Gut gerüstet für die Wahl

Stand: 18.09.2017, 15:34 Uhr

Im Netz werden Kandidaten und Themen rund um die Bundestagswahl auf Herz und Nieren geprüft. "Wahlwatch" und "Kandidatencheck" sind zwei der Onlineprojekte, mit denen der WDR Wählern bei der Meinungsbildung hilft.

Von Heiko Schlierenkamp

Kandidatencheck reloaded

Seit Ende August präsentiert der WDR rund 500 Kandidatinnen und Kandidaten für die Bundestagswahl aus NRW online. Damit wird das Online-Projekt zur NRW-Landtagswahl, das im Juni den Grimme Online Award erhielt, neu aufgelegt. "Zwischen 17. April und 15. Mai hatte der Kandidatencheck fast 7,8 Millionen Page Impressions und über 700.000 Visits. Die Videos wurden insgesamt 1,97 Millionen Mal abgerufen", sagt WDROnline- Chef Stefan Moll. Deshalb ändert sich am Erfolgskonzept nichts: Die Politiker beantworten vor der Kamera unter Live-Bedingungen alle dieselben Fragen – jeder hat dafür vier Minuten Zeit. Wie viele Fragen die Kandidaten schaffen, hängt von der Länge ihrer Antworten ab. Nachträgliche Schnitte oder Wiederholungen sind ausgeschlossen. Für WDR-Intendant Tom Buhrow war schnell klar, dass der "Kandidatencheck" auch zur Bundestagswahl angeboten werden sollte: "Für die Wähler ist der WDR-Kandidatencheck eine Bereicherung, weil wir sie damit befähigen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Für mich ist das demokratische Grundversorgung pur. Der Kandidatencheck ist ein Teil des öff entlich-rechtlichen Informationsauftrags im digitalen Zeitalter." WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn ergänzt: "Wir wählen nicht nur Parteien, sondern mit unserer ersten Stimme auch Personen. Dafür liefert der Kandidatencheck eine Orientierungshilfe, die es so bislang nicht gab." Der Fragenkatalog wurde auf bundespolitische Themen zugeschnitten und umfasst diesmal 28 Fragen. Er war, wie schon beim Check zur Landtagswahl, den Teilnehmern vorher bekannt und wurde für jedermann einsehbar im Blog des "Kandidatenchecks" veröff entlicht. Die Nutzer können den "Kandidatencheck" nach den Kategorien Name, Wahlkreis, Partei, Alter und Landesliste durchsuchen. Zusätzlich gibt es weitere Informationen zu den Kandidaten, und alle Videos sind untertitelt.

Wahr oder falsch?

#wahlwatch ist wieder online. Bis zur Bundestagswahl überprüft der WDR Politikeraussagen. Dabei geht dieses Faktencheck-Format einen Schritt weiter als andere Faktenchecks. Die Mission: Tatsachenbehauptungen des politischen Spitzenpersonals überprüfen, den Wahrheitsgehalt beurteilen und die Rechercheergebnisse in die sozialen Netzwerke spielen. Beobachtet werden alle im Bundestag vertretenen Parteien und solche, die realistische Chancen haben, einzuziehen. "Dabei geht das Projekt #wahlwatch einen Schritt weiter als übliche Faktenchecks", sagt Redakteur Tobias Reckmann. "Wir überprüfen nicht nur Aussagen und geben den geäußerten Fakten Kontext. Wir sorgen auch dafür, dass sich diese von uns korrigierten Fakten viral in den sozialen Netzwerken verbreiten." Dafür setzt das #wahlwatch-Team auf Vertical Videos. "Das sind Videos im Seitenverhältnis 1:1. Das bedeutet, dass sie auf allen Endgeräten – egal ob Smartphone oder Desktop PC - gleich gut angezeigt werden können", erklärt der WDR-Journalist. "Wir wissen auch, dass mehr als 90 Prozent unserer User Videos ohne Ton schauen, zum Beispiel, weil sie sich in mobilen Nutzungssituationen befi nden. Deswegen werden alle Videos konsequent untertitelt. Diese und weitere Faktoren erzeugen ein Videoformat, das hochteilbar und sehr Community-affin ist." Der Erfolg gibt den #wahlwatch-Machern recht. Im Landtagswahlkampf konnten mit 37 Check-Videos über 3,6 Millionen Menschen erreicht werden. Zum Team gehören vier Fernsehredakteure aus der Programmgruppe Aktuelles und dem Programmbereich Landespolitik: Neben Reckmann sind das Katrin Schlusen, Lena Brochhagen und Henrik Hübschen. Sie arbeiten mit zwölf freien Mitarbeitern zusammen. Beobachtet werden Auftritte in Hörfunk, Fernsehen und Print sowie die Social-Media-Accounts der Parteien und Spitzenpolitiker. Zusätzlich können Zuschauer Faktenchecks über ein Internet-Formular anregen. Die Quellen eines jeden #wahlwatch-Faktencheck- Videos werden transparent zusammen mit dem Video gepostet und auf einer Archivseite auf wdr.de gesammelt.