WDR bringt Schimanski zurück ins Fernsehen

Stand: 02.09.2020, 11:10 Uhr

  • Elf Folgen ab 4. September 2020
  • Alles in HD-Qualität
  • Kult-Kommissar schrieb Fernsehgeschichte

Zum 50. Geburtstag des „Tatort“ darf der Duisburger Kult-Kommissar noch einmal ermitteln – in neuem Glanz und HD-Qualität. Am 4. September zeigt Das Erste Folge 1, „Duisburg-Ruhrort“ von 1981. Weitere zehn Folgen laufen bis November im WDR. Die restlichen der insgesamt 27 Schimanski-“Tatorte“ sollen kommendes Jahr noch einmal ausgestrahlt werden. Alle Folgen sind nach Ausstrahlung jeweils 90 Tage lang in der ARD-Mediathek zu sehen.

„Hotte, du Idiot, hör auf mit der Scheiße!“, lautet der erste Satz, den der von Götz George verkörperte Ermittler von sich gibt. Als Antwort kommt ein Fernseher aus dem Fenster geflogen. „Scheiß Fernsehen, taugt sowieso nichts!“, so Hottes Kommentar. Mit diesem Paukenschlag war ein für alle Mal klar: Schimanski ist anders als alles, was man bis dato im deutschen Fernsehkrimi gesehen hatte. Kein väterlicher Ordnungshüter in Schlips, Kragen und Trenchcoat, sondern ein muskulöser Haudegen in Schmuddeljacke, der, wenn er zwischen leeren Bierflaschen und dreckigem Geschirr keine saubere Pfanne findet, die Frühstückseier halt roh aus dem Glas schlürft.

Zäsur in der Fernsehgeschichte

„Nach meinem Empfinden gibt es keinen ,Tatort‘-Kommissar, der das Format so sehr verändert und damit Fernsehgeschichte geschrieben hat“, urteilt der für die restaurierte Wiederaufführung zuständige WDR-Redakteur Frank Tönsmann. Vor Schimanski seien Ermittler meist eine Mischung aus Philip Marlowe und Sherlock Holmes gewesen und hätten die Fälle aus einer kühlen Distanz heraus gelöst. „Diese Distanz fiel bei Schimanski weg“, so Tönsmann, „das war eine Zäsur, die Auswirkungen auf das gesamte Genre hatte“. Zehn Jahre ermittelte Schimmi im proletarischen Milieu, aus dem er auch selbst stammte – immer mit vollem emotionalen und körperlichen Einsatz. Neben den 27 „Tatort“-Folgen entstanden zwei Kinofilme mit Schimanski als Hauptfigur sowie von 1997 bis 2013 die Spin-Off-Serie „Schimanski – Die letzten Fälle“. Produziert wurde „Schimanski“ von der Bavaria Fiction GmbH im Auftrag des WDR für Das Erste.

Ruhrpott-Rambo

„Werft den Prügel-Kommissar aus dem Programm!“, forderte die „Neue Ruhr Zeitung“ 1981 nach Ausstrahlung der ersten Schimanski-Folge. Und die „Bild am Sonntag“ befand unter dem Titel „Der Ruhrpott kocht: Sind wir alle Mörder und Trinker?“, der Neue beim „Tatort“ verunglimpfe die Polizei und die Bewohner Duisburgs. Der Ermittler mit der exzessiven Fäkalsprache polarisierte und erhielt von der Presse Etiketten wie „Schmuddel-Kommissar“, „Prügel-Prolet“ oder „Ruhrpott-Rambo“. Doch heute hat Horst Schimanski unbestrittenen Kultstatus. In einer 2008 von Emnid durchgeführten Umfrage anlässlich der 700. Sendung der Reihe wurde er zum beliebtesten „Tatort“-Kommissar aller Zeiten gewählt. Auch Duisburg ist mittlerweile stolz und benannte 2014 eine Straße in Ruhrort nach ihm.

Schimmi in HD

„Schimanski-'Tatorte' bestechen nach wie vor durch ihre moderne Bildsprache“, findet Frank Tönsmann. Bei Wiederholungen in den vergangenen Jahren sei deutlich geworden, dass das Publikum noch immer gerne einschaltet – aber auch, dass das Material einer umfassenden Restaurierung bedarf, um es HD-tauglich zu machen. Die Magnetbänder, die im WDR-Archiv lagern, weisen starke Altersspuren auf. Zudem sei die Abtastungsqualität zu deren Entstehungszeit noch nicht so gut wie heute gewesen. „Die Folgen wurden ja auf Film gedreht. Im ebenfalls archivierten Originalmaterial ist also mehr Information enthalten, als man damals bei der Übertragung auf Magnetbänder herausholen konnte“, erklärt Tönsmann. Nach Sichtung der ersten neu abgetasteten, digitalen Folgen zeigt sich der Redakteur begeistert: „Quantensprung ist ein großes Wort, aber wir haben es auf jeden Fall mit einer sehr deutlichen Verbesserung zu tun!“

Schimanski-„Tatort“ in restaurierter Fassung