T-Shirt mit Spruch "Ohne erkennbare Mängel"

Opfer solidarisieren sich

Contergan-Geschädigte bilden Allianz

Stand: 11.11.2007, 15:29 Uhr

Contergan-Geschädigte aus fünf Ländern haben sich in Köln zusammengeschlossen. Ihre Ziele: Eine höhere Rente für die Betroffenen des Pharma-Skandals und eine Entschädigung von durchschnittlich einer Million Euro pro Kopf.

An der Allianz werden sich der Bund Contergangeschädigter und Grünenthalopfer (BCG), der Interessenverband Contergangeschädigter NRW sowie Verbände aus Kanada, Großbritannien, Schweden und Spanien beteiligen. Gemeinsam wollen sie dafür kämpfen, dass die Geschädigten-Renten auf durchschnittlich 2.100 Euro angehoben werden. Weiteres Ziel ist eine Entschädigung von durchschnittlich einer Million Euro pro Person. Dem Bündnis gehören nach eigenen Angaben mehr als 1.600 Mitglieder an.

"Die bisherigen Regelungen wurden vereinbart, als alle glaubten, wir hätten kaum eine Lebenserwartung", sagte der stellvertretende Vorsitzende des nordrhein-westfälischen Interessenverbandes, Udo Herterich. Nach Angaben des BCG-Vorsitzenden Andreas Meyer geht es aber nicht nur um finanzielle Dinge: "Auch eine Aufarbeitung der Contergan-Geschichte hat noch nicht stattgefunden".

"Wir brauchen mehr und mehr Hilfe"

Das internationale Bündnis sei der einzige Weg, 50 Jahre nach Einführung von Contergan die Lebensbedingungen der Geschädigten in Deutschland nachhaltig zu verbessern, sagte Meyer. Geplant sei jetzt eine parlamentarische Kampagne, um die Forderungen in Verhandlungen mit der Bundesregierung und der Firma Grünenthal durchzusetzen, hieß es. "Mit den derzeit gezahlten Opferrenten ist uns ein selbstbestimmtes Leben nicht möglich", sagte Udo Herterich. "Wir werden älter, leiden zunehmend unter den Folgeschäden der Behinderungen und brauchen mehr und mehr Hilfe."

Bundesweit rund 2.700 lebende Betroffene

Wegen des Schlafmittels Contergan waren Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre weltweit mehrere tausend Kinder zum Teil schwer fehlgebildet auf die Welt gekommen. Nach einem Vergleich mit den Opfern hatte der Aachener Hersteller Grünenthal 1971 rund 56 Millionen Euro (110 Millionen Mark) in eine Contergan-Stiftung eingezahlt, der Bund steuerte weitere 51 Millionen Euro bei. Seit 1997 ist das Geld aufgebraucht. Der Fonds, aus dem die bundesweit noch etwa 2.700 lebenden Betroffenen eine monatliche Rente von maximal 545 Euro erhalten, wird seither allein vom Bund finanziert. Im Dezember 2007 hatten sich erstmals Vertreter des BCG mit dem Grünenthal-Geschäftsführer Sebastian Wirtz getroffen.