Eigentlich geht der Trend in die richtige Richtung: Auf lange Sicht verunglücken immer weniger Kinder unter 15 Jahren im Straßenverkehr. 2003 waren es noch rund 40.000 – 2016 rund 29.000. Auf dem Schulweg spiegelt sich dieser Trend allerdings nicht wider: In den vergangenen Jahren blieb die Zahl der Unfälle, die der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung gemeldet werden, auf demselben Niveau.
Dem BUND und verschiedenen Verkehrsverbänden macht auch eine andere Zahl Sorgen: Während in den Siebzigerjahren noch rund 90 Prozent der Grundschüler zu Fuß zur Schule gingen, sind es nach einer aktuellen Forsa-Umfrage nur noch rund 37 Prozent. Und das bringt gleich mehrere Probleme mit sich:
Elterntaxis gefährden die Sicherheit der Schulkinder
Viele Grundschulen beklagen laut einer ADAC-Umfrage, dass immer mehr Eltern ihre Kinder mit dem Auto bringen. Demnach kommt es häufig vor, dass Elternautos Schulbusse behindern oder mit Wendemanövern vor der Schule andere Kinder gefährden.
Kinder sind müder im Unterricht
Wer morgens zur Schule gebracht wird, dort den halben Tag sitzt und nachmittags wieder abgeholt wird, der bewegt sich kaum. Das hat Folgen, sagen unter anderem Psychologen der Uni Karlstadt in Schweden. Sie haben herausgefunden, dass Schüler, die mit dem Auto zur Schule gebracht werden, im Schnitt müder und passiver im Unterricht sind als ihre Klassenkameraden, die zu Fuß gehen.
Wer gefahren wird, ist unselbstständiger
An der roten Ampel stehen bleiben, links gucken, rechts gucken – und auch am Zebrastreifen vorsichtig sein: Wer schon in der Grundschule alleine (oder mit Freunden) zur Schule geht, prägt sich die wichtigen Verkehrsregeln besser ein. Auch Verkehrsclubs wie der ADAC fordern deshalb, dass die „selbstständige Mobilität von Kindern auf dem Schulweg“ wieder stärker gefördert werden muss.
Elterntaxis schaden sozialen Kontakten
Über das letzte Wochenende quatschen, Taschengeld im Kiosk ausgeben oder zusammen nach einem Klingelstreich wegrennen – solche Szenen kennen viele noch von früher. Im Elterntaxi geht das alles nicht. Viele Psychologen sagen daher, dass der gemeinsame Schulweg wichtig ist, um soziale Kontakte zu pflegen.
Eine Maßnahme: „Elternhaltestellen“ einrichten
Bei Initiativen wie „Zu Fuß zur Schule und zur Kita“ können sich Schulen beraten lassen, wie sie Eltern dazu bringen, ihre Kinder nicht mehr zu fahren. Für die Eltern, die ihre Kinder trotzdem weiter fahren wollen oder es zum Beispiel wegen eines sehr weiten Schulwegs machen müssen, können „Elternhaltestellen“ eingerichtet werden. Das sind Zonen, die ein paar hundert Meter von der Schule entfernt sind und in denen Eltern kurz halten können. Das soll auch die Verkehrssituation direkt vor Schulen entspannen.
Falschparker bestrafen
Damit Eltern weniger Sorge haben, ihre Kinder zur Schule gehen zu lassen, fordern Verbände wie der BUND auch mehr Verkehrssicherheit rund um Schulen. Falschparker etwa sollen konsequenter bestraft werden, wenn sie eine Kreuzung zuparken und damit Kinder gefährden, die zwischen den Autos auf die Straße laufen.