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WDR: Bertrand Piccard, was bedeutet Ihnen eigentlich die Sonne?
Bertrand Piccard: Die Sonne ist die Quelle von Leben. Lange haben die Menschen nicht verstanden, dass die Sonne auch die Quelle von Energie ist. Die Sonne ist letztlich aber auch die Quelle von Elektrizität, wie wir bei unserer Weltumrundung mit "Solar Impulse 2" bewiesen haben.
WDR: Was kann die Luftfahrtindustrie von Ihrem Pionierflug lernen? Wie lange wird es dauern, bis große Jumbojets auf die Kraft der Sonne setzen und Solarenergie bei Linien- oder Charterflügen eine Rolle spielt?
Piccard: Komplette Solarflüge wird es sobald noch nicht geben. Aber ich bin der Auffassung, dass es schon bald die ersten Maschinen mit elektrischen Antrieben und Platz für etwa 50 Personen geben wird. In zehn Jahren könnte es soweit sein, dass Flugzeug-Batterien dann auf dem Boden durch Solarenergie aufgeladen werden und sich die dadurch gewonnene Elektrizität in der Luft nutzen lässt. Für komplette Solarflüge bräuchte es Flügel mit einer sehr großen Spannweite. Die Luftfahrtindustrie sollte meiner Meinung also zunächst elektrisch werden.
WDR: Sie bezeichnen sich als Pionier. Woraus besteht die Pionierarbeit konkret?
Piccard: Die Welt hat schon immer Pioniere gebraucht, um zu zeigen wie aus Träumen und Ideen Wirklichkeit wird. Wir wandeln da auf den Spuren der Gebrüder Wright oder Charles Lindbergh, der es als erster geschafft hat, alleine über den Atlantik zu fliegen. Für mich ist es immer noch ein Wunder, ohne Treibstoff fliegen zu können. Ich schaue in die Sonne – und es ist wie Science Fiction. Aber das ist nicht die Zukunft, sondern die Wissenschaft von heute.
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WDR: Gab es einen Moment bei Ihrer Weltumrundung, der Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben ist?
Piccard: Der dritte Tag der Überquerung des Atlantiks war ein besonderer Moment, den ich in mir tragen werde. Ich habe gedacht: Der Flug ist ein voller Erfolg. Ich träume seit 17 Jahren von diesem Projekt – und der Traum ist wahr geworden. Die Überquerung des Atlantiks hat Pioniere schon immer angetrieben – mit dem Schiff, dem Ballon, dem Flugzeug oder einem Luftschiff. Ich war der Erste, der den atlantischen Ozean mit einem Solarflugzeug überquert hat. Unter mir das Meer, über mir die Sonne – das war der imposanteste Flug.
WDR: Der Atlantik war schon immer ein besonderes Symbol. Er trennt zwei Kontinente, zwei Welten voneinander.
Piccard: Zwischen dem Atlantik lagen tatsächlich mal zwei Welten – die neue Welt (Nordamerika) und die alte Welt (Europa). Die Menschen gingen früher nach Amerika, um dort ein besseres Leben zu beginnen – und mussten den Atlantik überqueren. Heute sind die neue und die alte Welt für mich nur noch Geisteshaltungen. Die neue Welt, das bedeutet für mich saubere Technologie und Respekt vor Natur und Umwelt. Die alte Welt mit Öl und fossilen Treibstoffen sollte schnell Vergangenheit sein, weil wir sonst Probleme bekommen könnten. Die gute Nachricht ist, dass wir Lösungen haben: Mit sauberer Technologie lässt sich Unmögliches erreichen.
Das Interview führte Andreas Sträter
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Solarflieger umrunden die Welt
Von Andreas Sträter
Es war das große Abenteuer im kleinen Cockpit. In einem Solarflieger haben zwei Piloten aus der Schweiz ohne ein Tröpfchen fossilen Treibstoffs die Welt umrundet. Jetzt sind sie wieder im Wüstenemirat Abu Dhabi gelandet.
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Stand: 26.07.2016, 05:00