Klarstellung zur aktuellen Berichterstattung über den WDR im April 2018

Stand: 13.04.2018, 16:52 Uhr

Die bisherige Berichterstattung über den WDR u.a. im Stern und in der Vorabmeldung des SPIEGEL zum Thema sexuelle Belästigung ergibt kein vollständiges Bild der Abläufe und Hintergründe.

Weiterhin gilt, dass wir uns im Detail zu Angelegenheiten einzelner Mitarbeiter nicht öffentlich äußern können. Im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten stellen wir ergänzend jedoch klar:

In dem einen der benannten Fälle hat es im Jahr 2010 eine hausinterne Untersuchung gegeben. Die damalige Geschäftsleitung ist den betreffenden anonymen Hinweisen intensiv und sorgfältig nachgegangen. So hat der WDR einen zusätzlichen Weg der Beschwerde geschaffen, indem eine Ombudsperson benannt wurde. Alle möglicherweise Betroffenen wollten allerdings ausdrücklich anonym bleiben. Auch ließen sich etwaige Vorfälle nicht konkretisieren. Insofern konnten die Anschuldigungen weder entkräftet noch belegt und somit nicht abschließend aufgeklärt werden. Jörg Schönenborn kannte als Chefredakteur das Ergebnis der Untersuchung unmittelbar nach deren Abschluss im Juni 2010 und hatte sich darüber sowohl mit der zuständigen Abteilungsleiterin Tina Hassel als auch mit der Ombudsperson in Gesprächen ausgetauscht. Die Empfehlung der mit dem Vorgang betrauten Ombudsperson, die generelle Problematik in der Abteilung zu thematisieren und für solche Gefahren zu sensibilisieren, hat die damalige Abteilungsleiterin selbstverständlich zeitnah umgesetzt, beispielsweise in Konferenzen.

Tina Hassel:

"Damals wie heute habe ich keine verwendbaren Erkenntnisse gehabt, die gerechtfertigt hätten, dass ich gegen den Kollegen konkrete Maßnahmen ergreife. Die Sache blieb immer im Ungefähren, was für mich als Vorgesetzte bis heute unbefriedigend ist. Auch in meiner Funktion als Leiterin des ARD Hauptstudios halte ich fest, dass mir und meinem Stellvertreter - und auch meinem langjährigen Vorgänger und seinen Stellvertretern -  bislang keine derartigen Vorkommnisse bekannt sind. Als Frau in einer Führungsposition unterstreiche ich deutlich: Ich dulde keine sexuellen Übergriffe und keinen Machtmissbrauch."

In dem anderen Fall ist der damalige Chefredakteur Jörg Schönenborn nach seinem Amtsantritt ohne Hinweise Dritter aktiv ihm bekannten Gerüchten, die sich auf die Zeit um 1990 bezogen, nachgegangen. Diese Prüfung unter Einbeziehung der Personalabteilung konnte keinen Nachweis für die Gerüchte erbringen. Als Chefredakteur haben ihn keine weiteren Hinweise zu diesem Fall erreicht. Erst 2016 gab es konkrete Vorwürfe, denen die amtierende Chefredakteurin Sonia Mikich in enger Abstimmung mit dem Fernsehdirektor Jörg Schönenborn konsequent nachgegangen ist.

So wurde dem betreffenden Mitarbeiter etwa schriftlich die Kündigung angedroht für den Fall, dass doch noch weitere Umstände zutage treten, die die Vorwürfe erhärten, oder erneute vergleichbare Vorwürfe bekannt werden.

Derzeit prüft der WDR mögliche weitere Hinweise, auch in Zusammenarbeit mit einer externen Anwaltskanzlei.

Jörg Schönenborn:

"Ich habe damals Personalentscheidungen auf der Grundlage der mir vorliegenden Fakten getroffen. Ich hätte mir gewünscht, dass ich die Informationen, die uns heute vorliegen, schon damals gehabt hätte. Denn mit dem Wissen von heute hätte man damals andere Entscheidungen getroffen."