"Wahre und menschliche Bilder": Kamerapreis-Nominierung für Salama Abdo

Stand: 30.04.2021, 11:55 Uhr

Für seine Arbeit in einer WDRforyou-Reportage über das Flüchtlingslager Moria ist Salama Abdo für den diesjährigen Deutschen Kamerapreis nominiert.

Ob er bei der Online-Preisverleihung am 21. Mai wirklich als Gewinner der Kategorie "Journalistische Kurzformate" verkündet wird, ist für Salama Abdo fast zweitrangig. Schon über die Nominierung habe er sich "sehr gefreut" und betrachte diese als große Anerkennung für jemanden, der noch nicht lange in Deutschland lebt. Und überhaupt, der für ihn wichtigste Preis sei es zu wissen, dass seine Bilder der katastrophalen Zustände im überfüllten Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos die "richtigen Gefühle zu den Zuschauern gebracht haben". Gefühle, die Menschlichkeit und Verständnis wecken und Hoffnung befördern.

Eigene Fluchterfahrung half bei der Kameraarbeit

Seine eigenen Erfahrungen hätten ihm bei dieser Produktion sehr geholfen, sagt Abdo. Denn 2015 war er nach seiner Flucht aus Syrien selbst nach Lesbos gekommen, als die Lage dort noch nicht so dramatisch war. Nächte unter freiem Himmel, Steine als Kopfkissen, das sind kleine Erinnerungen an diesen Teil der Flucht, die dann irgendwann zunächst in Dortmund endete. Aber das Hineinfühlen können in die Lage der Menschen vor seiner Kamera, das Wissen über Traumata und Todesängste erleichterten ihm den Zugang zu den Menschen und das Einordnen ihrer aktuellen Situation.

An der Seite von Isabel Schayani war der Kameramann im Februar 2020 mehrere Tage im Lager Moria unterwegs, sieben Monate bevor es wohl durch Brandstiftung größtenteils zerstört wurde. 40 Prozent der dort in Zelten zusammengepferchten Bewohner*innen waren Kinder. Für Abdo, der vorher und auch nachher immer wieder und auch für den WDR Flüchtlingslager besucht hat, eine besondere Herausforderung, wie er immer wieder betont. In dem 30-minütigen Beitrag ist deutlich zu erkennen, wie sehr Hunger, die lange Suche nach halbwegs sauberen Toiletten und Waschgelegenheiten, dazu Kälte, Sicherheitsprobleme und die fühlbare Hilflosigkeit der Erwachsenen den Mädchen und Jungen zusetzen.

Bilder von kindlicher Zuversicht

Abdos Bilder transportieren aber auch kindliche Zuversicht, etwa aus dem improvisierten Schulunterricht im dunklen Zelt, wo Kinder ein paar Brocken Deutsch lernen, die Sprache des Landes, in das die meisten weiterreisen wollen. Oder wenn der vielleicht siebenjährige Muhammad aus dem Iran erzählt, er wolle so gerne nach Athen, weil er gehört habe, dass die Menschen sich dort nicht so viel streiten würden. "Es war teilweise ein schlechtes Gefühl, in den vollen Zelten und mit den verzweifelten Familien zu drehen", sagt Salama Abdo, "aber ich wollte unbedingt schöne Bilder machen, schön im Sinne von wahr und menschlich".

In Köln hat sich Abdo mittlerweile als Kameramann und selbstständiger "Director of Photography / Cinematographer" für Dokumentarfilme etabliert. Vor seiner Flucht aus Syrien hat er sich u.a. in Dubai und den USA dazu ausbilden lassen. In dieser Zeit sind viele internationale Kontakte entstanden, die auch WDRforyou gerne nutzt. Weitere gemeinsame Projekte sind geplant.