Deutscher Hörbuchpreis zum 20. Mal verliehen

Stand: 15.03.2022, 17:41 Uhr

Am 15. März 2022 wurde der Deutsche Hörbuchpreis verliehen. Die Live-Sendung von WDR 5 steht zum Nachhören in der Mediathek. Wir haben mit Mathias Hoheisel, Geschäftsführer des Vereins Deutscher Hörbuchpreis, und Henrike Wenschkewitz, Projektleiterin des Wettbewerbs, gesprochen.

Von Christoph Pierschke

Der Deutsche Hörbuchpreis wurde 2003 ins Leben gerufen. In diesem Jahr gingen 18 Nominierte in sechs Kategorien ins Rennen um die Auszeichnung. Neben einer Trophäe erhalten die Gewinner:innen ein Preisgeld von 3.333 Euro.

Die Liste der Prominenten unter den Nominierten ist lang, hier finden sich Namen wie Martina Gedeck, Milena Karas, Jördis Triebel, Jens Harzer, Edgar Selge, Devid Striesow und Charly Hübner.

Zu hören ist die Veranstaltung auch in diesem Jahr auf WDR 5, angeschlossen sind zahlreiche Kulturwellen der ARD.

Wir haben mit Mathias Hoheisel, dem Geschäftsführer des Vereins Deutscher Hörbuchpreis und Abteilungsleiter Ressourcensteuerung und Herstellung, sowie Henrike Wenschkewitz, Geschäftsstelle Deutscher Hörbuchpreis und Projektleiterin des Wettbewerbs, gesprochen.

Herr Hoheisel, Frau Wenschkewitz, welche Bedeutung hat der Deutsche Hörbuchpreis?

Hoheisel: Der Deutsche Hörbuchpreis wird bereits zum 20. Mal verliehen, das alleine zeigt schon die Bedeutung für das Genre Hörbuch, die Verlage, Rundfunkanstalten sowie das Publikum beziehungsweise jetzt die Zuhörer:innen. Er ist DER deutsche Hörbuchpreis, ein renommierter Preis, den man wahrnimmt, das bekommen wir auch aus den Verlagen zurückgespielt. Und er setzt Trends: Wir waren der erste Preis, der Podcasts prämiert hat.

Wenschkewitz: Man darf auch nicht vergessen: Buchpreise gibt es rund 950, aber Hörbuchpreise im deutschsprachigen Raum nur ganz wenige, und unserer hat die meisten Kategorien – insgesamt sechs.

Was waren in den 20 Jahren für Sie die Highlights, wovon sprechen Sie noch heute?

Wenschkewitz: Das ist schwierig, ich bin seit elf Jahren dabei. Gert Heidenreich war so ein Highlight für mich, vor drei Jahren, als Bester Interpret für Kazuo Ishiguros „Was vom Tage übrig blieb“. Da ist auf großartige Weise ein Nobelpreisträgertext mit einem kongenialen Interpreten zusammengetroffen.. Aber auch unsere Sonderpreisträger:innen haben mich beeindruckt, insbesondere Katharina Thalbach.

Hoheisel: Wenn ich daran zurückdenke, wie ich – lange vor meiner Zeit als Geschäftsführer – die Anfänge 2003 mitverfolgt habe, muss ich sagen, dass wir damals nicht gedacht hätten, dass wir einmal den 20. Hörbuchpreis haben werden. Und: Die Kinderjury beeindruckt mich immer wieder ganz besonders. Sie sehen das aus einer anderen Perspektive und sind immer mit großem Engagement dabei. Das hat auch mit der Zukunft des Preises zu tun: Solange es Kinder gibt, die Hörbücher hören, nehmen sie diese Begeisterung auch in die Zeit als Erwachsene mit.

Wie hat sich der Deutsche Hörbuchpreis im Laufe der Jahre verändert?

Hoheisel: Die Kategorien wurden immer wieder einmal angepasst und auch die Jury hat sich immer mal wieder verändert. Da kommen dann andere Menschen, die einen anderen Input bringen. Dann war natürlich die Einführung des Genres Podcast eine Veränderung. Einige fragten sich: Hat das überhaupt etwas mit Hörbuch zu tun? Wir waren aber der Überzeugung: Ja!

Was wir beim Podcast derzeit sehen, also diesen gewissen Hype, den hatte zur Geburtsstunde des Preises das Hörbuch. Im Vergleich dazu wird heute wesentlich ausgewählter produziert. Und auch die aktuelle Themenlage ändert sich von Jahr zu Jahr und wirkt sich auf die Nominierungen aus – wir haben jetzt bei den Nominierungen beispielsweise auch ein Stück, das sich mit Corona beschäftigt.

Wenschkewitz: Dazu kommen Veränderungen im Ablauf. So haben wir wegen Corona auf digitale Einreichung umgestellt. Für die Jurys war das eine größere Umstellung, als man zuerst denkt.

Hoheisel: Und: Das große Event hier in Köln, im großen Sendesaal, das gibt es jetzt seit drei Jahren ja nicht mehr. Wobei Radio und das Medium Hörbuch gut zueinander passen. Aber wir hoffen, irgendwann wieder auf die Bühne zu können, wo dann Musik stattfindet und die Künstler:innen den Preis live in die Hand nehmen.

Traf sich die Jury real oder virtuell?

Wenschkewitz: Die Jurys trafen sich ausschließlich virtuell, die Nominierungsjury zweimal, die Preisträger- und die Kinderjury je einmal.

Wie hat sich die Zahl der Einreichungen zum Wettbewerb entwickelt?

Wenschkewitz: Sie liegt seit Jahren recht konstant bei über 300.

Sind für die Zukunft Änderungen geplant?

Hoheisel: Nein, zumal wir wegen der aktuellen Situation auf Sicht fahren müssen. Ich denke, dass die Radiosendung zur Verleihung und die digitale Form der Einreichung bleiben werden. Auch die Kategorien sind aus meiner Sicht gut aufgeteilt. Ich denke, das hat erst einmal Konstanz.

Wie läuft die Verleihung des Deutschen Hörbuchpreises heute Abend ab?

Hoheisel: Im Radio in WDR 5. Marija Bakker wird die Sendung live moderieren. Ein Ensemble der WDR Bigband spielt ebenfalls live im Funkhaus und wird zugeschaltet. Von den Preisträger:innen können und werden natürlich nicht alle hier vor Ort sein. Ein paar werden jedoch da sein und live interviewt. Diejenigen, die nicht kommen können, werden vorproduziert eingespielt.

Wenschkewitz: Auch die Begründungen der Juror:innen sind bereits aufgezeichnet worden.

Wie wird das Hörbuch im Jahr 2050 klingen?

Hoheisel: Das ist natürlich ein bisschen Kaffeesatzleserei. Ich glaube, es wird noch viel digitaler sein. Die klassische CD zum Anfassen wird es, wenn überhaupt, nur noch als Geschenkartikel geben. Ich vermute, alles andere wird auf anderen Endgeräten ausgespielt werden.

Wenschkewitz: Das Hörbuch wird dadurch aber nicht an Bedeutung verlieren. Die Menschen werden immer ein Bedürfnis nach Inspiration, Unterhaltung und Literatur in jeder Gestalt haben. Das Vorlesen, das Erzählen, das man schon als Kind erlebt, wenn einem die Eltern Bücher vorlesen, das setzt sich fort, ein Leben lang – hoffentlich.