Wer muss gehen?

Eon informiert Belegschaft

Stand: 11.08.2011, 20:36 Uhr

Bis zu 11.000 Stellen will der Energieriese Eon abbauen. Auf Belegschaftsversammlungen in Düsseldorf und Essen informierte der Vorstandsvorsitzende Johannes Teyssen am Donnerstag (11.08.2011) die Mitarbeiter. Die Verunsicherung ist groß.

Am Mittwoch bestätigte Teyssen öffentlich den radikalen Personalabbau, bei dem jede siebte der weltweit 80.000 Stellen bedroht ist. Einen Tag später informierte der Vorstandsvorsitzende die Mitarbeiter, zunächst in der Konzernzentrale in Düsseldorf und dann bei der Eon-Tochter Ruhrgas in Essen. Details aus der Veranstaltung wollte der Betriebsrat der Eon-Hauptverwaltung nicht nennen. Der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Hans Prüfer, war nach eigener Aussage nicht zu dem Treffen mit dem Vorstand eingeladen. "Anstand zählt hier offenbar nicht mehr", sagte Prüfer empört.

Die Stimmung in der Belegschaft ist miserabel

Nur wenige Mitarbeiter wollten sich am Donnerstag in Düsseldorf und Essen gegenüber Journalisten äußern, "kein Kommentar" war die häufigste Reaktion. "Hier hat jeder Angst", sagte ein Angestellter. Die Verunsicherung in der Belegschaft ist groß. Ein Arbeitnehmervertreter kritisierte: "11.000 Leute rauszuwerfen, ohne ein konkretes Personalkonzept, das schafft doch nur Angst und Konfusion."

Betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen

Die Betriebsversammlung in Essen verlief in angespannter Stimmung. Teyssen sei zwar moderat im Ton, aber hart in der Sache aufgetreten, hieß es danach aus Teilnehmerkreisen. Er habe einmal mehr betont, dass er für Essen und die Eon-Zentrale in Düsseldorf betriebsbedingte Kündigungen vermeiden wolle, aber nicht ausschließen könne. Beide Standorte sind von der Jobgarantie bis Ende 2012 ausgenommen, die für den Konzernteil Eon Energie gilt. Damit wäre in Essen und Düsseldorf auch "harter Jobabbau" ohne Vorruhestand und großzügige Abfindungen möglich. Doch aggressiver Protest formiert sich noch nicht, weil schlicht die Fakten fehlen. Teyssen blieb in Düsseldorf wie in Essen im Allgemeinen und versuchte, die anstehenden Entscheidungen zu rechtfertigen.

Wird Zentrale in München geschlossen?

Eon begründet den Stellenabbau mit den hohen Ertragseinbußen durch den vorzeitigen Ausstieg aus der Atomenergie. Im ersten Halbjahr 2011 war nach Unternehmensangaben der bereinigte Konzerngewinn um 71 Prozent zurückgegangen. Details zum Stellenabbau will Eon erst im Herbst mitteilen. Bis dahin wird über konkrete Maßnahmen spekuliert: Am Donnerstag hieß es, der Standort München mit 400 Mitarbeitern solle komplett aufgelöst werden. Eine Stellungnahme von Eon war dazu nicht zu erhalten. Dementiert wurde hingegen vom Konzern, dass die Zentrale ins Ausland verlegt werde. In der "Rheinischen Post" hatte der Vorstandsvorsitzende Teyssen gesagt: "Wir bleiben mit der Konzernzentrale in Deutschland und werden von hier aus den Umbau des Energiesystems in unserem Heimatmarkt mitgestalten."

Kritik an Eon aus der Politik

Als "ganz durchsichtige Ausrede des Managements" bezeichnete der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Bundestagsfraktion, Peter Altmaier, die Begründung des Stellenabbaus mit dem Gewinneinbruch durch die Energiewende. Eon habe den rechtzeitigen Einstieg in die erneuerbaren Energien versäumt. Die Linke in NRW forderte, die Aktionäre in die Pflicht zu nehmen: "Statt Massenentlassungen müssen Dividenden gestrichen werden", sagte Michael Aggelidis, Wirtschaftsexperte der Fraktion im Landtag. Der Stellenabbau sei angesichts einer Ausschüttung von zwei Milliarden Euro Dividende "skandalös".

Der Eon-Betriebsrat will sich am Freitag (12.08.2011) in Düsseldorf zu einer außerordentlichen Sitzung treffen. Dazu wird auch der SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel erwartet. Ebenfalls eingeladen war der Eon-Vorstand, der jedoch abgesagt habe, teilte der Betriebsrat mit.