Probewarnung auf einem Handy

Service Computer

Smartphone-Warnung wirklich sinnvoll?

Am 8. Dezember fand in ganz Deutschland der "Warntag" statt. Die Behörden wollten dabei testen, wie gut wir alle im Falle von Katastrophen gewarnt werden können. Mit im Test das neue Cell-Broadcast-System.

Beim deutschlandweiten Warntag wollten die Behörden testen, wie gut wir alle im Falle von Flutkatastrophe, Unwetter mit Starkregen und Sturm, Hitzewarnungen, Waldbränden oder auch Bombenentschärfungen gewarnt werden. Und das ist mittlerweile gar nicht mehr so einfach.

Cell Broadcast neu in Deutschland

Viele klassische Warnsysteme wie Sirenen wurden in den letzten Jahren abgebaut. Warn-Apps auf dem Smartphone müssen wir erst installieren, und auch da gibt es immer mal wieder technische Schwierigkeiten. Was in Zukunft helfen soll, ist ein für uns in Deutschland ganz neues System, das jeden von uns ganz ohne App per Mobiltelefon erreichen und warnen soll: Cell Broadcast.

Alte Hard- und Software

Der Regelbetrieb von Cell Broadcast startet eigentlich erst im Februar. Am 8. Dezember wollte man schon mal erste Erfahrungen sammeln und dabei vor allem herausfinden, wo es noch Probleme gibt. Und die gab es. In den meisten bekannt gewordenen Fällen lag es wohl daran, dass die Smartphones entweder zu alt waren oder ihre Benutzer nicht die aktuellste Version des Betriebssystems für ihr Gerät eingespielt hatten. Auch hatten wohl einige Besitzer Cell Broadcast auf ihren Geräten nicht eingeschaltet. Und: Vereinzelt hat es hat es wohl auch technische Probleme bei den Netzbetreibern gegeben.

Smartphone fit machen

Cell Broadcast wird bereits in vielen Ländern (zum Beispiel USA, Kanada, Italien, Großbritannien, Griechenland, Niederlande) zur Alarmierung eingesetzt. Es handelt sich dabei um vergleichsweise alte Technik – sie kommt grundsätzlich huckepack mit jeder Funktechnik, egal ob 2G, 3G, 4G oder 5G. Sie hat sich bei uns allerdings nie durchgesetzt, deshalb ist sie auch in vielen Handys nicht aktiv. Zum Teil mussten die Gerätehersteller und Netzbetreiber in den letzten Monaten die Technik per Software-Update nachträglich aktivieren. Bei einigen Geräten muss es noch manuell aktiviert werden. Dazu in den Systemeinstellungen, oft unter "Mitteilungen" nach "Cell Broadcast" suchen und einschalten.

So funktioniert Cell Broadcast

Grundsätzlich funktioniert Cell Broadcast ohne App. Eine Leitstelle löst den Alarm  über MOWAS (modulares Warnsystem) aus. Daran angeschlossen sind die Sirenen, Warn-Apps KATWARN und NINA, die Benachrichtigung der Radiosender und auch die Handy-Netzbetreiber. Die Meldungen werden dann von den Netzbetreibern ausgestrahlt. Sie können bestimmen, über welche Sendemasten (also in welcher "Zelle", daher der Begriff "Cell" Broadcast) die Nachricht gesendet wird. Jedes Handy, das sich in der Zelle befindet, empfängt die Nachricht, zeigt sie auf dem Display an und spielt einen schrillen Warnton ab. Das System ist datensparsam, da die Behörden die Handynummern der Empfänger nicht kennen.

Nicht nur auf Technik vertrauen

Cell Broadcast ist ein zusätzlicher "Ausspielweg". Zukünftig sollen sollen auch wieder mehr Sirenen installiert werden, was gerade massiv finanziell gefördert wird. Auch die Funktionsweise der Warn-Apps soll weiter verbessert werden. Aber: Funktechnik hat seine technischen Grenzen. Wenn, wie bei der Hochwasser-Katastrophe in Rheinland Pfalz, auch die Stromversorgung und die Mobilfunkmasten ausfallen, dann funktionieren auch Cell Broadcast und die Übermittlung der Warnungen per Warn-App nicht. Deshalb gilt: Man sollte sich niemals auf Technik blind verlassen. Wenn zum Beispiel ein massives Unwetter oder eine anderes Großereignis auftritt, sollte man sich selbst aktiv um Schutz bemühen und das (batteriebetriebene) Radio einschalten.

Autor: Michael Stein

Redaktion: Jan Friese

Service Computer ist eine Rubrik in der WDR 5 Sendung Neugier genügt und ist dort jeden ersten Dienstag im Monat zwischen 11.04 Uhr und 12.00 Uhr zu hören.

Service Computer – Smartphone-Warnung wirklich sinnvoll?

WDR 5 Neugier genügt - Freifläche 13.12.2022 06:33 Min. Verfügbar bis 13.12.2023 WDR 5


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