"Ein warmherziger Mensch und ein super Gesprächspartner"

Stand: 29.03.2021, 12:51 Uhr

Den BAP-Frontmann und den WDR verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. Einmal pro Monat moderiert er die "Songpoeten" auf WDR 4. Anlässlich Wolfang Niedeckens 70. Geburtstags sprachen wir mit WDR 4-Musikredakteur Tom Petersen über das gemeinsame Projekt.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Wolfgang Niedecken?

Tom Petersen: Wir kannten ihn ja schon ziemlich gut aus diversen Projekten und wussten, dass er ein guter Interviewpartner und Erzähler ist. Das brachte unseren Programmchef Jochen Rausch dann auf die Idee, dass er die Sendung, die wir damals gerade planten, auch einmal im Monat aktiv als Moderator übernehmen könnte. Wir haben ihm das dann vorgeschlagen und er fand es super. Dass sein großes Idol Bob Dylan auch eine eigene Radioshow hat, dürfte für ihn wohl auch noch ein kleiner Anreiz gewesen sein.

Wie kommt die Musikauswahl zustande?

Tom Petersen: Er hat da vollkommen freie Hand. Es sind alles Songs, die ihm entweder im Lauf seines Lebens oder in den letzten Monaten zugeflogen sind. Bei der Zusammenstellung hat er sein ganz eigenes System. Wenn ihm eine Idee kommt, notiert er sie auf Notizzetteln. Daraus erstellt er eine Liste mit den Songs, die er spielen will. Die schreibt er dann handschriftlich auf Hotelbriefpapier, und seine Frau fotografiert das Ganze dann ab. Und dieses Foto der Liste bekomme ich zugeschickt. Ich suche dann die entsprechenden Titel raus und stelle sie ins System ein, so das alles vorbereitet ist, wenn er kommt.

Neben der Musikauswahl lebt die Sendung natürlich auch von Wolfgang Niedeckens Erzähltalent, mit dem er die Songs auch auf einer persönlichen Ebene begleitet.

Tom Petersen: Das haben wir uns ja erhofft, dass die Sicht auf die Songs eine andere ist. Sie kommt von jemand, der selbst Musiker ist und auch viel erlebt hat. In seine Moderationen fließen auch Erlebnisse mit ein, die er selbst mit anderen Musikern, z.B. mit Bruce Springsteen, hatte. Er bereitet sich immer sehr gut auf die Sendung vor, recherchiert vorher genau und überlässt nichts dem Zufall. Er hört bei seinen Songs immer sehr genau hin, er kann sich absolut begeistern und ist auch selbst ein Fan von den Sachen, die er in der Sendung spielt. Oft übersetzt er auch Textpassagen und erzählt, worum es in dem Song geht.

Wenn man mit jemand solange zusammenarbeitet, dann lernt man ihn natürlich auch menschlich kennen. Wie würden Sie ihn charakterisieren?

Tom Petersen: Er ist ein absolut warmherziger Mensch und ein super Gesprächspartner. Und auch ein guter Gastgeber, der einen teilhaben lässt an seiner Welt. So erzählt er immer gerne über sich und seine Familie: Über seine Eltern und seine Kindheit in der Kölner Südstadt und seine Zeit im Internat, aber auch über sein derzeitiges Familienleben. Er ist jemand, der genau Buch führt über sein Leben, und das geht ja auch in seine Songs ein. Für mich ist es immer ein Fest, mit ihm im Studio zu sitzen, und wenn die Musik läuft, reden wir oft einfach weiter. Wir haben auch einen ähnlichen Musikgeschmack und können uns zusammen über jedes Detail begeistern. Er ist einfach ein Musikliebhaber, der aber auch bei den Texten immer sehr genau zuhört und sie analysiert.

Wolfgang Niedecken und den WDR verbindet eine lange gemeinsame Geschichte, die bereits 1980 mit einer BAP-Konzertaufzeichnung begonnen hat. Die Sendung mit ihm ist darin ein weiteres Kapitel.

Tom Petersen: Dem WDR ist er auf alle Fälle schon sehr verbunden. Er war ja früher sogar mal als Assistenzkraft im Grafikbereich tätig. Das BAP-Logo ist in der Zeit entstanden. Dass "Verdamp lang her" zum ersten überregionalen BAP-Hit wurde, ist wohl auch ein bisschen dem WDR zu verdanken. Der Song war eigentlich nur die B-Seite der Single "Jupp". Aber ein WDR-Redakteur entdeckte "Verdamp lang her" und spielte es immer wieder in seiner Sendung - so wurde ein BAP-Klassiker geboren. Und dann gab es natürlich auch noch die legendären Rockpalast-Auftritte wie zum Beispiel 1982 auf der Loreley. Insgesamt haben BAP ja siebenmal für den Rockpalast gespielt, und für die Karriere der Band waren das immer große Schritte nach vorne. Mit "Niedeckenkoeln" hat er 2004 auch ein Album mit der WDR Big Band aufgenommen. Er ist über die Jahre auf sehr vielfältige Weise immer wieder in Erscheinung getreten, und ich hoffe, das bleibt noch lange so.

Die Fragen stellte Jörg Sädler.