
Studio Nairobi: 32 afrikanische Länder nun crossmedial im Blick
Stand: 05.03.2025, 11:00 Uhr
Das Berichtsgebiet von Studio Nairobi wird crossmedial angepasst und berichtet ab sofort auch aus allen westafrikanischen Ländern. Damit liefert das Team von Studioleiterin Antje Diekhans nun aus 32 afrikanischen Ländern Reportagen und Berichte.
Klimawandel am Kilimandscharo, Start-Ups in Nigeria, Fußball-Talente aus dem Senegal: Die Themen im ARD-Studio Nairobi sind vielfältig, auch abseits von Krisen und Katastrophen. Jetzt ist das Berichtsgebiet crossmedial angepasst worden. Die drei Korrespondentinnen des ARD-Studios Nairobi liefern nun auch aus allen Ländern Westafrikas aktuelle Berichte und Reportagen für das Radio. Bislang gehörte Westafrika, was den Hörfunk betrifft, zum Berichtsgebiet des ARD-Studios Rabat des Hessischen Rundfunks. Dazu gehört mit Nigeria das bevölkerungsreichste Land des Kontinents, außerdem die Sahel-Region mit Ländern wie Mali, Niger und Tschad. Wir haben mit Studioleiterin Antje Diekhans über den Zuwachs gesprochen.
Das Berichtsgebiet umfasst jetzt 32 Länder und mehr als 14 Millionen Quadratkilometer für alle Ausspielwege. Das klingt sportlich. Was bedeutet das für die Arbeit des Teams im ARD-Studio Nairobi?

Wir müssen uns jetzt noch besser als vorher koordinieren. Eine Reise von Nairobi nach Westafrika kann nicht nur für drei Tage geplant werden – die braucht man schon für die An- und Abreise. Die Flüge sind teuer. Wir versuchen darum, immer mehrere Themen mitzubringen. Wer von einer Reise zurückkommt, hat vielleicht für den Weltspiegel gedreht, macht Beiträge und Feature für das Radio und findet auch Geschichten für die sozialen Medien. Das ist eine Herausforderung, zumal wir alle über lange Zeit entweder hauptsächlich für das Fernsehen oder für das Radio produziert haben. Aber es hat auch Vorteile, dass wir jetzt dieses riesige Gebiet crossmedial „beackern“. Sonst hat das ARD-Studio in Rabat oft an den gleichen Themen wie wir gearbeitet. Die Vereinheitlichung war unter anderem deshalb überfällig – dennoch haben wir noch immer Respekt vor der Aufgabe.
Hand aufs Herz – kann man da als Korrespondentin oder Korrespondent bei allen Ländern up to date bleiben?
Das schwierigste ist, der Unterschiedlichkeit aller Länder gerecht zu werden. Afrika wird ja oft als eine große Einheit gesehen, so als wären selbst Rheinländer und Westfalen beispielsweise unterschiedlicher als Menschen in Nigeria und Kenia. Das ist natürlich nicht so. Es gibt Länder, die wirtschaftlich stark wachsen und viel Innovation zeigen. Gleichzeitig Staaten, in denen gerade zuletzt Militärputsche stattgefunden haben und wo man noch nicht richtig einschätzen kann, wie es weitergeht. Insgesamt sehen wir zurzeit oft einen starken Willen, sich von den früheren Kolonialmächten endgültig zu lösen und dabei vielleicht sogar Richtung Russland als neuem Partner zu gucken. Das sind alles wichtige Entwicklungen, auch für uns in Deutschland – nicht nur wegen der Migration.
Die Afrika-Berichterstattung hat es immer noch schwer. Welches Thema hätte aus deiner Sicht mehr Beachtung verdient?
Ich bin froh darüber, dass die Krise im Kongo gerade auch in Deutschland gesehen wird. Das ist ein Konflikt, an dem längst nicht nur Ruanda, sondern auch andere Nachbarländer beteiligt sind. Und der mit uns allen zu tun hat, weil es dabei auch um Rohstoffe geht, die wir in unseren Handys oder E-Autos haben. Wir haben schon viel für die Tagesschau, alle Radioprogramme und die digitalen Kanäle des Weltspiegels produziert. Es gab einen Extra-Weltspiegel-Podcast und ein Erklärstück von Kolleg:innen in Köln für die ARD-Mediathek. Das ist toll – und ich hoffe, dass dieses Thema noch weiter Beachtung findet.
Was oft noch übersehen wird, ist das Potential dieses Kontinents. Afrika hat die jüngste Bevölkerung weltweit – 70 Prozent der Menschen in unserem Berichtsgebiet sind unter 30 Jahren. Viele davon sind inzwischen gut ausgebildet und fordern auch von den eigenen Regierungen ihre Rechte ein. Wir haben in Kenia im vergangenen Jahr gesehen, welche Kraft die Jugend entwickeln kann, wenn sie gemeinsam auf die Straße geht und Reformen verlangt. Insgesamt spüren wir bei unseren Reisen immer wieder viel Aufbruchstimmung. Es wäre schön, wenn es für Berichte darüber noch mehr Sendeflächen geben würde.