Jugendmedientag im WDR: Schüler:innen produzieren ihre eigene Sendung

Stand: 19.11.2021, 14:00 Uhr

Rund 2.500 Schüler:innen nahmen am ARD-Jugendmedientag beim WDR teil. Dabei standen Medienkompetenz und journalistisches Handwerk im Mittelpunkt. Die Jugendlichen produzierten im WDR STUDIO ZWEI ihre eigene Sendung oder nutzten Angebote wie Workshops und digitale Führungen.

Am frühen Morgen kann sich Paul vor dem Greenscreen noch mit einem Fingerschnipp in die Südsee, in den Schnee oder auch auf Gleis Neundreiviertel vor dem Hogwarts-Express beamen. Sich mit einem Trick ein Loch in den Bauch freuen. Oder sogar ganz verschwinden. Doch um kurz nach 12 wird‘s ernst im WDR STUDIO ZWEI: Zusammen mit Moderatorin Mira begrüßt Paul die Zuschauer:innen zum Magazin hoch 10. Und schiebt gleich den ersten Aufsager hinterher: "Nun folgt ein Beitrag zum Thema Tourette in der Jugend." Die beiden Jugendlichen gehören zur Klasse 10 der Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule. Und die produziert heute im Rahmen des ARD-Jugendmedientages eine komplette Fernsehsendung. Rund 2.500 Schüler:innen haben sich beim WDR angemeldet, insgesamt 17.000 ARD-weit zu 150 Live-Veranstaltungen – das ist eine neue Rekordmarke.

WDR-Coach Jana Gerich hat die Jugendlichen am Morgen auf das Projekt in der Medienwerkstatt eingeschworen. "Es soll euch Spaß machen – und Versprecher gehören dazu. Dann lächelt ihr und beginnt noch mal." Es gibt natürlich noch viele weitere Jobs, damit die Sendung läuft. Regie, Bildmischung, Ton, Schriftgenerator und Kamera. Die Aufgaben sind verteilt, die Schüler:innen starten in kleinen Teams die Vorbereitungen für die Sendung. Lehrerin Sabine Meloch lächelt zufrieden. "Die Schüler haben sich sehr für dieses Projekt interessiert. Medienkompetenz ist wichtiger denn je – und auch für das Teamgefühl ist das eine gute Erfahrung." Ein kurzes Selfie für den Klassenlehrer ist Pflicht. "Damit er schön neidisch wird."

Im Vierscheibenhaus bereitet sich gerade Isabel Schayani, Moderatorin des "Weltspiegel", auf den Livestream im Youtube-Kanal des Jugendmedientages vor. In wenigen Sekunden startet die Talk-Schalte mit Korrespondent Demian von Osten in Moskau. Und im Kanal läuft Frage um Frage ein. Marie will wissen, wie lange man im Ausland arbeitet und ob man zwischendurch auch mal zurückkommt. Und Andre stellt die Frage, ob es Themen gibt, über die man nicht berichten darf. Einen anderen Schüler interessiert, ob ein Korrespondent selbst entscheidet, wo er hinfährt, um ein Thema zu recherchieren. 

"Wir haben so viele kluge, interessante und schöne Fragen", findet Isabel Schayani. Am Ende verrät Demian von Osten, dass er auf seinem gepackten Rucksack sitzt, um jeden Moment Richtung belarussische Grenze aufzubrechen. "Viel dichter dran kann man nicht sein", zieht Isabel Schayani ein positives Fazit: "Die Schüler lernen, wo es vertrauensvolle Nachrichten gibt. Es war ein lebendiger Dialog, ein lebendiges Signal. Das ist eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit."

Der Weltspiegel-Talk ist eins von insgesamt neun Angeboten des WDR am Jugendmedientag, an dem sich alles um Medienkompetenz und journalistisches Handwerk, um Begegnung und Interaktion dreht. Es gibt Workshops, wie die digitalen Führungen "WDR live and talk" und ein Musik-Battle mit dem WDR-Funkhausorchester. Im WDR STUDIO ZWEI basteln Marlou und Bele vom Team Wissen weiter an ihrem Beitrag zum Thema Schlaf. "Es ist eine gute Möglichkeit, hier beim WDR mal in die Medienwelt reinzuschnuppern", finden die beiden Schülerinnen.

Zeitgleich produzieren Teams des Walburgisgymnasiums Menden im Studio nebenan eine Radiosendung im 1LIVE-Format. Elisabeth und Emeli sind für die Infos, das Wetter und die Staus verantwortlich. "Die Infos haben wir uns im Internet gesucht." Auch Jan-Niklas geht der Radioaufsager über ein neues Internet-Spiel erstaunlich locker über die Lippen. Zwischendurch schaut ein prominenter Gast vorbei, Moderator Olli Briesch beantwortet gerne die Fragen der Schüler:innen. Apropos Prominenz. Beim Fernseh-Team stellt sich gerade funk-Presenterin und Sportschau-Reporterin Svenja Kellershohn den Fragen von Moderator Paul. Und Lotta liefert in der Schalte nach Moskau ein interessantes Interview mit Demian von Osten gleich hinterher.

In der abschließenden Feedback-Runde gehen bei den Schüler:innen alle Daumen hoch. "Die Jugendlichen lernen hier, die Medien nicht nur zu konsumieren, sondern auch zu verstehen", sagt Jana Gerich. "Sie gehen dann mit Medien kritischer um, hinterfragen mehr. Und wir bringen ihnen die Lebenswelt des öffentlich-rechtlichen Fernsehens näher." Auch Annette Busch-Wiesenthal vom Fachbereich Medienkompetenz freut sich darüber, wie professionell und engagiert die Schüler:innen mitgemacht haben. "Uns ist wichtig, den Jugendlichen in der Flut der digitalen Medien eine Orientierung zu geben. Und ihnen gleichzeitig einen Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen. Am Ende geht jede Klasse mit einer fertigen Sendung im Gepäck stolz nach Hause."

Paul hat seine erste Sendung als Moderator hinter sich gebracht, blickt zufrieden in die Runde und bekommt auch noch ein großes Lob von Svenja Kellershohn mit auf den Weg. "Es war manchmal schon ein wenig stressig, aber es hat riesigen Spaß gemacht", verrät der 16-Jährige. Mira, Lotta und Paul sind wie alle anderen Schüler:innen an diesem Tag mit ihren Aufgaben gewachsen. Auch ein wichtiger Effekt des Jugendmedientages im WDR.