WDR treibt Kulturwandel im Unternehmen voran

Stand: 13.08.2020, 15:34 Uhr

Im WDR werden aktuell zwölf konkrete Maßnahmen für einen Kulturwandel umgesetzt. Vor zwei Jahren hatte Intendant Tom Buhrow einen entsprechenden Prozess angestoßen. Zeit für eine Zwischenbilanz. Die beiden Verantwortlichen, Verwaltungsdirektorin Dr. Katrin Vernau und Personalratsvorsitzende Christiane Seitz, haben im WDR-Rundfunkrat die bisherigen Ergebnisse präsentiert.

In den zwei Jahren nach #metoo hat es wichtige Veränderungen gegeben, um die Unternehmenskultur im WDR weiter zu verbessern. So wurde u. a. das Mitarbeiter*innen-Gespräch neu aufgelegt, die Grundsätze für Führungskräfte wurden überarbeitet, Informationsveranstaltungen dialogorientierter gestaltet, und das Führungskräfte-Feedback startet demnächst in die Pilotphase.

Durch die Corona-Krise hat der Kulturwandel sogar einen deutlichen Schub bekommen: Flexibles Arbeiten, Homeoffice und Zusammenhalt in Teams, die aus der Ferne zusammenarbeiten, haben den WDR innerhalb von wenigen Wochen verändert. Diese Arbeitsweisen erfordern noch mehr gegenseitiges Vertrauen und Rücksichtnahme. Der Corona-Krisenstab, der die aktuelle Situation im WDR managt, hat die Mitarbeiter*innen laufend und transparent über alle Schritte und Entscheidungen informiert und in zahlreichen Call-In-Angeboten im Intranet beteiligt.

"Ich bin beeindruckt, was – vor und auch während der Corona-Pandemie – bereits auf den Weg gebracht wurde und wie viele Kolleginnen und Kollegen den Kulturwandel aktiv vorantreiben. Wir sind viel stärker im Dialog miteinander. Ich persönlich habe das bei unseren neuen Veranstaltungsformen, dem digitalen Austausch, Mitarbeitergesprächen und in unserem alltäglichen Miteinander gespürt", betont Intendant Tom Buhrow. Mit dem Prozess hatte er Verwaltungsdirektorin Dr. Katrin Vernau und Personalratsvorsitzende Christiane Seitz beauftragt. In Workshops haben zahlreiche Kolleg*innen aus allen Bereichen des WDR gemeinsam Ideen und konkrete Vorschläge erarbeitet, um sowohl das Miteinander als auch wichtige Instrumente und Prozesse zu verändern. Zwölf konkrete Maßnahmen wurden konzipiert und konnten inzwischen größtenteils umgesetzt werden. Personalrat und Geschäftsleitung hatten ihnen zugestimmt.

Direktes Feedback für Führungskräfte

Führungskräfte spielen beim Kulturwandel eine sehr wichtige Rolle. Nachdem die Grundsätze für Führungskräfte nachgeschärft und in alle relevanten Instrumente eingeflossen sind, gehen ab Herbst das Führungskräfte-Feedback und die Klimaanalysen − also eine regelmäßige Analyse der Teamsituation − in die Pilotphase. In einem systematischen und anonymen Feedbackverfahren erhalten die Führungskräfte dabei konkrete Rückmeldung von ihren direkten Vorgesetzten und ihren Mitarbeiter*innen. Die Klimaanalyse soll die Zusammenarbeit und die Kommunikation im Team und dadurch die Leistungsfähigkeit erhalten und verbessern.

Neue Anlaufstellen für Mitarbeiter*innen

Im Jahr 2018 hatte der WDR interne wie externe Kontaktstellen sowie eine zentrale Beschwerdestelle eingerichtet, an die sich Betroffene wenden können. Zudem trat eine neue erweiterte Dienstvereinbarung zum Umgang mit sexueller Belästigung und diskriminierender Belästigung in Kraft. Die neue Dienstvereinbarung regelt neben sexueller erstmals auch diskriminierende Belästigung, Benachteiligung, Machtmissbrauch und Mobbing. In einer im Justiziariat angesiedelten Clearingstelle laufen alle Fäden sowohl bei Beschwerden wie auch bei Prävention und Vernetzung zusammen. Aktuell werden Erfahrungen zu den Abläufen bei den externen Kontaktstellen, sowie bei der Beschwerde- und der Clearingstelle, evaluiert. Bei Bedarf kann hier ggf. noch nachjustiert werden.

Beschäftigungsbörse für freie Mitarbeiter*innen

Ein weiteres Anliegen ist die Einbindung und Wertschätzung der freien Mitarbeiter*innen. Um freien und festen Mitarbeiter*innen gleichermaßen auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen gegenseitiges Feedback zu ermöglichen, wird ein Feedback- und Entwicklungsgespräch zwischen freien Mitarbeiter*innen und ihren Vorgesetzten eingeführt. Außerdem startete eine virtuelle Beschäftigungsbörse im Intranet, auf der freie Mitarbeiter*innen und Auftraggeber inserieren können.

In puncto Stellenausschreibungen soll Transparenz zukünftig eine größere Rolle spielen. In einem neuen Schulungsangebot können Führungskräfte ihre Kenntnisse über die professionelle Vorbereitung und Struktur von Auswahlverfahren vertiefen und sich über Standards informieren. Mitarbeiter*innen bekommen parallel die Möglichkeit, sich gezielt über die Kriterien des Bewerbungsverfahrens und über Auswahlstandards transparent zu informieren. Ziel ist es an dieser Stelle, Strukturen zu vereinheitlichen und einheitliche Standards zu vereinbaren.

Was ist schon passiert?

Bereits im vergangenen Jahr wurden die internen Veranstaltungen im WDR verändert. Die Verantwortlichen haben ganz neue Veranstaltungsformen ausprobiert. Dabei kamen verschiedene Elemente und Tools zum Einsatz, um mehr Austausch und Diskussion zu ermöglichen. Das soll auch bei den virtuellen Veranstaltungen während der Corona-Pandemie so bleiben.

Großes Feedback-Angebot für alle Mitarbeiter*innen

Mehr als 1.200 Mitarbeiter*innen haben die verschiedenen Feedback-Angebote genutzt, die es seit dem vergangenem Jahr gibt. Dazu zählen geleitete Feedback-Seminare mit dem Team oder der Abteilung. Das Thema Feedback spielt im Kulturwandel insgesamt eine zentrale Rolle, zum Beispiel bei den geplanten Feedback-Gesprächen mit freien Mitarbeiter*innen sowie regelmäßigem Feedback zwischen Führungskraft und Mitarbeiter*in oder den neu gestalteten Jahresgesprächen, die mithilfe eines neuen Gesprächsbogens ein Gespräch auf Augenhöhe und einen gegenseitigen Austausch zum Ziel haben. Auch die ersten Seminare zur Stärkung sozialer Kompetenzen haben stattgefunden. Das gesamte Angebot geht 2020 weiter − natürlich derzeit verstärkt virtuell.

Durch Pizzapausen und Workdates besser vernetzt

Verschiedene Bereiche im WDR haben mit neuen Meeting-Formen experimentiert. Mithilfe einer "Toolbox zur Verbesserung der Teamarbeit" und den passenden Trainshops finden Gruppen, Teams und Abteilungen Anregungen und Ideen, wie sie sich untereinander besser vernetzen und zusammenarbeiten können. Manche haben gemeinsame Pausen eingeführt, darunter auch Programmdirektor Jörg Schönenborn, der regelmäßig bei Pizza und Getränken die Fragen der Mitarbeiter*innen beantwortet – in diesen Tagen auch in digitaler Form. Andere hatten statt ihrer klassischen Mittagspause virtuelle oder persönliche Workdates mit unbekannten Kolleg*innen.

Corona hat den Kulturwandel vor neue Herausforderungen gestellt

Natürlich hat die Corona-Pandemie auch den Kulturwandel im WDR vor Herausforderungen gestellt. Das Motto "gemeinsam mehr bewegen" musste kurzfristig virtuell neu erfunden werden. Um die Kolleg*innen in ihren neuen Arbeitssituationen zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, trotz räumlicher Distanz verbunden zu bleiben, hat das Kernteam Kulturwandel regelmäßig Newsletter verschickt – mit konkreten Tipps und Tools für Themen wie "virtuelles Feedback", "Homeoffice und virtuelle Konferenzen", "virtuelles Lernen" oder "Führen aus der Ferne".

"Für einen nachhaltigen Kulturwandel braucht es einen langen Atem"

Der WDR hat damit schon viele wichtige Schritte gemacht. Allerdings ist Kulturwandel ein langer Prozess, der Zeit braucht, betont Intendant Tom Buhrow: "Für einen nachhaltigen Kulturwandel braucht es einen langen Atem. Wir haben wichtige Sachen auf den Weg gebracht. Jetzt sind wir alle gefragt, sie im Arbeitsalltag zu leben und umzusetzen."