Verliebt ins Radio – ausgezeichnet!

Stand: 10.08.2021, 10:39 Uhr

Die WDR-Moderatorinnen Sümeyra Kaya und Mona Ameziane sind für den Deutschen Radiopreis 2021 nominiert – Kaya für ihre herausragende Arbeit bei COSMO und Ameziane mit ihrer Literatursendung "1LIVE Stories" als Beste Newcomerin. Am Tag der Bekanntgabe haben wir mit beiden gesprochen.

Was war Ihr erster Gedanke, als Sie von der Nominierung erfuhren?

Sümeyra Kaya: Dass ich gewinnen will natürlich! (lacht) Überhaupt nominiert zu sein, ist ja schon außergewöhnlich. Damit habe ich nicht gerechnet und dachte: Wenn ich es schon so weit geschafft habe, dann muss ich jetzt die beiden Männer in meiner Kategorie auch noch schlagen und den Preis nach Hause holen. Mein Ehrgeiz ist geweckt (lacht).

Mona Ameziane: Mein erster Gedanke war: Oh Gott, ich darf mich nicht zu laut freuen! Ich saß nämlich im Zug. Meine Redakteurin hat mich angerufen, und ich habe sie zuerst weggedrückt. Erst nach mehreren Anrufen ging ich dran.

Wie war Ihr Weg zum Radio und was macht Ihnen am Radiomachen Spaß?

Kaya: Ich wollte nach meiner Promotion in Geschichtswissenschaft eigentlich eine Hochschulkarriere starten. Ich hatte zwar schon Campus Radio gemacht, das aber immer eher als Hobby empfunden. Dann habe ich an einem Casting von "Köln Radyosu" teilgenommen, der türkischen Redaktion von COSMO, das damals noch "Funkhaus Europa" hieß. Die haben jemanden für ihre deutsch-türkische Jugendsendung gesucht, die ich damals immer gehört habe und deshalb sofort Feuer und Flamme war. Es hat geklappt und dann war ich plötzlich drin in dieser Radiofamilie und hab gemerkt, dass man das ja tatsächlich auch zum Beruf machen kann. Radio entspricht einfach meinem Naturell. Es ist ein sehr schnelles Medium, das ich als Nutzerin zu schätzen weiß, aber auch totalen Spaß habe, selbst zu produzieren. Und ich mag das Arbeiten im Team, das Kennenlernen von Menschen, das Geschichten erzählen.

Ameziane: Mir war direkt nach dem Abitur klar, dass ich Journalistin werden will. Ich hatte schon für die Tageszeitung in meiner Heimatstadt Marl geschrieben und habe dann Journalistik an der TU Dortmund studiert. Zum WDR kam ich über die Talentwerkstatt "WDR grenzenlos" und habe dann ein Volontariat gemacht. Ich habe verschiedene Redaktionen kennengelernt – vom Kinderradio bis zum Studio Brüssel – und erfahren, was Radio alles kann und ist. Erst da habe ich mein Herz an dieses Medium verloren. Eine meiner Stationen war 1LIVE, da bin ich als freie Mitarbeiterin geblieben. 2017 wurde ich dann gefragt, ob ich ein Casting für "1LIVE Klubbing" mitmachen will. Das wollte ich, und seitdem moderiere die Büchersendung am Sonntagabend, die mittlerweile "1LIVE Stories" heißt. Die ist mir sehr ans Herz gewachsen, und ich bin super glücklich, denn dieses Format ist genau mein Ding.

Wodurch unterschiedet sich "1LIVE Stories" von anderen Literatursendungen?

Ameziane: Einmal das Format an sich. Die Sendung geht über vier Stunden: drei Stunden Magazin zu popkulturellen Themen und dann, von 21 bis 22 Uhr, spreche ich in der Lesung jede Woche mit einem Autor oder einer Autorin über ein neues Buch. Ich muss, und das ist die zweite Besonderheit, immer daran denken, für wen ich die Sendung mache: 1LIVE hören nicht nur Menschen, die gerne und viel lesen. Im Gegenteil: einige haben ihr letzten Buch vielleicht im Deutsch-Unterricht gelesen und keine wirklich guten Erinnerungen daran. Denen will ich zeigen, das Lesen cool ist und dass gute Geschichten in Büchern genauso mitreißen können wie beispielsweise in Serien.

Frau Kaya, sie haben bei COSMO Ihre Radiokarriere gestartet und haben dann eine Pause gemacht …

Kaya: Genau, zwischenzeitlich war ich als Schwangerschaftsvertretung für anderthalb Jahre Redakteurin bei 1LIVE und bin dann ins Tagesprogramm von COSMO zurückgekehrt.

Sie moderieren ja jetzt die "WDR Lokalzeit Köln" – bleiben Sie der Welle auch weiterhin treu?

Kaya: Ja natürlich! Es ist sehr schön, mit der "Lokalzeit" meine Wahlheimat Köln einem breiten Publikum "Face to Face" präsentieren zu dürfen. Aber trotzdem möchte ich auch weiter Radio machen. Das ist meine erste Liebe, und COSMO ist eine ganz besondere Welle, einmalig in Deutschland. Wir gehören mit zu den Ersten, die erkannt haben, dass Vielfalt und Gemeinschaft Deutschland ausmachen und nicht Monotonie und Ausgrenzung. Das möchte ich weiter mittragen und meinen Input dazu geben. Ich glaube auch, dass es gerade mit dem Wandel zu Formen wie Podcast noch ganz viel Potential gibt beim Radio.

Wenn man Sie beide nach Ihrer Heimat fragt, nennen Sie das Ruhrgebiet, aber auch die Türkei bzw. Marokko, wo Ihre Familien Ihre Wurzeln haben. Spielt das für Sie auch im Job eine Rolle?

Kaya: Das kann man nicht trennen. Natürlich macht das meine Person aus, neben ganz vielen anderen Faktoren. Mich hat zum Beispiel die Tatsache, dass ich ein Arbeiterkind bin, ebenso geprägt wie mein kultureller Hintergrund. Je mehr solcher Faktoren man in sich vereint, desto mehr Perspektiven kann man in seine Arbeit einbringen. Auch jemand, der aus Leipzig kommt, hat eine andere Perspektive als jemand aus Düsseldorf.

Ameziane: Das sehe ich ganz genau so. Wichtig ist, dass wir Spaß daran haben, was wir machen, und dass die Menschen uns das zutrauen – egal, was wir antworten, wenn wir gefragt werden, wo wir herkommen.

Welche Pläne oder Wünsche haben Sie für die Zukunft?

Ameziane: Am 7. Oktober erscheint mein erstes Buch. Darin geht es auch ganz viel um das Thema Herkunft und die Frage, wie man sich fühlt, wenn man zwei Kulturen in sich vereint. Ich beschreibe eine Reise mit meinem Vater durch Marokko und die Gespräche die wir dabei führen. Ich bin natürlich wahnsinnig gespannt auf die Resonanz.

Kaya: Ich bin gerade rundum zufrieden. Ich arbeite ja auch noch an ein paar Podcasts. Das Tolle an unserem Job ist ja, dass sich immer wieder unterschiedliche Türen öffnen. Ich bin dem WDR super dankbar, dass ich Fernsehen und Radio machen darf. Ich wünsche mir, dass Menschen mit unterschiedlichsten Perspektiven weiterhin die Chance bekommen mit ihren eigenen Ideen den Sender voran zu bringen. Und: dass man meine Ironie weiterhin versteht. Man hat mir immer gesagt, dass Ironie im Radio und Fernsehen nicht funktioniert – offenbar ja schon, sonst wäre ich nicht nominiert. In diesem Sinne: Mein Eingangssatz in diesem Interview war nicht ganz ernst gemeint.

Wie schon 2020 muss die Preisverleihung wegen Corona ohne Publikum stattfinden. Ausschließlich Nominierte, Laudator:innen und Show-Gäste werden anwesend sein. Fahren Sie beide nach Hamburg?

Kaya: Ja! Ich bin froh, dass ich mit Mona nominiert bin. Wir kennen uns von 1LIVE, und ich hab damals schon gesagt: ‚Aus dir wird noch wat ganz Großes!‘ Wir werden zusammen anstoßen, egal was kommt.

Ameziane: Auf jeden Fall!

Deutscher Radiopreis 2021
Donnerstag, 2. September 2021, ab 20 Uhr
Moderation: Barbara Schöneberger

Infos zur Radio-Live-Übertragung (Moderation: Thorsten Schorn) und Fernsehausstrahlung in der ARD folgen demnächst.

Livestream: www.deutscher-radiopreis.de