispiel dafür, wie die NRW-Konzerne das laufende Jahr bewerten, nämlich extrem vorsichtig. Nach dem schwachen vierten Quartal 2008 und weiteren Rückschritten im ersten Quartal 2009 gibt der Vorstandsvorsitzende Frank Appel jetzt die Parole "Sparen" aus. "Nur so wird es uns gelingen, die schwierigen Zeiten, die vor uns liegen, zu meistern", sagt er. Bis Ende 2010 will er die Kosten um mindestens eine Milliarde Euro drücken. Ein drastischer Stellenabbau wurde bereits angekündigt.

Jobabbau auf breiter Front

Die Krise kommt noch - das darf man über den guten Zahlen des Jahres 2008 nicht vergessen. Für die Stahlkocher im Thyssen-Krupp-Werk Duisburg ist sie schon da. Seit Wochen demonstrieren sie gegen Kurzarbeit und den geplanten Konzernumbau, durch den nach Einschätzung der IG Metall bis zu 5.000 Arbeitsplätze wegfallen könnten. Die Stunde der Wahrheit schlägt für die Beschäftigten am 13. Mai, wenn der Zwischenbericht für die erste Hälfte des laufenden Geschäftsjahres veröffentlicht wird. Anders als die meisten Unternehmen rechnen die Kaufleute bei Thyssen-Krupp nicht in Kalenderjahren, sondern von Oktober bis September.

Kurzarbeit und verringerte Investitionen

Die Arbeitslosigkeit in NRW nimmt zu. Der sonst übliche Jobfrühling im März ist ausgeblieben. Dass die von der Krise am stärksten betroffenen Branchen Stahl und Auto Stellen streichen, lässt sich seit längerem beobachten. Doch auch jene Unternehmen, denen es vergleichsweise gut geht, drehen an der Kostenschraube. Auf den Hauptversammlungen der kommenden Wochen werden die Konzernlenker vor allem über Sparpläne reden. Henkel will weniger investieren und schließt Kurzarbeit nicht aus. Eon hält zwar an seinem 60-Milliarden-Programm zur Erneuerung von Kraftwerken und Netzen fest, peilt aber Kosteneinsparungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro an. Lanxess in Leverkusen (Hauptversammlung am 7. Mai) will 250 Millionen Euro weniger ausgeben, wovon 65 Millionen auf Personal entfallen. Bei Klöckner & Co. sind Medienberichten zufolge 1.500 Jobs bedroht.