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So manche Spinnenart ist sozialer, als man denkt. Forscherinnen der Universitäten Greifswald und Aarhus haben jetzt herausgefunden, dass bei der Art Stegodyphus dumicola die Schwestern der Spinnenmütter bei der Versorgung des Nachwuchses helfen. Die frisch geschlüpften Spinnen nehmen nicht nur Nahrung von ihrer Mutter, sondern auch von ihrer Tante auf.
Zunächst würgen die unverpaarten Schwestern der Mutter Nahrung wieder hoch, damit die neugeschlüpften Spinnen etwas zu essen haben. Später lassen sich die Tanten auch selbst von den Jungtieren fressen.
Mütter und Tanten opfern sich
Bisher hatten Forscher angenommen, dass die jungfräulichen Weibchen die neugewordenen Spinnenmütter dabei unterstützen, Beute zu fangen und die Netze zu bauen. Nach gängiger Meinung waren bisher nur Mütter dazu in der Lage, Nahrung wieder hochzuwürgen und sich später selbst als Fraß zu opfern.
Die deutschen und dänischen Forscherinnen haben für ihre Doktorarbeit Gruppen aus verpaarten und unverpaarten Gruppen gebildet und beobachtet, welche Tiere Beute für die neugeschlüpften Spinnen fangen. Dabei erkannten sie, dass nicht nur verpaarte Tiere die jungen Spinnen pflegten.
Motivation: Genpool der engsten Verwandtschaft beibehalten
"Das Verhalten ist nur scheinbar altruistisch", sagt die Zoologieprofessorin und Spinnenforscherin Gabriele Uhl. Durch die erfolgreiche Aufzucht ihrer Nichten und Neffen werden auch Gene, die die Tante besitzt, an die nächste Generation weitergegeben.
Das erkläre, wie das scheinbar selbstlose Verhalten evolutionär entstehen konnte und erhalten bleibe, schreibt die Universität Greifswald. Rund 60 Prozent der Weibchen in den Kolonien der Stegodyphus dumicola seien unverpaart.
Gemeinsames Netz, gemeinsame Beute
Die Stegodyphus dumicola gehören zu den sozialen Spinnen. Das bedeutet, dass sie sich Netze, aber auch ihre Beute teilen. Außerdem entwickeln einzelne Spinnen in sozialen Verbänden bestimmte Charakterzüge: Die Individuen der Stegodyphus dumicola sind unterschiedlich mutig oder furchtsam.
Forscher haben herausgefunden, dass sich diese Charakterzüge in der Gemeinschaft bilden. Unter den insgesamt 45.000 bekannten Spinnenarten gelten 30 als soziale Spinnen.
Heimische Spinnenarten
Spinnen in Deutschland