Die großen Blüten tragen fünf Blütenblätter und eine große Zahl von Staubgefäßen, was einen wertvollen Schmuckwert ergibt und für Insekten viel Nahrung bietet. Das Besondere ist, dass die Blütenblätter auch bei und nach der Samenreife an der Pflanze bleiben. Nur wenige Gartenpflanzen erfreuen uns derart lang mit so viel Blütenschmuck und sind gleichzeitig für "faule Gärtnerinnen und Gärtner" so geeignet. Christrosen, Schnee- und Lenzrosen sind äußerst robust, leicht zu pflegen und langlebig. Je älter sie werden, desto schöner und reichblühender werden sie. Sie sind also Pflanzen, deren Anschaffung sich lohnt.
Die Christrose
Der Blütenzeitpunkt spielt beim Namen der Christrose die entscheidende Rolle, denn die Naturformen blühen strahlend weiß um die Weihnachtszeit. Es handelt sich um eine immergrüne Art aus den Bergen der südöstlichen Alpen, also in puncto Kälte und Sonne hart im Nehmen ist. Der wissenschaftliche Name für die Christrose lautet Helleborus niger, wobei niger "schwarz" bedeutet, was sich auf den tief schwarzen Wurzelstock bezieht. Die dunkelgrünen Blätter geben dem Weiß der Blüten einen starken Kontrast. Die Blüten stehen einzeln und sind sehr groß, manche Sorten erreichen zehn Zentimeter Durchmesser. Auch creme- oder rosafarbene Sorten sind mit im Rennen.
Orientalische- und Purpur-Nieswurz
Diese beiden Arten (Helleborus orientalis und Helleborus purpurascens) waren die Grundlage für die Zucht der Lenzrosen, die ab dem zeitigen Frühjahr blühen, oft schon zusammen mit Krokussen oder Narzissen. Es sind robuste Gartenpflanzen für den Schatten, die man leicht verwildern lassen kann. Achtung bei wertvollen Sorten: die Sämlinge fallen meist in einfache Blüten zurück und haben nicht das Erscheinungsbild der Elternpflanzen.
Züchtung neuer Sorten
Aufgerichtete Blüten mit interessanten Staubgefäßen und Blütenblattzeichnungen sind ein wichtiges Ziel der Pflanzenzüchter. Denn der Nachteil vieler Naturformen der Helleborus sind nickende, also nach unten gerichtete Blüten. Durch diese natürliche Wuchsform sind die Blüten besser vor Regen und Schnee geschützt sind – erlauben aber uns Menschen aufgrund der recht geringen Höhe der Pflanze nur einen weniger attraktiven Blick von oben.

Durch Züchtung soll die Sonnenverträglichkeit erhöht werden
Ein weiteres Züchtungsziel ist die Reichblütigkeit. Wildformen haben jeweils immer nur wenige Blüten pro Blütenstiel, außer bei der bei uns heimischen Helleborus foetidus. Durch geschicktes Kreuzen wird versucht, gewünschte Eigenschaften zu kombinieren. Also zum Beispiel die Reichblütigkeit von Helleborus foetidus mit attraktiveren Blüten von etwa der Helleborus orientalis. Da Christ- und Lenzwurzarten vor allem Schatten lieben, versucht man, durch Einkreuzen etwa der korsischen Nieswurz mehr Sonnenverträglichkeit zu erzielen, denn die Art aus Korsika ist als die sonnen- und trockenheitsverträglichste Art bekannt, von der grünlichen Blüte her aber weniger attraktiv.
Neue Farben und Blütenmuster
Fast alle Arten besitzen einfarbige Blüten in weiß, rosa bis ziegelrot oder gelblich. Es gibt aber auch zum Teil recht auffällig gemusterte Blütenblätter, die bei Raritätenliebhabern hoch im Kurs stehen. Diese Musterung versucht man einerseits durch Zucht zu intensivieren und andererseits weitere neue Muster auszulesen. Mittlerweile gibt es sehr intensiv gefärbte und schön gemusterte Züchtungen, manche sogar mit einem zierlichen farbigen Rand.
Der richtige Standort
Die meisten Arten bevorzugen einen schattigen bis halbschattigen Platz und kommen als Unterpflanzung von Gehölzen oder an deren Rand mit dem Konkurrenzdruck der Bäume und Sträucher gut zurecht. Mittagssonne im Sommer ist in jedem Fall zu vermeiden, einige Arten wie die Christrose (Helleborus niger) oder auch manche neuen Sorten (vor allem Schneerosen) gedeihen allerdings auch in der vollen Sonne recht gut, freuen sich jedoch, wenn eine im Sommer belaubte größere Pflanze sie vor der Mittagssonne schützt.
Bei Schnee- und Lenzrosen sollte der Abstand zwischen einzelnen Pflanzen oder anderen 60 - 80 Zentimeter betragen, denn die Pflanzen werden auf Dauer immer schöner und größer. Klassische Christrosen sind etwas kompakter und kommen mit einem Abstand von 30 - 50 Zentimetern aus. Wer die Winterblüher auf Balkon oder Terrasse halten möchte, sollte sie in einen ausreichend hohen Topf pflanzen, denn Helleborus sind Tiefwurzler. Am besten ein nährstoffreiches kalkhaltiges Pflanzsubstrat verwenden wie z.B. Geranienerde.
Pflege
Helleborus sind extrem unkompliziert, denn die Pflanzen wollen nur eines: in Ruhe gelassen werden. Umgraben, Hacken in ihrer Nähe oder Umpflanzen ist nicht ihre Sache. Helleborus werden sehr alt und wachsen langsam zu großen üppigen Horsten. Dabei wünschen sie einen lehmig-frischen Boden mit guter Kalkversorgung (es reichen schon ein paar Eierschalen), ausreichend Feuchtigkeit im Frühjahr und genügend Nährstoffen für eine reiche Blüte.
Den Sommer über vertragen sie zwar längere Trockenheit, Staunässe ist jedoch unbedingt zu vermeiden. Leichte Böden können mit Kompost oder Gesteinsmehl aufgebessert werden. Helleborus unterdrückt Unkraut und ist gegenüber Schädlingen sehr robust. Dickmaulrüssler können aber schon mal lästig werden, ohne gleich zu Ausfällen zu führen.

Frische Samen sofort aussähen
Auch Schnecken oder Blattläuse treten gelegentlich auf, ohne jedoch viel Schaden anzurichten. Pilz- und Viruserkrankungen treten vor allem bei Standortfehlern auf, vor allem bei Kalkmangel oder Staunässe. Erste Hilfe bei schwarzen Flecken auf den Blättern ist schnelles Entfernen und Entsorgung in den Restmüll. Nur selten kommt es zu Ausfällen der gesamten Pflanze. Helleborus-Arten vermehren sich über Aussaat. Frische Samen keimen schnell, trocknen sie dagegen erst ein, tritt eine Keimruhe ein und die Keimrate sinkt drastisch auf 30 Prozent. Wer also gerne seine Helleborus vermehren möchte, sollte die frischen Samen sofort aussäen.
Was verbirgt sich hinter dem Gattungsnamen Helleborus?
Christrosen, Schneerosen und Lenzrosen, botanisch Helleborus genannt, heißen im Deutschen auch Nieswurz, was auf eine stark die Nasenschleimhaut reizende Wirkung der trockenen und pulverisierten Wurzelstöcke hinweist. Helleborus sind zwar seit alters her Heilpflanzen und es werden in der Pharmakologie Wirkstoffe davon gezielt verwendet. Aber man darf sie nicht verzehren, denn die Pflanzen an sich sind giftig.
Diese Giftigkeit ist eine mögliche Erklärung für den Gattungsnamen Helleborus: im Griechischen bedeutet "hellein" töten und "bora" Speise – ganz geklärt ist die Namensgebung allerdings nicht. Schon frühzeitig waren mehrere Arten bekannt und wurden gärtnerisch genutzt, zuerst in Klöstern. Neben der großen Attraktivität spielt die Pflanze als eine der ersten Nahrungsquellen für alle überwinternden Insekten eine wichtige Rolle. Speziell Hummeln lieben sie.
Buchtipp:
Dijk, Hanneke van/ Trier, Harry van: Helleborus. Stuttgart. Ulmer Verlag 2006 Thomasen, Matthias: Lenzrosen. Die Wildarten – Schönheiten für jeden Garten. Bern. Haupt Verlag 2022
Autorin: Anja Koenzen
Redaktion: Iris Möller-Grätz
Service Garten ist eine Rubrik der WDR 5 Sendung Neugier genügt und ist dort freitags zwischen 11.04 Uhr und 12.00 Uhr zu hören.