Als das Heim für Besucher geschlossen wurde, hörte Elfriede Reduhn auf zu essen

Doku über vermeintliches "Horrorheim" ausgezeichnet

Stand: 19.04.2021, 12:54 Uhr

Der 1. Preis beim Medienpreis der "Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin" (DGIM) geht an die von WDR und NDR koproduzierte TV-Dokumentation "Ich weiß nicht mal wie er starb – Wie ein Pflegeheim zur Corona-Falle wurde".

Arnd Henze und Sonja Kättner-Neumann rekonstruieren in ihrem 45-minütigen Film den Corona-Ausbruch im Wolfsburger Hanns-Lilje-Heim. Im Frühjahr 2020 kamen dort 47 demenziell erkrankte Bewohner*innen ums Leben. Auch viele Pflegekräfte erkrankten. Das Heim geriet bundesweit in die Schlagzeilen und wurde medial als "Horrorheim" stigmatisiert.

Den Pflegekräften eine Stimme gegeben

In seiner Laudation würdigte Eckart von Hirschhausen im Namen der Jury den "hohen gesellschaftlichen Wert der Reportage." Durch "vorurteilsfreie Befragung und stille Beobachtung" habe sie "den Finger in die größte Wunde des Infektionsgeschehens gelegt." Dabei gelinge es den Autor*innen, "Ambiguität auszuhalten und zu transportieren, kritische Stimmen für sich selbst sprechen und im Zweifel stehen zu lassen." Zugleich geben sie "denen eine Stimme, die zu Anfang beklatscht, die aber nie ausreichend gewürdigt, entlohnt und anerkannt wurden: den Pflegekräften."

Die Dokumentation lief am 12. Oktober 2020 im Ersten und wurde im WDR, NDR und auf 3 SAT wiederholt. Die Redaktion liegt bei Christiane Mausbach (WDR) und Gabi Bauer (NDR).

Ebenfalls ausgezeichnet wurden Lena Kampf und Rainer Stadler, die aus der gemeinsamen Recherche die Titelgeschichte "In der Falle" für das SZ-Magazin schrieben.

Der Medienpreis der DGIM wurde am 18. April in Wiesbaden in einem hybriden Festakt überreicht.