Überraschende Ausflüge im Revier
Vorurteile halten sich hartnäckig. Das gilt auch für das Ruhrgebiet, dessen hoher Freizeitwert von vielen Menschen stoisch geleugnet wird. Sie können sich nicht vorstellen, dass die graue Industrieregion längst bunt und vielfältig ist. Dabei genügt ein Blick von der Aussichtsplattform auf Zeche Zollverein, um das viele Grün rundherum zu erkennen.
Naturführungen auf Zeche Zollverein
Auf Zeche Zollverein finden zwischen April und Oktober an jedem zweiten Samstag im Monat Naturführungen statt. Es gibt geführte Touren zu Vögeln, Fledermäusen, Amphibien, Pilzen und vieles mehr. Wer daran teilnimmt, erhält tiefe Einblicke in die wild wuchernde Natur der Industriebrache, hört Froschkonzerte in den Feuchtbiotopen, sieht Feuersalamander vorbeihuschen und kann Brombeeren naschen, die nur hier wachsen: die "Rubus zollvereinensis".
Idylle Margarethenhöhe
Benannt ist der Ort nach Margarethe Krupp. Die Industriellengattin war bereits Anfang des 20. Jahrhunderts überzeugt, dass die Malocher im Revier einen Ausgleich zu ihrer harten Arbeit brauchen. So entstand eine Siedlung, in der jedes Häuschen von einem üppigen Garten umgeben ist und die noch heute Vorbildcharakter hat.
Stiftung Bonnekamphöhe
Hier kommt ein echter Geheimtipp – nur 900 Meter von Zeche Zollverein entfernt. Die Bonnekamphöhe ist ein Stadtteilgarten, in dem urbane Landwirtschaft betrieben wird. Große Libellen schwimmen über einem kleinen Teich. Vögel singen, Bienen summen, Frösche hüpfen, Blumen und reifes Obst duften.
Am 6. Mai beginnt die Saison auf der Bonnekamphöhe: Bis Oktober ist die innerstädtische Idylle jeden Samstag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Besucher:innen können kostenlos über das Gelände streifen, den Barfußpfad erkunden, auf einem kleinen Markt erntefrisches Gemüse kaufen und im veganen Restaurant "Bunte Beete" einkehren, das "Live Cooking" bietet. Alles, was auf der Bonnekamphöhe wächst und gedeiht, wandert hier vor den Augen der Besucher in den Kochtopf.
Kostenlose Touren auf dem Emscherkunstweg
Die Emscher, ein Nebenfluss des Rheins, war lange der Inbegriff eines vergifteten Industriegewässers. Die Renaturierung der Emscher hat sich über Jahrzehnte hingezogen und gilt als besonders gelungen – auch wenn noch nicht alle Relikte der Vergangenheit beseitigt sind. Heute verläuft parallel zum Fluss ein 100 Kilometer langer Radwanderweg, der einen Mix aus grüner Idylle und spannender Urbanität bietet.
Highlight sind die vielen Kunstwerke, die entlang des Emscherkunstwegs stehen. Etwa "Neustadt" im Landschaftspark Duisburg-Nord. Hier sind Miniatur-Nachbauten von echten Gebäuden zu sehen, die es früher einmal im Ruhrgebiet gab.
Autorin: Antje Zimmermann
Redaktion: Julia Lührs
Service Ausflug ist eine Rubrik der WDR 5 Sendung Neugier genügt und ist dort jeden ersten Freitag im Monat zwischen 11.04 Uhr und 12.00 Uhr zu hören.