TikTok App auf einem Smartphone.

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TikTok: Wie riskant ist die App?

TikTok wird immer beliebter. Behörden-Mitarbeitende in den USA, Kanada und in der EU-Kommission dürfen TikTok allerdings auf ihren Diensthandys nicht mehr nutzen, weil die App zu riskant sei. Wie gefährlich ist TikTok?

TikTok wird immer beliebter – vor allem bei jungen Menschen. Die App mit extrem kurzen, meist auf Unterhaltung getrimmten Videos, gehört seit einiger Zeit zu den am schnellsten wachsenden Plattformen. Behörden-Mitarbeitende in den USA, Kanada und in der EU-Kommission dürfen TikTok allerdings auf ihren Diensthandys nicht mehr benutzen. Der Grund: Die App stammt aus China und es wird vermutet, dass die chinesische Regierung sie kontrolliert.

Ist es gefährlich, TikTok zu nutzen?

Für Nutzer:innen droht keine unmittelbare Gefahr. Aber wer TikTok nutzt, sollte wissen, dass Daten nach China abfließen. Was mit den Daten passiert, ist nicht klar. Die Befürchtung ist groß, dass der chinesische Staat diese Daten missbraucht, um uns – Firmen, Betriebe, aber auch die Politik und Gesellschaft – auszukundschaften und zu beeinflussen.

Um welche Daten sind geht es?

Es geht um die so genannten Metadaten: Wann benutzt jemand die App, wo befindet sich die Person dann gerade? Nach welchen Themen sucht jemand in der TikTok-App? Mit welchen anderen Nutzer:innen interagiert sie? Welche Inhalte empfiehlt sie anderen Nutzer:innen? Aber auch: Welches Smartphone-Modell wird genutzt? Das lässt z. B. Rückschlüsse darauf zu, ob jemand arm oder reich ist.

Solche Daten sammeln doch alle. Ist das im Fall von TikTok riskanter?

Solche Daten können für Geheimdienste weltweit sehr interessant sein. Im Fall von TikTok sind das Dienste in China, einem nicht-demokratischen Land. Jede noch so kleine Information über einen Menschen hilft bei der Profilbildung. Und wenn alle Daten zusammen ausgewertet werden, dann wird ein ziemlich genaues Bild eines Menschen möglich. Dadurch wird klar, wie jemand "tickt", wie man jemanden beeinflussen könnte, wo jemand emotional ansprechbar ist oder auch wen man ansprechen muss, um vielleicht eine:n Politiker:in zu beeinflussen. So könnte man uns zum Beispiel häufiger Clips einspielen, die das Narrativ vertreten, dass Taiwan zu China gehöre und nicht unabhängig sei. So kann man sehr dezent die Meinung in anderen Gesellschaften beeinflussen.

Gibt es Beweise dafür, dass TikTok solche Daten sammelt?

Es ist technisch ohne Probleme möglich. Und es hat sich gezeigt: Alles, was technisch möglich ist, wird auch genutzt. Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit hat außerdem eine Analyse der App (nicht der gesamten Plattform) durchführen lassen. Ergebnis: Es fließen Daten ab, von denen in den Datenschutzbestimmungen der App keine Rede ist. Aufgrund dieses "Anfangsverdachts" gibt es die Empfehlung, dass Mitarbeitende in Bundesbehörden TikTok nicht nutzen sollten.

Sollte man die App löschen?

Das muss jede:r für sich selbst entscheiden. Aber: TikTok muss gezwungen werden, klar offenzulegen, welche Daten sie sammeln und was genau sie damit machen. Und jede:r Nutzer:in muss das erfahren können, wenn sie oder er es will. Auf Basis dieser Information lässt sich dann eine individuelle "informierte Entscheidung" treffen. Das alles gilt übrigens nicht nur für das chinesische TikTok sondern auch z. B. für Instagram, Facebook, Twitter oder YouTube. Auch da wissen wir nicht wirklich, was mit Daten passiert.

Autor: Michael Stein

Redaktion: Jan Friese

Service Computer ist eine Rubrik in der WDR 5 Sendung Neugier genügt und ist dort jeden ersten Dienstag im Monat zwischen 11.04 Uhr und 12.00 Uhr zu hören.

Service Computer – TikTok: Wie riskant ist die App?

WDR 5 Neugier genügt - Freifläche 04.04.2023 06:22 Min. Verfügbar bis 03.04.2024 WDR 5


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