Das Landesstudio Wuppertal ging 1996 als siebtes Studio mit einer eigenen Fernsehsendung an den Start, der Lokalzeit Bergisch Land, wie sie anfangs hieß. Moderatorin war damals die Wuppertaler Fernsehchefin: Gabi Ludwig. Die heutige Chefredakteurin Landesprogramme erinnert sich noch gut an die arbeitsintensive Entwicklungsphase der neuen Sendung. Ludwig war erst kurz zuvor vom damaligen Chefredakteur Cornelius Bormann vom ZDF zurück zum WDR geholt worden und kam mit einem Bündel von frischen Ideen und klaren Vorstellungen über die Machart einer attraktiven regionalen TV-Sendung im Gepäck. "Ich wollte interessante Geschichten aus der Umgebung zeigen, deren Fakten für das Publikum ja jederzeit nachprüfbar sind und diese mit einer anderen Sendungs-Dramaturgie und einer neuen, emotionaleren Ansprache verbinden", berichtet Gabi Ludwig heute.
Wuppertal 1996: Neue Ideen aus dem gläsernen Sendestudio
Umgesetzt wurde das Ganze zunächst in provisorischer Umgebung. Die frisch gegründete siebenköpfige Redaktion tagte mangels Mobiliar zunächst im Schneidersitz auf dem Teppichboden. Dafür bot das gläserne Sende-Studio in der Rathaus-Galerie für damalige Verhältnisse allerhöchste Modernität: Das shoppende Publikum konnte bei der Sendung durch die Scheibe live dabei sein.
2010 erfolgte der Umzug an die Friedrich-Ebert-Straße, wo erstmals voll digitale Radio- und TV-Studios zum Einsatz kamen. Magnetbänder wurden nach und nach aussortiert, die Festplatte hielt Einzug in die Produktion.
"Lokalzeit" für alle: Eine Erfolgsstory
Zu dem Zeitpunkt war der Begriff "Lokalzeit" beim TV-Publikum in NRW schon bestens eingeführt. Regionalfernsehen im WDR hatte es natürlich schon früher gegeben. Bis 1996 wurde regional aber in sogenannten Fensterprogrammen gesendet, Beiträge aus dem Bergischen Land zum Beispiel wurden vom Landesstudio Düsseldorf produziert.
Mit der Marke "Lokalzeit" erhielten die Regionalsendungen dann eben am 15. April 1996 auch einen gut merkbaren einheitlichen Titel. An der Namensfindung war Gabi Ludwig nicht beteiligt. Für sie steht der Name inzwischen für ein gelungenes Konzept für regionale Berichterstattung im Fernsehen, aber auch auf WDR 2 und zunehmend auch auf digitalen Ausspielwegen.
"Das Publikum vertraut den Informationen, die wir liefern"
Die Lokalzeit aus inzwischen elf Studios ist heute die erfolgreichste Regelsendung im WDR-Fernsehen, mit Marktanteilen von bis zu über 30 Prozent, was in absoluten Zahlen schon mal mehr als zwei Millionen Zuschauer*innen sind. Auch die unter 30-Jährigen holen sich zunehmend regionale Infos aus der Lokalzeit, live im TV und gerne auch aus der Mediathek. "Das Publikum vertraut den Informationen, die wir liefern", nennt Gabi Ludwig einen großen Erfolgsfaktor und sieht die Lokalzeit damit in dieser unruhigen Zeit als einen wichtigen Ankerpunkt, ja als ein Lagerfeuer für die Menschen, um das sie sich in Krisenzeiten gerne versammeln. Ludwig: "Das halte ich derzeit auch gesellschaftspolitisch für extrem wichtig."
"Lokalzeit" soll im Digitalen weiter ausgebaut werden
Und der WDR hat noch viel vor mit der Lokalzeit. Gerne wolle man zukünftig in der Fläche noch sichtbarer werden und vor allem, "die Lokalzeit noch stärker ins Digitale holen", sagt Gabi Ludwig. Dort, in einer weltweiten Konkurrenz-Situation, habe man neue Erzählweisen finden müssen, sich aber inzwischen schon gut behauptet. "Bei Facebook beispielsweise kommt die Lokalzeit insgesamt schon auf rund 1,2 Millionen Abonnenten und auf mehr als 10 Millionen Interaktionen im Jahr", so Gabi Ludwig. Neue Produkte auf Youtube, Instagram und als Podcast werden gerade getestet.
Das Wuppertaler Team hat als "crossmediales Laborstudio" gezeigt, wie eng Redaktion und Produktion zusammen arbeiten können, so dass die Geschichten schnell und passend auf die digitalen Plattformen genauso wie in Fernsehen und Radio kommen.
Impressionen aus 25 Jahren
In Wuppertal freut sich das ganze Team mit seinen rund 100 festen und freien Mitarbeiter*innen über das Jubiläum, auch wenn man es Corona-bedingt nicht live mit dem Publikum feiern könne, wie Studioleiterin Katja Stehmann berichtet. Am 15. April soll aber zumindest im Programm auf die vergangenen 25 Jahre geblickt werden.
Die "Lokalzeit Bergisches Land", wie sie inzwischen heißt, hat zwar ein relativ kleines Sendegebiet, das aber eine große Themenvielfalt bietet. "Die Reporter*innen sind in den drei Großstädten Wuppertal, Solingen und Remscheid ebenso zu Hause, wie in den ländlichen Gebieten samt Fachwerkhaus-Idylle und schönen Talsperren", erzählt Stehmann. "Wir sind ganz nah dran an den Menschen, den großen und kleinen Geschichten und News." Sei es beim Warnstreik der Autozulieferer, der Reparatur der Schwebebahn oder der Geburt eines Elefantenbabys im Zoo.
Studio Wuppertal: Auch technisch auf dem neusten Stand
Das alles wird produziert und gesendet mit einer gerade erst neu eingebauten, modernen und flexiblen Technik, die crossmediales Arbeiten erleichtert. Katja Stehmann freut sich übrigens schon auf das nächste Jubiläum im kommenden Jahr. Denn am 23. Februar 2022 wird das Wuppertaler WDR-Landesstudio, das zunächst als reines Hörfunk-Studio an den Start ging, 50 Jahre alt.