Ein Jahr leben und arbeiten mit Corona – Eine Programmbilanz

Stand: 18.03.2021, 10:00 Uhr

Corona hat die Lebenswelt der Menschen in den vergangenen zwölf Monaten entschieden verändert und damit auch das WDR-Programm deutlich beeinflusst. In kürzester Zeit haben Redaktion und Produktion inhaltlich und organisatorisch neue Wege eingeschlagen.

Der WDR produzierte von März 2020 bis heute alleine 54 „Extras“, von denen 16 in der ARD und 38 im WDR Fernsehen gesendet wurden. Dazu kamen 25 Sonderausgaben von „WDR aktuell“ sowie diverse Live-Streams im Netz. Verantwortet wurde dies alles im Newsroom, der Herzkammer der aktuellen Berichterstattung im WDR, wo auch die Aktuelle Stunde angesiedelt ist. Dazu stemmte die Redaktion das Regelprogramm, das teilweise mehr Sendezeit bekam, und entwickelte neue Formate für die Radio-Nachrichten und das Netz. Zum Beispiel die Postleitzahlensuche der Messenger-Dienste von WDR aktuell, mit der sich die Nutzer*innen die neuesten Corona-Fallzahlen ihres Wohnortes schnell auf ihr Handy holen können. WDRforyou war im vergangenen Jahr zu Corona-Fragen eine zentrale Anlaufstelle für geflüchtete Menschen - in Deutschland mit mittlerweile über 750 000 Abonnenten. Besonders der Facebook-Account erwies sich als hochattraktiv, allein in einer Aprilwoche gab es dort über 110 000 Interaktionen. Schon früh in der Pandemie bot WDRforyou Online-Talkshows aus dem Homeoffice an – mit allen Fragenstellungen, die die internationale Community zu Corona bewegte.

Zuschauerrekorde am Vorabend

Auch im AKS-Studio nur mit Plexisglasscheibe

Die Lokalzeit-Teams schauten in etlichen landesweiten Sondersendungen auf besondere Aspekte der Pandemie im Westen. Im Mai beispielsweise auf die Zoos und Tierparks und im Juni auf „Unsere Kinder in der Krise“. Im Dezember transportierte „Wir sind Weihnachten“  aus Dortmund wenigstens ein bisschen Feststimmung in die Wohnzimmer. Zwischen 18 und 20 Uhr erreichte das WDR Fernsehen mit WDR aktuell, Servicezeit, Aktuelle Stunde und Lokalzeit 2020 einen Marktanteil von 19,9 Prozent – das waren so viele Zuschauer*innen wie nie zuvor. „Die Menschen in Deutschland haben uns gerade in Zeiten der Pandemie ihr Vertrauen geschenkt“, bilanzierte WDR-Intendant Tom Buhrow zu Jahresbeginn.

Wissenschaftsjournalismus besonders nachgefragt

Besonders wichtig wurde im vergangenen Jahr der Wissenschaftsjournalismus – als Gatekeeper verlässlicher Fakten. Auf besonders großes Interesse stieß unter anderem das Quarks-Video "Wann ist die Pandemie vorbei?" von März 2020 - es wurde bei YouTube 2,4 Millionen Mal aufgerufen. Das Digitalteam von Quarks postet auf Instagram (901.000 Abonnenten) und Facebook (592.000 Abonnenten) mehrmals wöchentlich aktuelle Corona-Themen. Neu und erfolgreich gestartet ist der Podcasts "Quarks Science Cops", der wissenschaftlichen Unfug aufdeckt – die WDR-Antwort auf Fake News.

Mit seinem prominenten medizinisch-journalistischem Fachpersonal entwickelte der WDR zudem ganz spezielle Beratungsangebote. Zu einem Dauerbrenner geriet dabei der Podcast „Coronavirus – Doc Esser klärt auf“.  Seit 100 Folgen beantwortete der aus der WDR-Servicezeit bekannte Oberarzt aus Remscheid, der 2020 selbst an Covid19 erkrankt war, Fragen der Menschen rund um die Pandemie. 2,55 Millionen Mal wurde der Podcast bislang abgerufen, angesichts dieses hohen Interesses macht der TV- und Internet-Doc natürlich weiter. Essers Kollege Dr. Eckart von Hirschhausen, als Arzt und Medizinjournalist in vielen Medien-Formaten unterwegs, wollte es  genau wissen und berichtete im Februar 2021 inmitten der Impfdebatte bei "Hirschhausen als Impfproband" über seine Erfahrungen als Teilnehmer einer Impfstudie an der Uniklinik Köln. Die WDR-Produktion im Ersten lockte 3,5 Millionen Menschen an.

Lernen am Bildschirm mit André und der Maus

Lernen am Bildschirm und das auch noch mit Spaß – das ist im Lockdown ein besonders wichtiger Aspekt für Schüler*innen, Lehrer*innen und ganze Familien, die mit Homeschooling zu tun haben. Damit hat die Programmgruppe Quarks mit ihren Online-Formaten Planet Wissen, Planet Schule und „schule digital“ bei Lehrer*innen, Eltern und Schüler*innen gepunktet: Die Angebote hatten über das gesamte erste Corona-Jahr enorm gestiegene Zugriffe. Denn mit Bekanntwerden des ersten Lockdowns wurde in diesen Formaten sofort mit attraktiven Online-Angeboten für das Lernen zuhause reagiert. Auch die zusätzlich ins Programm genommene tägliche Live-Sendung „Der etwas André Unterricht“ hat über Wochen in beiden Phasen der Schulschließung Grundschulkindern und Eltern auf unterhaltsame Weise spannende Wissensinhalte vermittelt. Und auch die Maus schob im Dezember und Januar Extraschichten und feierte zudem ihren 50. Geburtstag im Lockdown.

Musik im Netz und in Autokinos

Der Lockdown macht auch den Künstler*innen weiter schwer zu schaffen. Die WDR-Ensembles musizierten weitgehend im Netz. Rund 25 Millionen Mal wurden ihre Konzerte und Clips auf Social-Media-Kanälen abgerufen, rund 600 000 Menschen waren bei den rund 50 Konzerten im Live-Stream dabei. Um den Menschen in NRW und darüber hinaus weiterhin positive Momente zu bereiten, versorgt auch WDR 3 die Zuhörer*innen im Rahmen der „Kulturambulanz“ mit Livekonzerten und gibt dort Künstler*innen, die nicht auftreten können, weiter eine Plattform. Mehr als 80 Konzerte waren es seit März 2020.

Als vorübergehend Liveauftritte möglich waren, traten im April die Kölschrocker von Brings in einem Autokino auf, den Beifall gab es per Hupe. Ähnlich in Münster, wo lokale Künstler, u.a. Götz Alsmann, auf einer Bühne vor begeisterten Menschen in Autos Musik machten. Beide Konzerte waren live auf verschiedenen Kanälen zu sehen, mehrere zehntausende Menschen schauten dabei zu. Die Kabarett-Experten der „Mitternachtsspitzen“ sendeten aus einem grünen Innenhof in Köln mit Publikum, das aus sicherer Entfernung zuschaute, von Balkonen, Terrassen oder aus Fenstern. Und ganz flott war auch die digitale WDR-Bühne für Satire, Kabarett und Comedy eröffnet. Auf weiterlachen.wdr.de stehen mittlerweile über 150 Videos zur Verfügung, u.a. mit Florian Schröder, Wilfried Schmickler oder Sarah Bosetti.

Mediathek: Ein Plus von 1300 Prozent für Planet Schule

Das starke Publikums-Interesse setzte sich auch in der Mediathek fort. Um sagenhafte 1328 Prozent steigerte zum Beispiel Planet Schule die Zugriffszahlen im Corona-Jahr, wie auch andere Wissens-Sendungen dort kräftig zulegten. Und auch die Aktuelle Stunde verzeichnete ein Abrufplus von 51 Prozent. Man sieht an dieser keineswegs vollständigen Aufzählung: in der Corona-Pandemie wartete der WDR mit vielen neuen Programmideen auf, setzte aber auch erfolgreich auf bewährte Qualität.