Das Studiodesign von Szenenbildnerin Ursula Milbradt wirkt mit seiner Holzanmutung warm und modern. Drei Beamer zaubern winterliche Berglandschaften ins nicht gerade schneereiche Köln-Bocklemünd. Matthias Opdenhövel steht pünktlich auf seiner Position. Studioaufnahmeleiterin Sarah Tiehmann sagt "30 Sekunden" an, Punkt 13.00 Uhr läuft der Vorspann. Der Moderator begrüßt die Zuschauer*innen und stellt den neuen Skisprung-Experten der ARD vor: Sven Hannawald. Seit Samstag, dem 21. November, ist die Domstadt die neue Wintersportmetropole der ARD.
Steffen Simon: "Da haben wir den Hut in den Ring geworfen…"
"ARD Wintersportabwicklung" steht auf den Hinweis-Schildern an den Türen des Studiogebäudes in Bocklemünd. "Dieser sperrige Begriff bedeutet, dass wir als WDR die Federführung für die TV-Berichterstattung und die digitale Berichterstattung bei allen Wintersportübertragungen haben", sagt Redakteur Christian Wagner. Das sind in dieser Saison 29 Sendetage, der längste beginnt um 5.30 Uhr und endet nach 19.00 Uhr. 16 Jahre lang erledigte der MDR diesen Job. Der hatte jedoch signalisiert, dass es Zeit für einen Wechsel sei. "Da haben wir unseren Hut in den Ring geworfen", so WDR-Sportchef Steffen Simon, "und den Zuschlag bekommen".
"Die endgültige Entscheidung fiel erst im Juni", sagt Thobias Fritz, Produktionsleiter der ARD-Sportschau. Die Vorbereitungszeit war also sehr kurz: "Das war eine Mammut-Aufgabe, die wir mit unserem Team bewältigt haben. Und das mitten im Corona-Schock". Bobrennen in Lettland, Ski alpin in Finnland und Skispringen in Polen wird Matthias Opdenhövel an diesem Samstagnachmittag in der neuen Studio-Deko ankündigen. Am Sonntag folgen die weiteren Läufe. Zwei lange Sportnachmittage als Bewährungsprobe für das WDR-Team.
Dass es ein Studio gibt, ist Corona geschuldet. Opdenhövel wäre lieber im Schnee. "Sportberichterstattung ist am authentischsten vom Ort des Geschehens. Man hat Kontakt zu den Athleten, kann die Stimmung aufsaugen und transportieren", sagt der Moderator, "aber wir sind froh, dass überhaupt Wettkämpfe stattfinden. Deshalb nehmen wir diesen Kompromiss absolut in Kauf". Einen einzigen Vorteil habe die Situation, sagt er und grinst: "Man friert nicht so". Im Studio hat er sich bei den Proben direkt die Heizung etwas höher drehen lassen.
Weniger Reisen, weniger Kontakte, weniger Risiko. Auch Reporter Tom Bartels und Sven Hannawald, die heute gemeinsam das Skispringen in Wisla kommentieren werden, sitzen nicht an der Schanze, sondern im Produktionsgebäude in einem schallisolierten abgedunkelten Raum mit Plexiglas-Trennscheibe. Anstatt zwischendurch vor Ort im Austausch mit Kolleg*innen und Trainer*innen Informationen zu sammeln, hat Tom Bartels seine "Hausaufgaben gemacht", so der Sportreporter: "Ich habe mit allen Trainern vorher per Telefon oder Videokonferenz gesprochen". Die aktuellen Windgeschwindigkeiten vor Ort werden ihm auf einem Extra-Rechner zugespielt.
Enger Kontakt zum Sport-Campus
Christian Wagners Arbeitsplatz befindet sich heute im "Redaktionskoordinationsraum". Von hier steuern er und seine Redaktions-Kollegen den gesamten Sendetag, treffen kurzfristige Entscheidungen über den Ablauf, falls es bei den Wettbewerben zu Verschiebungen kommt, und achten bei allem Stress auch auf Kleinigkeiten: "Wir müssen den Leuten noch erklären warum es in Levi so dunkel ist", sagt Wagner. Die Zuschauer*innen erfahren, dass die Piste in der Nähe des Polarkreises liegt. Peter Flore hält Kontakt zum Sport-Campus in der Kölner Innenstadt, wo weitere acht Kolleg*innen sich um die Berichterstattung auf Sportschau.de kümmern und mit Texten und Highlight-Clips die Sportfans auf dem Laufenden halten. Gleichzeitig füttert der Social-Media-Spezialist den Youtube-Kanal der Sportschau.
In einem anderen Raum sitzen zwei Kollegen die aktuelle Grafiken und Bauchbinden herstellen, ein paar Türen weiter kümmern sich Kolleg*innen darum, dass die Funkverbindungen zwischen allen Beteiligten funktionieren. Im Produktionsbüro sitzen die Aufnahmeleiterin Claire Rombourg und ihr Kollege Boris Gubeljic. Die beiden sorgen dafür, dass alles, was sie vierzehn Tage lang akribisch vorbereitet haben, an den zwei Sendetagen auch funktioniert: Von der Leitung nach Finnland oder Polen bis zum Zeitplan für Matthias Opdenhövel.
Sonntagabend. Ungefähr 10 Sendestunden und erheblich mehr Arbeitsstunden liegen hinter Christian Wagner. Sein Fazit des Wochenendes: "Sie sehen einen glücklichen Redakteur! Wir haben im TV und im Digitalen einen äußerst gelungenen Start in die Wintersportsaison hingelegt. Alle Beteiligten können echt stolz auf die Leistung sein."