Füße von Läuferinnen auf Laufbahn

WDR-Doku: Russlands Leichtathleten droht Olympiasperre

Stand: 07.03.2016, 10:57 Uhr

Russlands zurzeit weltweit suspendierte Leichtathletik verstößt massiv gegen die Auflagen des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) und der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und riskiert damit den endgültigen Ausschluss von den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro. Dies ist die Erkenntnis der Recherchen der ARD/WDR-Dopingredaktion um den preisgekrönten Autor Hajo Seppelt.

"Geheimsache Doping: Russlands Täuschungsmanöver" heißt der dritte Teil der TV-Dokumentationen über das Doping-System in Russland, der im Hintergrundmagazin "sport inside" (WDR Fernsehen) am 6. März 2016 gesendet wurde. Darin präsentiert die ARD/WDR-Dopingredaktion zahlreiche Belege in Audio- und Videoform über die Verstöße der russischen Leichtathletik gegen die Auflagen des Weltverbandes und der WADA.

Die zwei vorangegangenen Dokus von Hajo Seppelt und seinem Team der ARD/WDR-Dopingredaktion hatten im November 2015 dazu geführt, dass die IAAF Russlands Leichtathleten auf unbestimmte Zeit von allen internationalen Wettkämpfen ausschloss. Russlands Sportführung gelobte daraufhin Besserung und versprach grundlegende Reformen. Lippenbekenntnisse, wie die neue Dokumentation beweist.

Gesperrte Trainer trainieren tief in der russischen Provinz weiter, als sei nichts geschehen. Andere Trainer erweisen sich als immer noch aktive Dopingmittel-Dealer. Und eine frisch gekürte Führungskraft der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA hat in der Vergangenheit Termine für Doping-Kontrollen mit Aktiven abgesprochen, wie der ARD/WDR-Dopingredaktion vorliegende Dokumente belegen.

Situation in Russland unverändert

"Wenn ein Offizieller absichtlich Athleten vorab über Dopingtests informiert, um das Kontrollsystem zu unterlaufen, müssen disziplinarische Konsequenzen folgen. Das muss untersucht werden, und eine Konsequenz wäre, dass diese Person gefeuert wird", zeigt sich Joseph de Pencier entsetzt über die Recherchen der ARD/WDR-Dopingredaktion. Der Vorsitzende der Internationalen Vereinigung der nationalen Anti-Doping-Organisationen (INADO) will Klarheit in Sachen Russland: "Wir sind sehr skeptisch. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand sollten die russischen Leichtathleten nicht zu den Olympischen Spielen 2016 zugelassen werden."

Auch Deutschlands oberster Leichtathletikfunktionär, Clemens Prokop, ist mit seiner Geduld wohl am Ende. "Offensichtlich hat sich die Situation, wie sie von der WADA-Kommission beanstandet worden ist, nicht substanziell geändert", sagt der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes und redet Klartext: "Das kann nur bedeuten, dass die Voraussetzung für die Olympia-Teilnahme der russischen Leichtathleten nicht gegeben ist."