Britta Frielingsdorf, Beauftragte für Gleichstellung und Diversity of People, zeigt im Gleichstellungsbericht 2023 Fortschritte, aber auch Handlungsfelder der Gleichstellung im WDR auf.

"Gleichstellung heißt Rollen aufbrechen"

Stand: 09.07.2024, 14:00 Uhr

"Eine WDR-Geschäftsleitung von fünf Frauen und zwei Männern ist toll, heißt aber nicht, dass wir im WDR alle Gleichstellungsziele erreicht haben", sagt Britta Frielingsdorf. Die Beauftragte für Gleichstellung und Diversity of People zeigt im Gleichstellungsbericht 2023 Fortschritte, aber auch Handlungsfelder der Gleichstellung im WDR auf.

"Der WDR darf sich nicht darauf ausruhen, was er in punkto Gleichstellung geschafft hat", sagt Frielingsdorf. "Sonst verlieren wir aus dem Blick, wo es noch etwas zu tun gibt." Ein Schwerpunkt des Gleichstellungsberichts 2023 ist das Thema Teilzeitarbeit und die berufliche Entwicklung der Mitarbeitenden in Teilzeit. Im Zentrum steht die Frage: Haben Beschäftigte in Teilzeit die gleichen Chancen, sich zu entwickeln, wie Beschäftigte, die in Vollzeit oder vollzeitnah arbeiten? Es ist sehr schwierig zu messen, ob Teilzeitarbeit Karriere- und Aufstiegschancen verringert, betont Britta Frielingsdorf. Aber da Teilzeitkräfte weniger Arbeitszeit haben, sind sie naturgemäß seltener verfügbar als Vollzeitkräfte – und werden möglicherweise auch seltener mit bestimmten Projekten betraut oder motiviert, Führungsaufgaben zu übernehmen. "Unser Ziel ist es, dass Führungskräfte Menschen in Teilzeit ebenso auf dem Schirm haben wie Menschen, die in Vollzeit arbeiten, andernfalls entgeht uns viel Potential."

Fast ein Drittel der WDR-Beschäftigten in Teilzeit – Tendenz steigend

Das Thema gewinnt mehr und mehr an Bedeutung, denn fast ein Drittel aller Beschäftigten im WDR arbeitete 2023 in Teilzeit, Tendenz steigend. Über 70 Prozent davon sind Frauen, wobei der Männeranteil steigt. Ihr sei es daher wichtig zu sensibilisieren, betont die Gleichstellungsbeauftragte: "Die Führungskräfte müssen verstehen, dass bei Teilzeitbeschäftigten die Arbeitszeit, nicht aber das Potential reduziert ist. Und auch die Beschäftigten können etwas dafür tun! Wer sich weiterentwickeln will, muss auf Vorgesetzte zugehen."

Ob Führen in Teilzeit oder vollzeitnah, rollenbasiertes Führen – die Vielfalt der alternativen Führungsmodelle im WDR wächst, auch das dokumentiert der Gleichstellungsbericht. Neben sieben Führungsteams im Topsharing haben 2023 weitere rollenbasierte Führungsteams die Arbeit aufgenommen, in der Programmgruppe Landesstudios und im Programmbereich Kultur und Gesellschaft. "Diese Modelle haben für alle im WDR eine wichtige Vorbildfunktion", sagt Britta Frielingsdorf. "Sie helfen uns, unser bisheriges Bild von Führung zu verändern. Je mehr verschiedene Führungsmodelle es gibt, desto besser für alle, für die das bisherige Modell der Führung in Vollzeit nicht passt." Der überwiegende Teil der Führungskräfte arbeitete allerdings auch 2023 im WDR in Vollzeit.

Insgesamt waren im WDR 2023 2.051 Frauen und 2.082 Männer festangestellt. Personen, die zu ihrem Geschlecht keine Angabe gemacht haben, sind aus Datenschutzgründen nicht separat erwähnt. Unverändert bleibt die Geschlechterverteilung in den Direktionen: In vier der fünf Direktionsbereiche des WDR sind 2023 mehr als die Hälfte aller Beschäftigten Frauen. In der Direktion Produktion und Technik liegt der Frauenanteil weiterhin deutlich niedriger.

"Gleichstellung ist nicht nur der Abbau von Unterrepräsentanz von Frauen. Nach unserer Überzeugung geht es auch darum, Rollenbilder aufzubrechen." Hier sieht Britta Frielingsdorf insbesondere in den Ausbildungsberufen Bedarf. 2023 bildete der WDR in zwölf Berufen aus. Bei der Verteilung von Frauen und Männern auf die einzelnen Berufe zeige sich allerdings die "klassische" Verteilung: Frauen bewerben sich am stärksten für die kaufmännischen und verwaltenden Berufe, Männer für IT- und Nachrichtentechnik. "Ich arbeite darauf hin, dass wir weniger geschlechterstereotyp ausbilden. Das ist eine große Herausforderung, denn das können wir nur bedingt steuern. Es bewerben sich einfach nur wenig Frauen im Bereich IT- und Nachrichtentechnik und nur wenig Männer für kaufmännische Berufe." Deshalb gelte es anzusetzen, bevor die Menschen sich überhaupt im WDR bewerben.