Ursula Altmoos beim Gärtnern im Natur-Moosgarten in Staudernheim

Service Garten

Schöner gärtnern mit Moos

Im Frühjahr rücken viele Menschen dem Moos zu Leibe, entfernen es aus Rasen und Fugen. Dabei gibt es gute Gründe, dem Moos einen Platz im Garten bereit zu halten und es sogar anzusiedeln. Anja Koenzen erklärt, wofür Moos im Garten gut ist.

Moose filtern Feinstaub und Schadstoffe aus der Luft, speichern eine Menge Wasser, schaffen ein angenehmes kühles Klima im Garten und sind oft wunderbar weich. Vor allem sind sie jedoch grüne Miniatur-Schönheiten. In Japan haben Moose seit vielen hundert Jahren eine besondere Bedeutung in der Gartengestaltung – dort sind in vielen Tempelanlagen über 100 verschiedene Moose zu bestaunen. Oft werden sie mit Steinen kombiniert und so dauerhafte, auch im Winter attraktive Gartenbilder erschaffen.

Moosgärten in Deutschland – der Garten "Nahe der Natur"

Aber auch in Deutschland gibt es Gärten, in denen die grünen "Kissen" bezaubern – so wie im Garten "Nahe der Natur" von Ursula und Michael Altmoos im rheinland-pfälzischen Staudernheim. Die beiden Biologen sind wahre Moos-Liebhaber und haben in einem ausgedienten Steinbruch ein Naturparadies erschaffen, das man besuchen kann.

Hier wächst unter vielen anderen der Runzelbruder, das Frauenhaarmoos oder auch das Schlafmoos, das man früher genutzt hat, um Kopfkissen zu füllen, erzählt Ursula Altmoos. Eine märchenhafte Welt ist in den letzten 13 Jahren entstanden mit moosbedeckten Wurzeln, meditativ anmutenden Steinskulpturen und Spiralen, die aus zwei unterschiedlichen Moosarten geformt sind. Für Michael Altmoos ist sein grünes Reich ein Platz zum Kraft tanken.

Moose sind botanische Sonderlinge

Angeschnittenes Zellgewebe des Torfmoos

Querschnitt durch ein Blättchen des stachelspitzigen Torfmoos

Moose sind Sporenpflanzen, die sich vor etwa 500 Millionen Jahren aus Grünalgen entwickelt haben. Moose waren die ersten Pflanzen, die die Landflächen besiedelten, zuvor es gab nur Sand, Steine, Fels auf der Erdoberfläche, aber keinen Boden mit Humusanteil – der entwickelte sich erst mit dem Landgang des Lebens, also mit den ersten Pflanzen, die organische Substanz an Land bildeten. Deshalb haben Moose keine Wurzeln – Wasser und Nährstoffaufnahme erfolgte und erfolgt auch heute noch ausschließlich über die Blattoberfläche.

Hornmoos, Laubmoos, Lebermoos

Botaniker unterscheiden drei Hauptgruppen: Horn-, Laub- und Lebermoose. Als Baumaterial dienen sie für Insekten, Vögel und kleinere Säugetiere wie Igel und von vielen Kleinstlebewesen werden sie als Lebensraum genutzt.

Anzucht und Pflege von Moosen im Garten oder auf dem Balkon

Gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Moosgarten sind leicht saure Erde (es gibt auch Moos auf basischem Untergrund) und kein Dünger. In heißen Sommern erfreuen sich die Mikropolster an einer Dusche mit kalkarmen Wasser (Regenwasser). Viele Moosarten sind an langandauernde Trockenheit angepasst und brauchen keine Dusche! Wässern dient mehr dem Showeffekt, nur im feuchten Zustand ist das Moos leuchtend frisch grün, bei Trockenheit ist die Farbe bräunlich oder fahl grün.

Moose speichern extrem viel Wasser

Aber die meisten Moose sterben bei Trockenheit nicht ab (Ausnahme Torfmoose), sondern überdauern und warten auf den nächsten Regen – sind also auch wahre Wassersparkünstler. Moose halten dabei den Untergrund feuchter und damit wasseraufnahmefähiger, als wenn kein Moos da wäre. Außerdem können Moose bis zum 10-fachen (zum Teil 20-fachen) des eigenen Trockengewichts an Feuchtigkeit wie ein Schwamm an der Oberfläche festhalten und langsam an den Untergrund abgeben. So kann der nächste Regen dann auch versickern und weniger Wasser fließt oberflächlich ab – das ist also gut für Grundwasserneubildung und Hochwasserschutz (im kleinen Maßstab).

Manche Moose stehen unter Naturschutz

Nahaufnahme von Torfmoos mit Sonnentau dazwischen.

Torfmoos bildet nach dem Absterben Torf – und steht unter Naturschutz

Wer jetzt direkt losziehen und aus der Natur Moose entnehmen möchte, muss sich gut informieren. Einige Moose wie beispielsweise Sphagnum (Torfmoos) stehen unter Naturschutz. Am besten immer nur am Wegrand sammeln und dann auch nur einen kleinen Teil des vorhandenen Mooses mitnehmen – dabei unbedingt mehr als die Hälfte stehen lassen. Dann ist die Gefahr gering, dass man geschützte Moose erwischt beziehungsweise nachhaltigen Schaden anrichtet.

Buchtipps

  • Michael Altmoos ((2021): Der Moosgarten. Naturnah gestalten mit Moosen. Darmstadt: Pala Verlag. 208 Seiten. 24,90 €. ISBN 978-3-89566-387-1.
  • Jan-Peter Frahm (2006): Moose. Eine Einführung. Jena: Weissdorn-Verlag. 237 Seiten. 17,90 €. ISBN 978-3-93605-553-5. (Die Bücher von Frahm sind zur Zeit im Buchhandel nicht verfügbar – mit Glück findet sich eins im Antiquariat.)

Autorin: Anja Koenzen
Redaktion: Barbara Geschwinde

Service Garten ist eine Rubrik der WDR 5 Sendung Neugier genügt und ist dort freitags zwischen 11.04 Uhr und 12.00 Uhr zu hören.

Service Garten – Schöner gärtnern mit Moos

WDR 5 Neugier genügt - Freifläche 10.03.2023 07:12 Min. Verfügbar bis 09.03.2024 WDR 5


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