WDR mahnt Pressefreiheit in der Türkei an 

Stand: 30.03.2017, 16:30 Uhr

Der WDR-Rundfunkrat hat sich in seiner Sitzung am 30. März ausführlich über die aktuelle Situation türkischer Redaktionen und Journalisten informiert. Zu einem Austausch darüber hatte das Gremium Can Dündar, den ehemaligen Chefredakteur der überregionalen Tageszeitung Cumhuriyet eingeladen. 

Der Vorsitzende des Rundfunkrats Andreas Meyer-Lauber und WDR-Intendant Tom Buhrow haben dies zum Anlass genommen, sich zur Einschränkung der Pressefreiheit in der Türkei zu positionieren: "Meinungsvielfalt, eine freie und unabhängige Medienlandschaft und kritischer Journalismus gehören zu den Grundpfeilern jeder Demokratie. Die zunehmende Einschränkung dieser gesellschaftlichen Werte und damit verbundener Rechte in der Türkei machen uns sehr betroffen. Als Vertreter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und seiner Gremien appellieren wir an die politischen Entscheidungsträger, aber auch an die türkischen Mitbürgerinnen und Mitbürger - nicht zuletzt hier in NRW - sich für die Freiheit des Worts und der Menschen einzusetzen", sagte der Rundfunkratsvorsitzende Meyer-Lauber.

Seit Verschärfung des türkischen Anti-Terror-Gesetzes und dem von der Regierung verhängten Ausnahmezustand ist die Pressefreiheit in der Türkei massiv eingeschränkt. Nach Angaben von Amnesty International mussten rund 160 Medienunternehmen schließen, tausende Journalistinnen und Journalisten haben ihre Arbeit verloren. Derzeit säßen mehr als 150 Journalisten in Haft, so der Verein Reporter ohne Grenzen. 

In seinem Austausch mit dem Rundfunkrat beschrieb der türkische Publizist Can Dündar konkret die extrem schwierige Lebens- und Arbeitssituation türkischer Journalisten. "Die Kolleginnen und Kollegen im Land sind so massiven staatlichen Repressionen ausgesetzt, dass die Türkei derzeit unter totaler Stimmlosigkeit leidet." Die beste Antwort auf staatliche Unterdrückung sei, weiterhin auf allen Ebenen dialog- und friedensbereit zu sein, eine überlegte Sprache zu üben und sich nicht provozieren zu lassen, erklärte der Journalist. 

WDR-Intendant Tom Buhrow bedankte sich bei Can Dündar für seine offenen Worte und betonte: "Der Besuch von Can Dündar erinnert uns an den Wert der Freiheit. Wir, die Medien, müssen die Menschen mit allen Informationen versorgen und befähigen, sich eine eigene Meinung bilden zu können. Das ist unsere Aufgabe als WDR und wir versuchen immer mit aller Kraft, dem gerecht zu werden. Allen Journalistinnen und Journalisten, die in der Türkei unbeirrt weiter Fragen stellen und den Dingen auf den Grund gehen wollen, gilt mein großer Respekt. Wir wünschen ihnen jene Freiheit in der Berichterstattung zurück, die wir hier in Deutschland genießen.“