Frühjahrsmüdigkeit

Ein simpler Trick hilft gegen Frühjahrsmüdigkeit

Stand: 23.04.2019, 14:15 Uhr

Es ist jeden Frühling das gleiche Spiel: Die Natur erwacht, viele Menschen fühlen sich dagegen müde und schlapp. Warum gibt es diese Frühjahrsmüdigkeit? Und was lässt sich gegen sie unternehmen?

Von Benjamin Esche

Viele Menschen fühlen sich mit dem Beginn des Frühlings schlapp und müde. Während die Natur aus dem Winterschlaf erwacht und die Blumen zu blühen beginnen, haben einige Menschen mit der Frühjahrsmüdigkeit zu kämpfen. Auch wenn es sich dabei nicht um eine Krankheit handelt, so können die Symptome in Einzelfällen sehr stark sein. Neben einer intensiven Schläfrigkeit am Tag und Schlafstörungen in der Nacht gehören dazu auch Kreislaufprobleme, Gereiztheit oder Kopfschmerzen. Auch depressive Verstimmungen können auftreten.

Raus aus dem Wintermodus

Was sind die Ursachen dieser Frühjahrsmüdigkeit? „Im Frühjahr werden aufgrund der wärmeren Temperaturen und der erhöhten Lichtintensität mehr Endorphine und andere Hormone ausgeschüttet“, sagt Peter Young, Schlafmediziner von der Uniklinik Münster. Diese führen zu einer erhöhten Aktivität, aber eben auch zu einer intensiveren Erschöpfung. „Wissenschaftlich gibt es dazu aber bisher kaum Untersuchungen“, erklärt Young. Die Frühjahrsmüdigkeit tatsächlich zu messen, sei gar nicht möglich.

Im Winter läuft der Körper evolutionsbedingt in einer Art Sparmodus. Früher gab es dann weniger Nahrung und wegen der Kälte musste man sich ruhiger halten, um Kräfte zu sparen, erklärt Thomas Kantermann von der Universität Groningen, der sich als Chronobiologe besonders mit dem biologischen Rhythmus des Menschen befasst: „Sobald es ins Frühjahr geht, heißt es: Den Körper mobilisieren“. Bei einigen Menschen dauere es eine gewisse Zeit, um aus der Winterträgheit herauszukommen. „Das interpretieren wir dann als Müdigkeit, weil wir schneller erschöpft sind.“ Aber die Menschen bräuchten einfach ein wenig Zeit, um in das Frühjahr richtig reinzukommen. „Denn es sind ganz normale physiologische Prozesse, die da im jahreszeitlichen Wechsel ablaufen.

Menschen reagieren unterschiedlich auf Licht

Frau schläft am Schreibtisch

Viele fühlen sich im Frühjahr tagsüber müde.

Ein wichtiger Faktor ist dabei auch, dass Menschen individuell auf Licht reagieren, sagt Chronobiologe Kantermann. „Menschen, die zum Beispiel öfter eine saisonale Depression haben, scheinen höhere Lichtintensitäten zu brauchen, um ihre depressiven Symptome zu bekämpfen.“ Weil jeder offenbar unterschiedlich viel Licht braucht, um den Körper zu aktivieren, ist die Frühjahrsmüdigkeit bei vielen Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt, folgert der Experte.

Auch wenn es von kneippschen Wechselbädern bis zu Minzöl auf den Schläfen viele Tipps gegen die Frühjahrsmüdigkeit gibt, die Lösung gegen die Trägheit ist sehr simpel: „Wir brauchen einfach das Tageslicht – egal, ob es regnet, bewölkt ist oder schneit“, erklärt Kantermann. „Es ist ein über Millionen von Jahren genetisch verankertes System in uns Menschen, das ganz einfach auf Licht reagiert, weil der Wechsel von Tag und Nacht den stabilsten und vorhersehbarsten Impuls an unseren Körper gibt.“ Dieses System taktet die biologische Uhr und sorgt so auch für besseren Schlaf. In Kombination mit einer steigenden Temperatur ist es dann auch angenehmer, sich draußen aufzuhalten. "Sobald wir mehr Licht bekommen, werden wir wacher“, sagt Kantermann.

Licht und Bewegung sind wichtig

Schlafmediziner Young empfiehlt auch zur Vorbeugung: „Raus aus dem Bett, sich bewegen und viel Licht tanken.“ So gebe man dem Körper die Möglichkeit, sich an die neuen Lichtverhältnisse im Frühling zu gewöhnen. Auch auf ausreichenden Schlaf sollte geachtet werden. „Man sollte sich nicht in ein Erschöpfungsdenken reinfallen lassen, sondern versuchen, diesem aktiv entgegenzutreten“, sagt Young.

Wer sich abgeschlafft und ausgelaugt fühlt, dem empfiehlt Chronobiologe Kantermann ein einfaches Programm: „Ein bis zwei Wochen vor allem nach dem Aufstehen mehr Aufenthalt draußen ohne ein Dach über dem Kopf, um viel Licht zu tanken – dann merken Sie sehr schnell, wie sich Ihr Schlaf verändert.“ Wichtig sei dann aber auch, nach dem Sonnenuntergang am Abend sich weniger dem Kunstlicht auszusetzen, so der Experte. Mit dem Smartphone oder dem Tablet sollte man also lieber nicht ins Bett gehen.

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