WDR-App: Neue Zeitzeugenberichte in Augmented Reality

Stand: 04.06.2020, 11:41 Uhr

  • 75 Jahre nach Kriegsende erscheint drittes Kapitel von "WDRAR 1933-1945"
  • WDR ergänzt Geschichtsprojekt um die Perspektive der Soldaten
  • Erste beiden Kapitel: "Kriegskinder" und "Meine Freundin Anne Frank"

Willi Plätz aus Duisburg wird drei Tage nach seinem 18. Geburtstag von der Wehrmacht eingezogen. Gegen seinen Willen in eine aussichtslose Schlacht geschickt, rennt er um sein Leben. Was macht das mit einem, der eigentlich noch das ganze Leben vor sich hat?

Dank der Augmented Reality App "WDR AR 1933-1945" gehen seine und die Geschichten anderer Überlebender des Zweiten Weltkriegs nicht verloren. Nach den ersten beiden Kapiteln "Kriegskinder" und "Meine Freundin Anne Frank" erscheint 75 Jahre nach Kriegsende das dritte Kapitel "Mit 18 an die Front" – damit ergänzt der WDR sein Geschichtsprojekt um die Perspektive der Soldaten.

"Die Erinnerung an das dunkelste Kapitel unserer deutschen Geschichte mit einer zeitgemäßen modernen App auch in Zukunft wachzuhalten, ist Aufgabe und Herausforderung für den WDR. Die Zeitzeugenberichte in der History App vermitteln eindrucksvoll, wie jeder einzelne von ihnen die Zeit damals erlebt hat. Sie sollen Neugierde und Interesse der Schülerinnen und Schüler wecken, und eine sehr persönliche Perspektive auf die erlebten Schrecken des Krieges einer nachfolgenden Generation aufzeigen", sagt WDR Programmdirektorin Valerie Weber. "Dem Team des WDR ist es ein Anliegen, die Schulen bei der Vermittlung dieses wichtigen Themas mit unserem digitalen Know-how zu unterstützen."

Zwei der letzten lebenden ehemaligen Wehrmachtssoldaten berichten

Für die bereits mehrfach ausgezeichnete WDR History App haben sich mit Jürgen Tegethoff (Panzerkommandant) und Willi Plätz (Funker) zwei der letzten noch lebenden ehemaligen Wehrmachtssoldaten filmen lassen. Die über 90-Jährigen haben sich in langen Interviews auch schwierigen Fragen gestellt. Ihre Erzählungen zu einem Leben zwischen Zwang, Schuld und Trauma werden von Historikern in den geschichtlichen Kontext eingeordnet. Wie bei einem Hologramm bettet die App "WDR AR 1933-1945" die Zeitzeugen in die jeweilige Umgebung der User*innen ein, zum Beispiel ins Klassenzimmer.

"Es fühlt sich so an, als ob ich dabei bin. Ich bin 17 und wenn ich mir vorstelle, ich hätte in dem Alter in den Krieg gemusst…", sagt Riad Ismaili sichtlich bewegt. Er besucht die 10. Klasse der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Recklinghausen. Und sein Mitschüler Yasin Beyazyüz unterstreicht: "Diese Geschichten müssen weitererzählt werden, damit sie nicht vergessen werden. Uns hat schon einmal eine Zeitzeugin in der Klasse besucht. Mit der App fühlt es sich fast genauso an."

AR-App für Grimme Online Award nominiert

Mit der App "WDR AR 1933-1945" setzt der WDR den Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in neuer Form um und ist damit aktuell für den Grimme Online Award nominiert. Die App entstand in Zusammenarbeit mit der Hochschule Düsseldorf und dem Studio für Visual Effects "LAVAlabs". Sie ist barrierefrei konzipiert, einfach in der Handhabung und kostenlos. Gemeinsam mit der Redaktion von "Planet Schule" wurden zudem umfangreiche Unterrichtsmaterialien erarbeitet und bei einer begleitenden Schultour mit rund 3.000 Schüler*innen und Lehrer*innen erprobt.

Neues Kapitel ab heute in der App abrufbar

"Mit 18 an die Front" ist ab heute in der App "WDR AR 1933-1945" abrufbar. Sie ist gratis erhältlich – für iOS sowie für ausgewählte Android-Geräte.

Per E-Mail können Lehrer*innen Kontakt zur Redaktion aufnehmen: ar@wdr.de