Journalismus, der etwas bewirkt: "The Cleaners"

Stand: 15.05.2020, 14:25 Uhr

  • Dokumentarfilm "The Cleaners" hatte zu einer breiten gesellschaftlichen Debatte beigetragen
  • Facebook zahlt Entschädigungen an zehntausend Datensäuberer

Der Dokumentarfilm THE CLEANERS unter Federführung des WDR hatte Anfang 2018 als erstes auf die traumatisierende Arbeit der sogenannten Content-Moderatoren aufmerksam gemacht. Sie säubern im Auftrag der Internet-Konzerne die Sozialen Medien von Gewaltdarstellungen und Pornografie. "The Cleaners" hatte zu einer breiten gesellschaftlichen Debatte beigetragen und neue gesetzliche Regulierungen mit angestoßen. Der Film wurde im Bundestag ebenso gezeigt, wie im Europaparlament und in Paris bei den UN.

Die beiden im WDR für den Film verantwortlichen Redakteurinnen Christiane Hinz und Jutta Krug freuen sich über den Erfolg des Projektes: "Uns ist wichtig, dass sich unsere Dokumentarfilme nicht nur 'versenden' und viele Preise gewinnen, sondern dass sie auch tatsächlich eine Langzeitwirkung entfalten. Dieser Film hat ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass es eine digitale Müllabfuhr gibt und Menschen unter diesem Job leiden, traumatisiert sind. Schön, dass der Film auf internationaler Ebene dazu beigetragen hat, dass der öffentliche Druck auf Facebook hier so groß wurde, dass es zu diesem Vergleich kam."

Facebook hat sich verpflichtet, sich mit 52 Millionen Dollar an den Behandlungskosten von mehr als zehntausend Content-Moderatoren zu beteiligen, die aufgrund ihrer Arbeit psychisch erkrankt sind. Jeder der Mitarbeiter aus Kalifornien, Texas, Arizona und Florida, die seit 2015 für Facebook gearbeitet haben, soll zwischen 1.000 und 6.000 Dollar und im Einzelfall bis zu 50.000 Dollar erhalten. In dem Dokumentarfilm "The Cleaners" hatten Content-Moderatoren aus Manila über ihrer enorme seelische Belastung und den moralischen Druck durch ihre Arbeit berichtet, die zu posttraumatischen Belastungsstörungen führen kann. Die Zahlungen von Facebook gehen jedoch derzeit an ihnen vorbei.

Filmemacher stolz auf Ihre Arbeit

Hans Block, einer der beiden Filmemacher sagt: "Der wohl größte Erfolg unseres Films ist, dass die Content-Moderatoren das Gefühl bekommen, sie sind nicht allein. Dass daraus nun eine Sammelklage von tausenden Content-Moderatoren entstanden ist, die auch rechtlich dafür kämpfen, für ihre mentale Ausbeutung entschädigt zu werden, zeigt uns, was ein Dokumentarfilm bewirken kann." Und sein Kollege Moritz Riesewieck bestätigt: "Es ist ein wichtiges Zeichen, dass die drastischen gesundheitlichen Konsequenzen dieser digitalen Drecksarbeit nun auch gerichtlich bestätigt worden sind. Es steht zu hoffen, dass dieses Urteil NGOs weltweit bestärkt, auch Menschen, die noch weniger privilegiert sind als die amerikanischen Kläger*innen zu finanziellen Entschädigungen für die mentale Ausbeutung durch die großen Tech-Konzerne zu verhelfen."

Redaktion (WDR): Christiane Hinz und Jutta Krug

IM SCHATTEN DER NETZWELT - THE CLEANERS ist eine gebrueder beetz filmproduktion in Koproduktion mit Grifa Filmes, WDR (Federführung), NDR, rbb, VPRO und I Wonder Pictures in Zusammenarbeit mit Motto Pictures, arte, NHK, BBC, PlayTV, PRO PUBLICA und SVT, RTS, RTBF, ORF, DR, RSI, Yes Docu, YLE, VGTV, RTV, LRT. Gefördert von Creative Europe - MEDIA Program of the European Union, FSA, Ancine, BRDE und Film- und Medienstiftung NRW und mit Unterstützung von Blue Ice Docs.