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Die gute Nachricht: Die allermeisten Menschen in NRW sind mit ihrer Nachbarschaft zufrieden. 90 Prozent zeigen sich "sehr zufrieden" oder "eher zufrieden". Schaut man genauer hin, sind Eigentümer (97 Prozent) noch zufriedener als Mieter (86 Prozent). "Langfristige Nachbarn arrangieren sich meist besser miteinander als wechselnde Mieter", sagt Dr. Armin Kuphal, Soziologe von der Universität des Saarlandes, der die Ergebnisse für den WDR eingeschätzt hat.
"Nachbarn im Eigentum müssen irgendwie miteinander klarkommen, weil ihre Wohnung auf Dauer angelegt ist. Mieter können zur Not ausziehen und das akute Problem hinter sich lassen", so Kuphal. Ein zweiter Faktor: Eigentümer wohnen auch meist länger im gleichen Haus – und je länger jemand an einem Ort ist, umso zufriedener ist er.
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Frauen helfen spontan, Männer bei großen Projekten
In der Umfrage hat der WDR unter anderem nach den sozialen Kontakten unter Nachbarn gefragt. 77 Prozent der Befragten grüßen ihre Nachbarn, 40 Prozent plaudern miteinander.
Vor allem Menschen mit Kindern laden alle ihre Nachbarn auch zu Feiern ein (16 Prozent). Frauen gaben häufiger an, einige Nachbarn zu besuchen (62 Prozent). Männer machen dies nicht ganz so häufig (49 Prozent).
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Für die repräsentative Umfrage wurden 1.002 Menschen in NRW per Telefon befragt. Die Teilnehmer mussten über 18 Jahre alt sein und Deutsch sprechen können. Die Befragung fand vom 12. Juli bis 2. August 2017 statt.
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"Frauen sind kommunikativer und eher bereit, in solchen Kontexten zu interagieren", sagt Sozialpsychologe Volker Linneweber von der Universität des Saarlandes zu dem Ergebnis. Männer seien hingegen eher geneigt, sich in "definierten Kontexten" zu engagieren, wie etwa im Sportverein. Während die Frauen spontane Kontakte pflegten, treten laut Linneweber Männer eher bei größeren Projekten wie "Schuppen abreißen" auf den Plan.
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Nachbarn in NRW sind sehr hilfsbereit
Die Menschen in NRW helfen sich gerne gegenseitig. "Hilfsbereitschaft ist ein Gradmesser für funktionierende nachbarschaftliche Beziehungen", sagt Sozialpsychologe Linneweber.
Zwei Drittel der Menschen geben an, im Urlaub bei den Nachbarn Blumen zu gießen oder nach der Wohnung zu schauen. Jeder Dritte hilft sogar regelmäßig, etwa beim Einkaufen, bei Arztbesuchen oder bei der Kinderbetreuung. Besonders hilfsbereit sind Menschen mit Kindern im Haushalt.
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Das Treppenhaus schafft positive Kontakte
Ein überraschendes Ergebnis: Menschen im Eigentum haben insgesamt seltener positive Nachbarschaftskontakte, also etwa Besuche oder gegenseitige Hilfe. Entsprechend sind die positiven Kontakte in kleineren Orten, wo mehr Menschen in Eigenheimen leben, weniger.
In größeren Städten berichten die Menschen häufiger davon, dass sie sich besuchen oder sich helfen. "Das hat mich durchaus überrascht", sagt der Soziologe Sebastian Kurtenbach von der Universität Bielefeld. Ein Grund könnte das "gemeinsame Treppenhaus" sein – als Treffpunkt für gute Kontakte.
Der Blick in Nachbars Garten: zu viel Kontakt?
Menschen aus alleinstehenden Häusern haben öfter das Gefühl, ihre Nachbarn interessierten sich zu sehr für ihr Privatleben: 11 Prozent gegenüber 2 Prozent in einem Haus mit mehr als zehn Parteien. Auf den ersten Blick paradox, weil die Bewohner nicht so eng wohnen wie in anderen Wohnformen. Aber: Diese Menschen zeigten mit ihren Häusern stärker ihre Identität, so Volker Linneweber.
Daher empfänden sie es oft schon als unangemessen, wenn jemand in ihren Garten schaue. "Die Grenze zwischen öffentlichem Raum und Privatsphäre verläuft anders als hinter geschlossener Tür im Mietshaus", sagt Linneweber.
Gute Nachbarschaft ist nicht für jeden das gleiche. Was gut ist, hängt beispielsweise von der Persönlichkeit, aber auch von der Lebenssituation ab. Grundsätzlich gilt es, die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz zu schaffen, sagen die Experten. "Die vorsichtig-höfliche Distanz ist dabei die wichtigste Norm", sagt der emeritierte Soziologe und "Nachbarschafts-Papst" Walter Siebel. Denn oft ist Nachbarschaft unentrinnbar.
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Stand: 06.10.2017, 06:00